IT, Organisation, Geschäftsmodelle

Wie Unternehmen 2020 arbeiten

14.04.2010 von Andrea König
In seinem neuen Buch beschreibt Tim Cole, wie digitale Technik und die wachsende Vernetzung der Wirtschaft unser Arbeitsleben weiter verändern. Es gibt interessante Fallbeispiele von Firmen, die zukunftsweisende Arbeitsmodelle bereits heute praktizieren.
"Unternehmen 2020" von Tim Cole ist im Hanser Verlag erschienen.

Eigentlich könnte der Titel seines neuen Buches auch "Roma" lauten, erzählt Tim Cole bei der Buchpräsentation in München. Denn im Restaurant Roma haben sich der Experte für digitale Wirtschaft und Internet-Pionier Ossi Urchs viele Jahre am Vorabend der Computermesse Cebit getroffen. Sie tauschten sich dort aus über das was gerade wichtig ist und es zukünftig sein wird. Viele was dort besprochen wurde, hat Cole später aufgeschrieben.

"Roma" hat er das Buch dann doch nicht genannt, sondern "Unternehmen 2020 - das Internet war erst der Anfang". Coles Zielgruppe ist vor allem der Mittelstand. Die digitale Technik und die wachsende Vernetzung der Wirtschaft haben in den letzten Jahren bereits Geschäftsmodelle, Organisationsstrukturen und das Verhältnis zwischen Anbieter und Kunde verändert. Jeder von uns hat das bereits in seinem Gebiet auf irgendeine Weise erfahren. Cole beschreitet den Weg der Veränderung zehn weitere Jahre und sagt seinen Lesern, worauf sie sich im Jahr 2020 einstellen müssen.

Der Autor zeigt, wie das Unternehmen von morgen mit seinen Kunden umgehen wird. Der Kunde ist schon jetzt wieder König und hat etwa durch die vielen Bewertungsportale im Internet an Macht gewonnen. Cole beschreibt auch, wie und wo wir 2020 arbeiten werden. Firmengebäude werden dann nicht mehr traditionelle Büros beherbergen, sondern sogenannte hybride Räume, die viele Mitarbeiter und Gäste gleichzeitig nutzen können. Im Kapitel zur neuen Rolle der IT im vernetzten Unternehmen schildert Cole, wie sich die IT der Zukunft zurücknimmt und dabei immer wichtiger wird.

Schön sind auch die Fallbeispiele, die die einzelnen Kapitel enthalten. Sie beschreiben die Tätigkeiten von Unternehmen, die bereits heute den Weg in eine digitale Zukunft eingeschlagen haben. Das ist beispielsweise die Bielefelder Goldbeck GmbH mit ihren Videokonferenzen oder der Coburger Automobilzulieferer Brose mit seinem innovativen Arbeitszeit- und Organisationsmodell.

Anti-Schirrmacher

Im Nachwort geht Cole auf Frank Schirrmachers Buch "Payback" ein, das im Herbst 2009 viel Aufmerksamkeit bekam. Zur Erinnerung: Laut FAZ-Herausgeber Schirrmacher führt die Informationsflut zu einer dauernden Überforderung, zu einem Abbau von Konzentrationsfähigkeit und damit zu einem schlechteren Denkvermögen.

Cole argumentiert gegen die resignative Einstellung Schirrmachers. "Er kann sich nicht vorstellen, dass Menschen sehr wohl die Fähigkeit besitzen - oder dabei sind, die Fähigkeit zu entwickeln -, haarscharf zwischen relevanten und irrelevanten Informationen zu unterscheiden", schreibt er über Schirrmacher. Cole kann es. Allein die Fallbeispiele in seinem Buch vermitteln den Eindruck, dass er recht haben könnte.

"Unternehmen 2020 - das Internet war erst der Anfang" von Tim Cole, Hanser Verlag, März 2010, 251 Seiten, 24,90 Euro.