Management

Wie ein moderner Manager ticken muss

04.03.2013 von Kristin Schmidt
Das Anforderungsprofil an Manager hat sich in den vergangenen fünf Jahren seit Beginn der Finanzkrise deutlich gewandelt. Wie deutlich zeigt eine neue Studie der Personalberatung Korn/Ferry.

Zuhören statt Kommandos geben, mit Unsicherheiten umgehen statt langfristige Entscheidungen treffen. An den Manager von heute werden andere Anforderungen gestellt, als noch vor zehn Jahren. Damals gab es in der Wirtschaft bestimmte Paradigmen, auf die sich jeder Manager, Politiker und auch Bürger verlassen konnte. Deutschland war Exportweltmeister, die Europäische Union bekam allenfalls Zuwachs, Austritte standen nicht zur Debatte. Heute haben sich die Vorzeichen geändert: Traditionelle Absatzmärkte stagnieren, der Zugang zum Kapital wird oftmals schwieriger, ob Deutschland Deflation oder Inflation droht, darüber streiten sich die Ökonomen.

Die Umfrage der Personalberatung Korn/Ferry unter europäischen Führungskräften hat folgende Herausforderungen als die zentralen unserer Zeit definiert. Die Stabilität des Euros und der Währungsunion hat absolute Priorität - eine Erkenntnis, die die CEO-Umfrage der WirtschaftsWoche zum Jahresende ebenfalls bestätigt hat. Konsumentenstimmung, verschärfte Steuervorschriften, mangelnder Zugang zu Kapital und ein unflexibler Arbeitsmarkt belegen die Ränge zwei bis fünf.

Als Paradebeispiel für einen CEO, der sich diesen Herausforderungen ausgesetzt sieht, nennt Christian Jerusalem, Senior Partner bei Korn/Ferry, den Thyssen Krupp-Chef Heinrich Hiesinger. "Er ist mit vielen Unwägbarkeiten konfrontiert und muss aber kurzfristig Entscheidungen unter hoher Unsicherheit oder Widersprüchen treffen, bei denen er nicht lange zaudern darf." Hiesinger muss die defizitären Werke in Brasilien und den USA schnell loswerden, den Stahlriesen in einen breit aufgestellten Technologiekonzern verwandeln. "Ob er das Anforderungsprofil eines modernen CEO auch nachhaltig erfüllt, wird sich zeigen", sagt Jerusalem.

4. Riskier was - nicht alles
Wer nie etwas falsch macht, hat noch nichts richtig angepackt. Wer nur auf Sicherheit spielt, wird nie innovativ sein. Fortschritt gibt es nur, wenn du was riskierst – aber setze dabei nie deine Existenz aufs Spiel.
3. Folge dem Wahnsinn
Sieh die Dinge nicht nur, wie sie sind, sondern wie sie sein könnten. Mit Pragmatismus allein gewinnst du keine Schlacht. Lass deiner Fantasie freien Lauf – folge dem Wahnsinn.
2. Lach über dich selbst
Wir alle haben etwas zu verkaufen. Bring deine Kunden dabei zum Schmunzeln und rege sie zum Nachdenken an.
1. Nimm den Zweitbesten
Wer hungrig auf Erfolg ist, packt meist mehr an als sein arrivierter Kollege. Diese Leute stehen aber oft im Schatten ihrer Chefs – deshalb lohnt der Blick in die zweite Reihe.

Entscheidungsfreude in deutschen Unternehmen sind ausbaufähig

Laut Studie sind folgende Fähigkeiten nötig, um in einer volatilen Wirtschaftswelt zurechtzukommen: Am wichtigsten ist es, mit mehrdeutigen Situationen umzugehen. Eine Eigenschaft, die vor der Finanzkrise im Ranking gar nicht auftauchte. Auch der Umgang mit Mitarbeitern ist enorm wichtig geworden. Während es vor der Krise darauf ankam, Aufgaben an die Angestellten zu verteilen und Anweisungen zu geben, ist es heute wichtiger den Mitarbeitern zuzuhören und sie zu motivieren. "Ein zeitgemäßer Manager muss vor allem ein Kommunikator sein, der seine Angestellten vermitteln kann, dass Veränderungen auch Chancen bedeuten", sagt Jerusalem. Die Angst um den Arbeitsplatz oder vor sinkenden Gehältern darf die Belegschaft nicht in Aufregung oder Resignation stürzen.

Manager müssen auch in ihrer Denkweise flexibler sein und mehr Mut aufbringen, da ihre Entscheidungen ungewöhnlicher und schneller getroffen werden müssen. Einer der für die Studie befragten Manager sagte: "Alle Entscheidungen werden kurzfristig getroffen". Jahresziele müssten in seinem Unternehmen, Halbjahres- oder Drei-Monatszielen weichen.

Um die Finanzierung der Firmen zu sichern, können Manager sich nicht mehr ausschließlich auf ihre Hausbank verlassen. Private Equity-Lösungen sind laut Senior Partner Jerusalem dabei eine Möglichkeit an Kapital zu kommen.

"Manager in kleineren Unternehmen haben es in der volatilen Geschäftswelt leichter, auf neue Herausforderungen zu reagieren. Sie müssen sich in einem kleinen Führungskreis abstimmen und nicht durch unzählige Gremien absegnen lassen", sagt Jerusalem.

Generell gilt die Entscheidungsfreude in deutschen Unternehmen als ausbaufähig. In einer kürzlich erschienen Studie der Unternehmensberatung Hay Group attestierten 52 Prozent der deutschen Angestellten ihren Vorgesetzten, dass sie zu lange zögerten bis eine Entscheidung getroffen werde. Die neuen Anforderungen sind also noch nicht in den Chefetagen angekommen, werden bei der Auswahl neuer Nachwuchsmanager aber sicherlich in den Auswahlprozess miteinbezogen.

(Quelle: Wirtschaftswoche)