iPhone-Fehler vermeiden

Widerstand gegen das iPad sinnlos

21.04.2010 von Thomas Pelkmann
Man muss sich auf das iPad von Apple nicht freuen. Es deshalb aber einfach aus der IT-Infrastruktur zu verbannen, geht auch nicht. Besser ist es, schon jetzt den Umgang mit dem bald erhältlichen mobilen Endgerät verbindlich zu regeln.

Unsere Kollegen der PC Welt formulieren es als Frage: "iPad: Geeignet fürs Business?" Zu groß sind die Sicherheitsbedenken gegen den neuen Apple-Rechner. Und zu gering die bisher verfügbaren Business-Apps fürs iPhone, die auch auf dem iPad laufen werden. IDC-Analyst Rüdiger Spies beantwortet die Frage bei CIO.de daher so: "iPad nicht für Business-User".

Dessen ungeachtet übersteigt die Nachfrage nach den neuen Rechnern übereinstimmenden Medienmeldungen zufolge noch vor der offiziellen Auslieferung das mutmaßliche Angebot. Die erste Charge des iPad ist zumindest in den USA bereits vor dem Verkaufsstart ausverkauft, und es steht zu befürchten, dass das in Deutschland auch so sein wird.

Aber ist die Frage überhaupt richtig gestellt? Auch beim iPhone gab und gibt es Stimmen, die vor den Gefahren bei der Benutzung solcher Geräte im Firmenumfeld warnen: Es sei schwer zu administrieren und öffne potenziellen Angreifern ein neues Einfallstor in die Unternehmens-IT, weil die Nutzer viel sorgloser und unkontrollierbarer mit den Geräten umgehen. Schließlich ist auch die Zahl von Business-Anwendungen bisher deutlich zu klein, so dass es keinen zwingenden Grund gibt, iPhone (und dann auch das iPad) im Unternehmen unbedingt einsetzen zu müssen.

Andererseits interessiert das die Mitarbeiter nicht: Sie sind wie ein nennenswerter Rest der Gesellschaft einfach scharf auf das neue Teil und werden es privat sowieso nutzen. Sie werden also zwangsläufig Druck auf die IT-Abteilungen machen, sich mit der Einführung mobiler Endgeräte auseinanderzusetzen. Alle großen Marktforscher prognostizieren, dass mobile Endgeräte den Desktop-PCs zunehmend den Platz als primäre Client-Plattform streitig machen werden. Dieser Trend wird mit der wachsenden Zahl von Business-Apps zudem noch zunehmen.

Der Rat unseres Kollegen Tony Bradley von unserer Schwesterpublikation PC World trifft daher die Sache schon eher: "Bereiten Sie Ihr Business auf die iPad-Invasion vor." Ob man das iPad als geeignetes Werkzeug im Unternehmen ansehe oder nicht, sei egal: "Ihre Mitarbeiter werden schon bald im Büro stehen und damit arbeiten wollen". Anstatt in Fundamentalopposition zu verfallen, solle man besser die Einbindung des iPads in die Firmen-IT planen.

Jeder hat verstanden, dass die IT-Administratoren von der Einführung des iPhones 2007 von den Anwendern überrascht wurden, als die nach der Verbindung von Smartphone und Arbeit fragten. Ein Consumerprodukt wie das iPhone im Unternehmen? Besser nicht! - was den vorläufigen Bann dieser Geräte in den Unternehmen nach sich zog.

Das iPhone hat die Firmenkultur verändert

Die Realität hat solche Verbote längst überholt: Das iPhone hat die natürliche Ordnung im Unternehmen - Server, Desktop-PC und dann das Mobiltelefon - über den Haufen geworfen und die Firmenkultur verändert. Dazu hat sicher auch die Tatsache beigetragen, dass die Anwender häufig den Titelzusatz "Chief" auf der Visitenkarte tragen. Die Macht des Faktischen: Die Grenze zwischen Business-Anwendung und Consumer-Gerät ist nicht nur einfach verschwommen; eigentlich ist sie komplett verschwunden.

Aber auch wenn die IT-Verantwortlichen das iPhone nun widerstrebend akzeptiert haben, bleibt das gegenseitige Verhältnis nicht unproblematisch. Und das iPad wird genau diese Probleme auch haben.

Nach wie vor gehört das iPhone zu den grössten Sicherheitsrisiken in der Firmen-IT, wie etwa eine Studie des Netzwerksicherheitsspezialisten nCircle feststellt. Diese Meinung vertraten nämlich 57 Prozent der von nCircle befragten 257 Sicherheitsverantwortlichen. Weitere 42 Prozent gaben zu Protokoll, dass es in ihren Unternehmen keinerlei Richtlinien für den sicheren Umgang mit Smartphones gebe. Und da wo solche Richtlinien existieren, bemängeln weitere 35 Prozent, hält sich niemand dran.

Die Bedenkenträger haben Recht: Erst kürzlich haben zwei Sicherheitsexperten ein aktuelles iPhone 3GS in weniger als zwei Minuten gehackt und damit nicht nur einen Wettbewerb, sondern auch 15.000 US-Dollar Preisgeld gewonnen. "Alle Fachleute sind sich einig, dass Apple nur das absolut Nötigste unternimmt, um Unternehmenssicherheit und professionellen Support zu gewährleisten", kommentiert Andrew Storms von nCircle seine Umfrageergebnisse. "Seit der Einführung der neuen Hardware-Verschlüsselung im Sommer 2009 gibt es keine neuen Sicherheitsfunktionen von Apple, die die Bedenken in den Unternehmen zerstreuen könnten. Das ist keine Art, mit Sicherheitsbedenken umzugehen", kritisiert Storms.

Apple: Kein Verständnis für Sicherheitsbedenken

Für die Einführung des iPads verheisst der Umgang Apples mit den Sicherheitsbedürfnissen der Unternehmen nichts Gutes. Während Apple seinen Tablet-PC vor allem als Werkzeug zur Konsumption von Medieninhalten sieht, zeigen aktuelle Umfragen, dass die künftigen Anwender andere Szenarien vor Augen haben. Eine Umfrage des Marktforschungsunternehmens Zogby im Auftrag von Sybase belegt etwa, dass zumindest in den USA die geschäftliche Nutzung des Pads auf Platz eins der Anwendungen stehen wird. Ein weiteres Ergebnis der Umfrage: Drei Viertel der Befragten sind überzeugt, dass Smartphones und andere mobile Endgeräte für steigende Produktivität der Beschäftigten sorgen werden. Ein Drittel vertritt gar die Meinung, dass diese Auswirkungen "signifikant" sein werden.

"Wiederholen Sie nicht den Fehler zu glauben, dass man das iPad schlicht aus der Firmen-IT verbannen kann", warnt PC World-Autor Tony Bradley. "Entwickeln Sie stattdessen lieber Richtlinien für den sicheren Gebrauch und die produktive Integration der Geräte in die IT-Infrastruktur." Dabei sei es wichtig zu berücksichtigen, dass das iPad Notebook-Funktionalität in einem Smartphone-Betriebssystem biete. Das wiederum habe Auswirkungen auf die Frage, ob die Geräte unter die Sicherheits- und Gebrauchsanweisungen für Computer fallen, oder unter die für mobile Endgeräte.

Wer solche Bestimmungen noch gar nicht hat, hat es leichter. Man kann sie dann gleich so formulieren, dass sie die Benutzung mobiler Endgeräte verbindlich regeln. Zu den regelungsbedürftigen Fragen gehört zum Beispiel der Umgang mit vertraulichen oder sensiblen Informationen: Dürfen die auf den mobilen Computern gespeichert werden oder nicht? Wie ist der Umgang mit E-Mails, Instant Messaging und anderen Kommunikationsformen zu regeln, die mit dem iPad möglich sind? Wie vertragen sich diese Kommunikationskanäle mit dem Wunsch, unternehmenskritische Informationen vor- und zudem die Compliance-Bestimmungen einzuhalten?

Und schliesslich sind die dringendsten Sicherheitsfragen zu beantworten. Erinnern Sie sich daran, dass das Betriebssystem des iPhones - das auch im iPad seine Dienste verrichten wird - in weniger als zwei Minuten gehackt wurde.

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