Hochtief AG

Wertschöpfung in einer dezentralen Industrie

31.05.2005 von Ingo Butters
Frank Schröder, CIO der Hochtief-Aktiengesellschaft, hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Er möchte die gesamte Prozesskette von Deutschlands größtem Baukonzerns durch standardisierte IT-Lösungen mit möglichst harmonisierten Betriebskonzepten abbilden. Bisher können die Standard-Lösungen der großen IT-Anbieter nicht alle Bereiche von Finanzierung, Planung, Bau und Betrieb vollständig abdecken. Frank Schröder will das ändern.

"Wir sind kein Unternehmen mit einheitlichen Fertigungsstrukturen“, erklärt Frank Schröder. "Unser Geschäft besteht aus einzelnen, lokalen und zeitlich begrenzten Projekten. Diese projektorientierte Industrie gilt es zu unterstützten. Das macht unsere Ansprüche an die IT schon sehr spezifisch.“

Wo möglich setzt der IT-Verantwortliche von Hochtief auf Standardlösungen. Doch beispielsweise bei der integrierten Unterstützung des Projekt-Managements lassen die am Markt verfügbaren Standardprodukte Wünsche offen. "Bisher liefern die bekannten Systeme nicht das, was die Bauindustrie wirklich benötigt.“ Auch deshalb arbeitet Hochtief beim Projekt-Management teilweise mit einer Kombination von lokalen IT-Lösungen. Frank Schröder möchte diese Aufgaben jedoch näher an das zentrale ERP-System heranführen.

Ein Ziel der Hochtief-IT ist es daher, in Zusammenarbeit mit den Weltmarktführern der IT-Industrie zu erreichen, dass die Belange der Bauindustrie sich in zukünftigen Standardprodukten noch deutlicher niederschlagen. Letztendlich würde dies zu einer weiteren Verbesserung der Effizienz und zu weiter sinkenden IT-Kosten führen.

"Einen wichtigen Teil unseres Gesamtkonzepts für die IT nennen wir Virtual Design and Construction“, erklärt Schröder. "Unser Ziel ist es, alle Daten - vom ersten Gedankenstrich eines Architekten bis hin zum Abriss eines Gebäudes - zu erhalten und ineinander überführen zu können.“ Langfristig soll die Hochtief-IT alle Leistungsmodule der Wertschöpfungskette des Konzerns abbilden.

"Nehmen wir als Beispiel das nachhaltige Bauen. Wer heute ein Gebäude abreißen möchte, muss nachweisen, welche Stoffe darin verbaut sind. Und wer weiß das besser als derjenige, der das Objekt gebaut hat?“ sagt Frank Schröder. "Für diese Anforderungen benötigt man einen konsistenten Datenbestand über den gesamten Lebenszyklus eines Projektes hinweg, auch wenn die Beteiligten immer wieder wechseln.“

Erarbeitet werden solche strategischen Entscheidungen im zentralen Team des IT-Managements in Essen. Die IT-Tochter des Unternehmens, die Hochtief Software GmbH, wurde 2001 an Capgemini verkauft. Seitdem betreut Capgemini alle zentralen IT-Services für den Baukonzern. Beispielsweise die ERP-Anwendungen oder das Weitverkehrsnetz. Alle lokalen IT-Dienstleistungen, die Desktops, lokale Server sowie Desktop-Applikationen, im deutschsprachigen Raum werden seit vergangenem Jahr von Siemens Business Services erbracht.