Verbot von sozialen Netzwerken ist kontraproduktiv

Wie viel Web 2.0 darf ins Unternehmen?

11.11.2008 von Andrea König
Häufig heben Studien bei der Nutzung von Web 2.0 im Unternehmen erst einmal den Zeigefinger. Zwei aktuelle Veröffentlichungen vom Branchenverband Bitkom und dem britischen ThinkTank Demos betonen ausdrücklich die Chancen solcher Netzwerke.

Beim Umgang mit sozialen Netzwerken sind CIOs häufig unsicher. Sollen Sie den Besuch von Plattformen wie Facebook, MySpace und Co. während der Arbeitszeit unterbinden? Oder sollen Sie ihn sogar fördern, indem sie etwa die Einrichtung von Projektgruppen auf ebendiesen Seiten unterstützen?

Die meisten Arbeitnehmer sind längst in sozialen Netzwerken aktiv. Unternehmen reagieren häufig ratlos.

Zwei aktuelle Studien - eine von Bitkom und eine vom britischen ThinkTank Demos - trommeln für mehr Freiheiten im Umgang mit sozialen Netzwerken. Die Fachleute bei Demos halten Verbote von sozialen Netzwerken für kontraproduktiv. Sie seien keine Verschwendung von Arbeitszeit, sondern vielmehr ein nützliches Instrument, um die Kommunikation innerhalb einer Firma zu fördern.

Immer mehr Firmen würden mittlerweile auf den Einsatz von sozialen Netzwerken aufmerksam, schreibt die Demos-Studie. Allerdings wären das dann in den meisten Fällen arbeitsspezifische Netzwerke wie LinkedIn, weniger Portale wie Facebook oder MySpace.

Demos-Studienautor Peter Bradwell betont das ungenutzte Potenzial dieser Plattformen: "Sie sind ein Teil der Art und Weise, auf die Menschen kommunizieren. Social Networks zu verbieten, widerspricht genau dem, wie die Leute sich austauschen wollen." Die meisten seien auf solchen Seiten etwa auch mit einem Teil ihrer Kollegen befreundet. Es mag auf den ersten Blick widersprüchlich klingen: Aber den Angestellten mehr Freiheiten einzuräumen, erzeuge eine dauerhafte Stabilität. So lautet eine weitere These von Demos-Autor Bradwell.

Eine Bitkom-Untersuchung zeigt: Mehr als die Hälfte der deutschen Unternehmen hat zumindest grundsätzlich Interesse an den Möglichkeiten des Web 2.0. "Soziale Netzwerke stellen in virtuellen Arbeitsumgebungen Nähe zwischen den Mitarbeitern her. Kommunikationswege werden kürzer, spontaner und direkter", heißt es im Bitkom-Positionspapier zur Studie. Und: "Die durch die Vernetzung erzeugte Nähe fördert zugleich die standortübergreifende Zusammenarbeit."

Zugang ja, aber nur reguliert

Für einen uneingeschränkten Zugang sprechen die Experten der Demos-Studie sich allerdings nicht aus. Der Einsatz von Networking-Seiten im Unternehmen sollte zielgerichtet und nach klaren Regeln verlaufen. Angestellten, die sich rein privat und ununterbrochen während der Arbeitszeit mit ihren Netzwerken beschäftigten, seien durchaus Grenzen aufzuzeigen. Ein goldenes Rezept für den richtig dosierten Umgang haben auch diese Studienautoren nicht parat.

Die Demos-Studie erschien unter dem Titel "Network Citizens". An der Bitkom-Studie "Enterprise 2.0 - Analyse zu Stand und Perspektiven in der deutschen Wirtschaft" haben mehr als 400 Unternehmen teilgenommen.