Sich unabdingbar machen

Wie man den Frust im Job besiegt

28.09.2016 von Andrea König
Wenn Kündigungen drohen, ist besonderes Engagement gefragt. Die Job-Coaches und Buchautoren Manuel Tusch und Volker Kitz empfehlen Führungskräften, ihre Sandwich-Position transparent zu machen und Mitarbeiter zu loben. Niemand sollte jetzt die Ellenbogen ausfahren.
Die Experten Volker Kitz (links) und Manuel Tusch empfehlen in der Krise besonderes Engagement im Job.
Foto: Mareike Foecking

CIO.de: Herr Tusch, wie hält man im Job die Laune hoch, wenn im Unternehmen gerade viele Kündigungen ausgesprochen werden?

Manuel Tusch: Indem man nach wie vor realistisch denkt und bleibt. Man sollte schauen, was man im Kleinen ändern kann und sich unabdingbar machen. Anstatt nur Dienst nach Vorschrift zu schieben, ist besonderes Engagement gefragt.

CIO.de: Was empfehlen Sie momentan noch für das Verhalten im Job?

Volker Kitz: Den Kollegen gegenüber Wertschätzung zu zeigen. Und Führungskräften empfehle ich, ihren Angestellten Rückmeldung zu geben und ihnen auch mal Lob und Anerkennung zu zeigen. Deutschland gilt als Lobwüste schlechthin.

CIO.de: Gibt es weitere Ratschläge speziell für Führungskräfte?

Manuel Tusch: Ja, sie sollten ruhig ihre Sandwich-Position transparent machen. Meistens sind sie ja auch nur Angestellte und bekommen von ihrem Vorgesetzten oder dem Vorstand Anweisungen.

CIO.de: Was sollte man momentan auf gar keinen Fall tun?

Volker Kitz: Man sollte bloß nicht in Resignation verfallen. Es ist außerdem wichtig, sich seinen Kollegen und Vorgesetzten gegenüber loyal zu verhalten und keine Ellenbogen auszufahren.

Weg vom Hauen und Stechen im Job

CIO.de: Sind Gefühle angebracht?

Manuel Tusch: Ja. Momentan dominieren Wut, Verzweiflung, Angst und Hilflosigkeit das Klima. Diese Gefühle sollte man ernst nehmen und nicht verdrängen. Das ist der erste Schritt. In einem zweiten Schritt sollte man sich dann sagen: "An der Situation kann ich nichts ändern, aber ich gebe mein Bestes." Schon allein mit einer positiven Ausstrahlung hebt man sich dann von anderen ab.

CIO.de: Gibt es ein Mittel gegen den Frust?

Volker Kitz: Dialog und ein faires Miteinander mindern Frust. Jeder kann dazu beitragen, dass aus dem Hauen und Stechen ein Geben und Nehmen wird. Letztlich wollen doch alle, dass es dem Arbeitgeber gut geht. Wäre es anders, wäre schließlich der Job in Gefahr.

Über die beiden Interviewpartner:
Manuel Tusch hat in Köln eine psychologische Praxis und ein Ausbildungsinstitut. Seine Arbeitsschwerpunkte als Busniess-Coach sind Karriereberatung, Wirtschaftsmediation und Konfliktmanagement, Führungskräfteentwicklung und Change-Management.
Volker Kitz hat Jura und Psychologie studiert. Er arbeitet heute als Anwalt, forscht am Max-Planck-Institut in München und ist Lehrbeauftragter an der Ludwig-Maximilians-Universität in München.

Volker Kitz, Manuel Tusch, "Das Frustjobkillerbuch. Warum es egal ist, für wen Sie arbeiten" ist im Campus Verlag erschienen (Frankfurt, 252 Seiten, 19,90 Euro).