Firstlook

Windows 8 Beta ausprobiert

14.03.2012 von Jochen Siegle
Wir haben Windows 8 Consumer Preview installiert und stellen Ihnen ausführlich die neue Vorabversion vor.
Wir haben uns die neue Windows 8 Vorabversion angesehen und auf mehreren Rechnern installiert.
Foto: Microsoft

Die Entwicklung von Windows 8 hat mit der Veröffentlichung der offenen Beta-Version - von Microsoft "Windows 8 Consumer Preview" genannt - einen neuen Meilenstein erreicht. Im Gegensatz zu der im September 2011 veröffentlichten "Developer Preview" richtet sich die neuen Vorabversion von Windows 8 vor allem an Endanwender, die bereits früh einen ersten Blick auf den Windows-7-Nachfolger werfen möchten. Dabei können Sie auf der Download-Seite von Microsoft zwischen dem Download eines 5 MB großen Downloaders wählen, der Windows 8 aus dem Internet lädt oder gleich die deutschsprachige 32- oder 64-Bit-Fassung als ISO-Datei herunterladen.

Auch wir haben uns natürlich die neue Vorabversion angesehen und diese gleich auf mehreren Rechnern installiert. Auf einem Arbeitsrechner (bitte nicht nachmachen, schließlich handelt es sich um eine Beta-Version!) haben wir beispielsweise die Windows-8-Installationsart ausprobiert, die den bequemen Wechsel von Windows 7 auf Windows 8 zulässt, während alle installierten Dateien, persönlichen Einstellungen und Dateien mit übernommen werden. Das Ergebnis: Alles verlief problemlos. Rund 45 Minuten nachdem wir Windows 7 das letzte Mal heruntergefahren hatten, begrüßte uns Windows 8 mit dem neuen Start-Bildschirm im Metrodesign.

Alle Windows-Logos seit 1985
27 Jahre Windows:
1985 brachte Microsoft „Windows“ auf den Markt, erst noch aufgesattelt auf das DOS-Betriebssystem, später als eigenständiges OS. Grundlegend verändert haben sich seither nicht nur die Oberflächen, mit jedem großen Entwicklungsschub verpasste Microsoft seinem Flaggschiff auch ein neues Logo – wie jetzt wieder mit Windows 8. Die Flagge mit den Farben rot, grün, blau und gelb - seit der Generation 3.x das Markenzeichen der Reihe, verabschiedet sich jetzt. Sie macht den Weg frei für ein Design, wie es ganz alten Windows-Freunden bekannt vorkommen wird. Im firmeneigenen Windows-Blog hat Sam Moreau diese Evolution nachvollzogen.
window, Subst., engl. = dt. Fenster.
„Ihr heißt doch Windows. Warum seid Ihr eine Flagge?“ Diese Frage stellte Grafikerin Paula Scher dem Entwicklungs-Team um Sam Moreau bei Microsoft, als sie und andere Grafiker-Kollegen einen nach Motiven gesucht hatte. Und so skizzierte sie für Windows eben dies: Ein Fenster. „‘Windows‘ ist eine wirklich eine schöne Metapher für das Arbeiten mit Computern“, schreibt Sam Moreau. Es gehe darum, die Technologie in die Hände der Menschen zu legen, so dass sie damit eine neue Weltsicht entwickeln können. „Genau das sollte das neue Logo ausdrücken. Wir haben keinen wirklichen Neuentwurf gemacht, sondern kehrten eher zur eigentlichen Bedeutung zurück.“ Nicht nur gedanklich, sondern auch optisch.
Die Geburt der Windows-Flagge:
Ein paar Jahre später, mit der Generation von Windows 3.x, renovierte Microsoft die Optik. Die 90er Jahre begannen, die Welt wurde bunter. Das Logo bekam Farbe und Bewegung: Geboren war die Windows-Flagge. „Viele von uns haben dieses Bild im Kopf, wenn sie an die früheren Windows-Versionen denken“, so Sam Moreau. Mit nur wenigen Veränderungen blieb die wehende Fahne mit den drei Grundfarben sowie Grün über die 90er Jahre hinweg das Markenzeichen von Windows.
Mit Vista kam die luftige AERO-Optik:
Mit Windows Vista kam das AERO-Design mit seinem gläsernen Effekt. Der neue Start-Button erinnerte an eine Glaskugel, hausintern nannte man ihn „the pearl“. Der Schattenwurf aus der Flagge gibt sich reduziert, dafür glänzt die Glaskugel von Vista.

Unterschiedliche Installationsarten ausprobiert

Windows 8: Der neue Startbildschirm.

Eine Neuinstallation von Windows 8 nimmt natürlich viel weniger Zeit in Anspruch: Wie auf einem Test-Notebook mit SSD-Festplatte, auf dem Windows 8 nach knapp 18 Minuten fix und fertig installiert war. Dank der SSD-Platte bootet das Windows-8-System binnen weniger Sekunden und ist einsatzbereit. Auf einem All-In-One-PC mit Windows 7, Touch-Display und "normaler" Festplatte dauerte die Neuinstallation von Windows 8 nicht wesentlich länger. Lediglich die Suche nach den passenden Treibern für den Touch-Bildschirm gestaltete sich etwas mühsam.

Auf einem weiteren Rechner wollten die Metro-Apps nicht laufen, was an den Grafiktreibern für den integrierten Grafikchip liegen dürfte, denn auf Systemen mit Nvidia- oder AMD-Grafikkarten hatten wir in dem Zusammenhang keinerlei Probleme. Die bei uns im Zusammenhang mit Windows 8 Consumer Preview aufgetauchten Probleme hingen also vor allem mit den Treibern zusammen und lassen sich nicht Microsoft in die Schuhe schieben.

Windows 8 Consumer Preview ist äußerst flott

Auf den meisten Testrechnern lief Windows 8 Consumer Preview dagegen problemlos. Und viel wichtiger noch: Seit der Developer Preview vom September hat sich vieles getan. In der aktuellen Vorabfassung ist Windows 8 noch schneller geworden und reagiert noch direkter auf die Befehle des Anwenders. Das ist vor allem deshalb bemerkenswert, weil seit der ersten abgespeckten (weil für Entwickler gedachten) Vorabfassung viele, viele neue Funktionen hinzugekommen sind. Dazu zählen beispielsweise der Windows Store, der mit der öffentlichen Vorabversion erstmalig seine Pforten öffnet und in dem Microsoft und Partner eine Vielzahl interessanter Apps anbieten. Das Angebot besteht derzeit nur aus kostenlosen Apps, was sich sicherlich im Laufe der kommenden Monate bis hin zur Veröffentlichung noch ändern wird.

Windows Store & Apps

Von Haus enthält Windows 8 Consumer Preview eine Reihe von mitgelieferten, schicken Metro-Apps, die den Anwender beispielsweise über das aktuelle Wetter oder den Finanzmarkt informieren. Ein Klick auf eine App-Kachel und die betreffende App präsentiert dem Anwender sofort die gewünschten Informationen. Das mag nun banal klingen, allerdings ist diese Schnelligkeit, mit der Metro-Apps arbeiten und reagieren das letztendlich wichtigste Kriterium darüber, ob die Anwender die Metro-Apps auch häufig und vor allem gerne einsetzen werden.

Der Windows Store.

In diesem Punkt hat Microsoft alles richtig gemacht und es wird spannend zu sehen sein, welche neue Apps die Dritt-Entwickler erstellen und kostenlos oder gegen Bezahlung anbieten werden. Sind Anwender überhaupt bereit, für solche Apps zu zahlen? Und wozu überhaupt Apps? Letztere Frage lässt sich vor allem aus Sicht der Entwickler damit beantwortet, dass die für Windows 8 entwickelten Metro-Apps in der Regel unabhängig von der Prozessor-Architektur laufen und somit auch auf Windows-8-Rechnern mit ARM-Prozessor lauffähig sind. Herkömmliche Windows-Anwendungen müssen dagegen für ARM portiert werden, was mit einigem Aufwand verbunden ist. Außerdem belasten Metro-Apps nicht die CPU und damit das Akku, wenn sie gerade nicht benötigt werden, sondern schlummern friedlich und ressourcen-schonend im nicht benötigten Speicher.

Synchronisation, Video-Marktplatz & kein Start-Button mehr

Windows 8: Ein Desktop ohne Start-Button.

Microsoft hat Windows 8 Consumer Preview auch in zwei weiteren Punkten deutlich im Vergleich zur Developer Preview erweitern: Mittels der Verknüpfung mit einem Microsoft Konto können die Windows-8-Einstellungen und persönliche Dateien über mehrere Rechner hinweg synchronisiert werden. Hintergründe, Fotos und Dokumente werden so ohne ein Zutun des Anwenders synchronisiert. Außerdem hat Microsoft den von der Xbox 360 her bekannten Video-Marktplatz nun auch in Windows 8 integriert, so dass man Filme ausleihen oder kaufen kann.

In Windows 8 Consumer Preview macht Microsoft auch seine "Drohung" wahr und hat den Start-Button vom Desktop entfernt. Fährt man mit dem Mauszeiger in den linken unteren Desktop-Bereich, dann wird ein kleines Thumbnail mit dem Metro-Start-Bildschirm eingeblendet. Alternativ kann man aber auch per Druck auf die Start-Taste auf der Tastatur schnell zwischen Desktop und Start-Bildschirm hin und her springen.

Das mag auf Windows-8-Geräten mit Touch-Display kaum auffallen, auf herkömmlichen Windows-8-Rechnern dürften viele Anwender den Start-Button aber schmerzlich vermissen, weil er immerhin einen schnellen Weg darstellte, um auf das gewünschte Programm oder Windows-Funktion zuzugreifen. Da hilft es auch nichts, dass sich auf dem Desktop mit dem Hotkey "Windows-Taste"+X ein stark abgespecktes Start-Menü aufrufen lässt! Dies ist übrigens auch der schnellste Weg, um den Geräte-Manager aufzurufen. Schneller noch, als via Windows-Taste + Pause.

Windows 8 Consumer Preview: Vorläufiges Fazit

Ein längeres und finaleres Urteil über die Vorabversion von Windows 8 folgt auf www.pcwelt.de in naher Zukunft, sobald wir die vielen, vielen neuen Funktionen ausgiebig ausprobiert haben. Festzuhalten bleibt allerdings, dass Windows 8 bereits als Consumer Preview einen hervorragenden Eindruck hinterlässt. Das neue Betriebssystem ist gefühlt mindestens so schnell wie Windows 7. Und das obwohl viele neue Funktionen und die neue Oberfläche hinzugekommen sind.

Maus- und Tastatur-verliebte Windows-Anwender müssen sich dagegen erst mal an die Nutzung des neuen Metro-Startbildschirms gewöhnen und dürften die eine oder andere Träne vergießen, wenn Sie nach unten links auf den Desktop blicken und immer wieder erschrocken feststellen, dass da kein Start-Button mehr ist.

Andererseits: Lässt man sich auf Windows 8 ein, dann findet man schnell Wege, um wieder schneller ans Ziel zu gelangen. Wer beispielsweise schnell ein Programm suchen und aufrufen möchte, der muss nicht den Umweg über den Start-Bildschirm gehen. Stattdessen fährt man mit der Maus an die rechte ober Ecke. Es öffnet sich im rechten Desktop-Bereich in eine Leiste, in der man dann einfach auf das Lupen-Icon klickt. Voilà: Windows 8 präsentiert übersichtlich alle installierten Anwendungen plus einem Sucheingabefeld, dass nach Eingabe der ersten Buchstaben die passenden Anwendungen auflistet.

Das Beispiel zeigt, dass die neue Windows-8-Welt nicht schlechter sein muss als die alte, gewohnte Windows-Welt. Nur anders.

Mein Tipp an Microsoft: Das Betriebssystem sollte den Anwender an die Hand nehmen, um ihm die neue Windows-8-Welt zu zeigen. Beispielsweise mit einem interaktiven Lernprogramm. Windows war noch nie so intuitiv, um erwarten zu können, dass der Anwender selbst alles entdeckt. Und das, liebe Entwickler bei Microsoft, ändert sich auch in Windows 8 nicht. (PC-Welt)