Xing, Linkedin & Co.

Wie wir uns in sozialen Netzwerken verhalten

04.03.2013 von Andrea König
Forscher der Uni Wien analysierten Kommunikation, Schließen und Beenden von Freundschaften, Handel von Gütern und das Pflegen von Feindschaften.

Wissenschaftler der Medizinischen Universität Wien haben untersucht, wie Menschen sich in sozialen Netzwerken verhalten. Dafür untersuchten sie mehrere Millionen Interaktionen von rund 300.000 Teilnehmern eines Onlinespiels. Stefan Thurner und Michael Szell haben ihre Studienergebnisse unter dem Titel How women organize social networks different from men im Magazin Scientific Reports veröffentlicht.

Frauen gehen weniger Risiken ein als Männer und sind wirtschaftlich erfolgreicher.
Foto: MEV Verlag

Das zentrale Ergebnis: Frauen und Männer sind in ihren Netzwerken grundsätzlich unterschiedlich organisiert. Die Forscher analysierten Handlungen wie Kommunikation, das Schließen und Beenden von Freundschaften, Handel von Gütern, aber auch das Pflegen von Feindschaften. "Frauen-Netzwerke sind stabiler und sorgen für Halt in der Gesellschaft, Männer-Netzwerke sind ausgefaserter, dafür funktioniert in ihnen der Informationsfluss effizienter", erläutert Studien-Coautor Stefan Thurner.

Männer nehmen sich deutlich länger Zeit, bis sie eine Freundschaftsanfrage bestätigen. Ihr Netzwerk ist weit verzweigt und weniger stabil als bei Frauen. Dafür, so die Forscher, sei der Informationsfluss in einem Männer-Netzwerk schneller. So wissen Männer zum Beispiel eher davon, dass jemand in ihrem Netzwerk einen neuen Job sucht.

Die Auswertung der virtuellen Interaktionen zeigt, dass Frauen im Vergleich zu Männern viel schneller Freundschaften schließen, die dann auch länger halten. Sie kommunizieren mehr als Männer (15 Prozent) und es ist ihnen wichtig, dass ihre Kontakte untereinander ebenfalls befreundet sind. Darauf würden Männer viel weniger Wert legen, sagt Studien-Coautor Stefan Thurner.

Bei der Analyse von Feindschaften beobachteten die Wissenschaftler bei Männern eine niedrigere Aggressionsschwelle. Sie würden auf Feindschaftserklärungen prompt reagieren und den anderen ebenso zum Feind deklarieren. Bei Frauen wäre das anders. Wird eine Frau von einer anderen Frau zur Feindin erklärt, ignoriert sie das vielfach.

Frauen gehen weniger Risiken ein und sind wirtschaftlich erfolgreicher

Die Auswertung der Interaktionen zeigt auch, dass Frauen im Schnitt weniger Risiken eingehen als Männer. Einbußen haben sie dadurch keine, im Gegenteil - ihr Verhalten macht sie wirtschaftlich erfolgreicher.

Was die Wissenschaftler bei der Auswertung von Interaktionen der Teilnehmer eines Onlinespiels herausgefunden haben, überrascht nicht unbedingt. Die Ergebnisse bestätigen, was man so oder so ähnlich erwarten würde. Eine an der Universität Duisburg-Essen durchgeführte Studie zeigt allerdings, dass genau so eine Erwartungshaltung dazu führen kann, dass gleiche Inhalte je nach Geschlecht unterschiedlich bewertet werden.

Mit den Geschlechterunterschieden bei Business-Netzwerken wie Xing hat sich Sabrina Eimler von der Universität Duisburg-Essen beschäftigt. Die Studienergebnisse der Wissenschaftlerin zeigen, dass weibliche Profilinhaberinnen generell personenorientierter und wärmer wahrgenommen werden als männliche.

Bei der Bewertung werden unterschiedliche Maßstäbe angesetzt, denn die gleichen Profileinträge können je nach Geschlecht unterschiedliche Reaktionen hervorrufen. "Männern wurde ein höheres Maß an Kompetenz und Aufgabenorientierung zugeschrieben wenn sie zusammenfassende, in Bezug auf das Gesamtprofil redundante, Informationen in der Kategorie ‚Ich biete‘ listeten, während Frauen als kompetenter und aufgabenorientierter eingestuft wurden wenn sie dies nicht taten", fasst Eimler die Ergebnisse in ihrem Blog zusammen.