Business-Sicht

Windows 10 lässt noch viele Fragen offen

02.02.2015 von Heinrich Vaske
Nachdem Microsoft zumindest grob vorgestellt hat, wohin die Reise mit Windows 10 gehen soll, stellen sich für Unternehmenskunden Fragen. Zum Beispiel: Wird es ein Subskriptionsmodell geben? Und wie sicher sind bislang getätigte Investitionen?

Für Microsoft ist Windows 10 nicht irgendein Betriebssystem-Upgrade. Das Unternehmen will seine inzwischen stark fragmentierte Windows-Landschaft wieder zusammenführen.

Dafür bringt Windows 10 folgende Voraussetzungen mit sich:

Die neuen Eigenschaften lassen erahnen, dass Windows 10 für Microsoft ein großer Wurf werden muss. Für den Softwareriesen ist die heterogene Windows-Welt zum Problem geworden. Von den weltweit genutzten 1,5 Milliarden Windows-Geräten arbeiten nur zehn Prozent mit Windows 8, rechnen Marktforscher vor - der jüngste Spross aus der Windows-Familie war eine einzige Enttäuschung.

Windows 10
Windows 10
Das Startmenü lässt sich auch als Vollbild darstellen.
Windows 10
Windows 10 läuft in Zukunft auch auf Smartphones - hier auf einem Lumia 1520.
Windows 10
Microsoft hat das Action Center deutlich überarbeitet.
Windows 10
Windows 10 erkennt künftig, wenn eine Tastatur ans Tablet angedockt wird und ändert die Oberfläche entsprechend automatisch.
Windows 10
Der Sprachassistent Cortana hält auch auf dem Desktop Einzug.
Windows 10
Der neue schlanke Browser Spartan soll es Anwender einfach machen Kommentare an Webseiten anzufügen.
Windows 10
Die Office-Apps auf dem Smartphone ähneln in der Bedienung den Desktop-Varianten
Windows 10
Beim Microsoft Surface Hub handelt es sich um ein 84-Zoll-Display, das Unternehmen unter anderem bei Besprechungen einsetzen können.
Windows 10
Mit dem Microsoft Surface Hub lässt sich eine spezielle Version von Skype for Business zur Kommunikation nutzen.
Windows 10
Microsoft Hololens soll die Nutzung von PC revolutionieren.
Windows 10
Mit Microsoft Hololens verschmelzen für den Betrachter Realität und virtuelle Objekte.

Das Gros der Anwender setzt heute auf Windows 7. Einen eigenen kleinen Mikrokosmos in der Mobile-Welt stellt Windows Phone 8 dar, das ebenfalls von Windows 10 abgelöst werden soll. Außerdem gibt es immer noch etliche Anwender, die aus ihrer Windows-XP-Welt nicht loskommen. Zudem arbeiten die User auch noch mit unterschiedlichen Upgrade-Ständen, Sicherheits-Patches und Editionen (beispielsweise Windows 8, Windows 8 Pro und Windows 8 Enterprise). Für die Entwickler-Gemeinde ist der bisherige Zustand inzwischen alles andere als glücklich. Der Aufwand, alle Windows-Plattformen zu bedienen, ist für sie viel zu groß.

Windows-as-a-Service - heißt das Abo-Modell?

Microsoft will und muss reinen Tisch machen. Die Zeit der Upgrades und Patches soll mit Windows 10 zu Ende gehen. Der Kunde soll Windows "as a Service" beziehen, wie es heißt, also die neuen Versionen und Features geräuschlos aus der Cloud eingespielt bekommen - so wie es heute schon mit Office 365 funktioniert. Microsoft-Manager Terry Myerson schrieb ein wenig übermütig in einem Blog-Beitrag: "In den nächsten paar Jahren wird sich Windows zum größten Internet-Service auf dem Planeten entwickeln".

Er hatte wohl nicht daran gedacht, dass diese Botschaft viele Unternehmenskunden aufhorchen lassen würde. Wenn Windows 10 künftig ein reiner Internet-Service ist, wird es dann ein Subscription-Modell geben, so wie man sie von anderen Cloud-Services her kennt? Ein Abo-Modell für Betriebssysteme?

Office-Apps für Windows 10
Microsoft Word für Windows 10
Der so genannte Reflow-Mode soll dafür sorgen, das der Inhalt abhängig von der Bildschirmgröße dargestellt wird.
Outlook Mail und Outlook Kalender für Windows 10
Die Outlook-App nutzt Word als Engine zum Verfassen von Mails. Elemente wie Bilder und Tabellen sollen sich so einfach einfügen lassen.
Microsoft Excel für Windows 10
Neu sind viele Touch-Funktionen für die Bedienung von Excel.
Microsoft PowerPoint für Windows 10
Bei PowerPoint lassen sich einfach Notizen direkt in die einzelnen Slides einfügen.

Microsoft-CEO Satya Nadela beantwortete die Frage, ob Windows 10 künftig nach einem ähnlichen Schema wie Office 365 bepreist werde, ein wenig sybillinisch. Man kündige heute einen technischen Wandel an, "keinen fundamentalen Wandel unseres Geschäftsmodells."

Bislang bietet Microsoft für seine Windows-Systeme zehn Jahre Support, davon fünf Jahre Mainstream- und fünf Jahre Extended Support. Der Mainstream-Support, der Mitte Januar für Windows 7 auslief, bietet nicht nur Bugfixes, sondern auch in Form von Service Packs bereitgestellte Produktverbesserungen. Der Extended Support, der noch bis zum 14. Januar 2020 läuft, beinhaltet nur noch Sicherheits-Updates. Läuft auch der aus, gibt es Sicherheits-Updates nur noch gegen Bares - wie es gegenwärtig beim noch immer recht weit verbreiteten Windows XP der Fall ist.

Unterschiedliche Upgrade-Geschwindigkeiten lassen viele Fragen offen

Ob und wie Microsoft Unternehmenskunden aus der Welt der Volumenlizenz- und Software-Assurance-Verträge in solche dynamischen Upgrade-Szenarien überführen will, ist noch völlig ungeklärt. Ein Blick auf die Windows-10-Preview zeigt aber, dass sich das Upgrade-Tempo schon jetzt individuell einstellen lässt. Wie die Analysten von Forrester Research aus Gesprächen mit Microsoft-Executives erfahren haben, sollen die Unternehmen auch in Zukunft selbst bestimmen können, in welchem Tempo sie Betriebssystem-Upgrades einführen möchten.

Demnach können sie wahlweise das schnelle Consumer-Update-Modell übernehmen oder geschäftskritische Umgebungen "einfrieren" und nur mit den kritischsten Sicherheits-Updates versehen. Eine dritte Option sieht offenbar vor, dass Unternehmen Updates mit Verzögerung installieren können, nachdem sie zuvor vom breiten Markt getestet wurden.

Microsoft erwartet demnach, dass Unternehmen - je nach Geschäftsszenario - einen Mix aus diesen Optionen wählen werden. So könne sich eine Investment-Bank für ihre geschäftskritischen Handelssysteme ausschließlich mit den wichtigsten Sicherheits-Patches versorgen, während die mobilen Endgeräte der Finanzberater mit den neuesten Features bestückt werden. Sollte es so kommen, dann können Anwender kaum auf ein einfacheres Softwarelizenz-Management hoffen.

Microsoft wird in den nächsten Monaten noch viele Fragen beantworten müssen. Unternehmensanwender machen diesbezüglich noch keinen Druck. Die Analysten von Gartner erwarten nicht, dass Firmen vor 2018 im großen Stil in die Windows-10-Welt wechseln werden. Allerdings sei den meisten von ihnen klar, dass Microsoft mit der kostenlosen Upgrade-Option für Privatkunden enormen Druck aufbaue, dem sich auch Unternehmen mittelfristig nicht entziehen könnten.