Interview mit Sascha Lekic

"Wir konzentrieren uns lieber auf die Arbeit, als auf das Trommeln"

12.08.2015 von Manfred Bremmer
Trotz eifriger Bemühungen von Samsung sind mobile Android-Geräte im Business noch deutlich unterrepräsentiert, hier dominieren iPhone und iPad. Samsung-Manager Sascha Lekic versucht im Gespräch mit der CIO, mögliche Vorbehalte zu entkräften und die Vorteile aufzuzeigen.
Sascha Lekic, Director Sales B2B, IT & Mobile Communication bei Samsung Electronics, glaubt, dass die Nutzung von VR-Brillen in wenigen Jahren so normal sein wird wie das Googlen.
Foto: Samsung

CIO.de: Samsung fokussiert sich ja bei mobilen Endgeräten auf Android. Ist das im Business nicht aus Sicherheitsaspekten etwas problematisch? Wie gehen Sie das Problem an, um entsprechende Bedenken zu entkräften?

Sascha Lekic: Die Frage ist der Kern unserer Arbeit und was uns tagtäglich antreibt: Wie kann man Android-Geräte sicher in eine Unternehmensumgebung einbinden? Entsprechend haben wir bei Samsung konkrete Lösungen dazu entwickelt: Samsung Android. Wir sehen uns nämlich nicht nur als Hardwarehersteller, sondern wollen Unternehmen auch bei ihren Ängsten und Sorgen zur Seite stehen. Ganz oben auf der Liste steht dabei das Thema Sicherheit.

Mit Samsung KNOX Workspace stellen wir eine Sicherheitsarchitektur bereit, die sich deutlich von herkömmlichen Angeboten unterscheidet. Diese bemühen sich oftmals vor allem auf der Applikationsebene um Sicherheit, zum Beispiel indem Container bereitgestellt werden. Wir nutzen zusätzlich unseren Vorteil als Hersteller der Hardware, indem wir schon beim Boot-Vorgang aber auch während der Laufzeit das Gerät auf Sicherheit und Integrität überprüfen - das unterscheidet unsere Lösung von anderen, wir bieten durchgängige Sicherheit aus einer Hand.

CIO.de: Gibt es denn schon Referenzen für Unternehmen im DACH-Raum, die Geräte mit Samsung KNOX einsetzen?

Sascha Lekic: In Deutschland vertraut beispielsweise die Tönnies Lebensmittel GmbH auf Sicherheit von Samsung. Dort ist KNOX flächendeckend im Einsatz - vom Vorstand bis zum Fahrer nutzen alle Mitarbeiter Mobilgeräte von Samsung. Tönnies hat sich dabei für das COPE-Modell (Corporate-Owned, Personally-Enabled) entschieden, das die Trennung von privaten und beruflichen Daten auf dem Smartphone vorsieht. Deshalb war KNOX mit seiner Dual-Persona-Funktion die erste Wahl.

Tönnies hat im Rahmen seines Enterprise-Mobility-Programms mit den Samsung-Geräten und der KNOX-Sicherheitsarchitektur auch eine eigene Evakuierungs-App installiert. Damit werden die Schichtleiter zum Beispiel über Zwischenfälle im Betriebsablauf informiert und es sind entsprechende Notfallpläne implementiert, die bis zur Benachrichtigung der Feuerwehrzentrale reichen. Im Bereich Mobile-Device-Management-Software hat sich Tönnies für MobileIron, einer unserer wichtigsten Partner im deutschen Markt, entschieden und KNOX bietet die Lösung, das Produktivitätspotenzial unserer smarten, mobilen Endgeräte noch besser und vor allem sicher zu nutzen.

CIO.de: Gibt es denn Unterschiede zwischen den MDM-Lösungen, Samsung hat mit Samsung SDS CellWe ja auch ein eigenes Produkt im Portfolio, würde dieses auch ausreichen?

Sascha Lekic: Ja, absolut. KNOX ist bereit für den Unternehmenseinsatz. Eine große Anzahl von MDM-Partnern ermöglicht einen schnellen Einsatz in jedem Unternehmen. MobileIron, Blackberry, Airwatch oder Good sind nur einige unserer MDM-Partner. Entscheidend ist, was Firmen planen und wie sie ihre Geräte aufsetzen wollen. Die Konfigurationsmöglichkeiten von KNOX Workspace werden durch das eingesetzte MDM beeinflusst. Wir öffnen die APIs und jedes Unternehmen kann dann das Angebot entsprechend der eigenen Bedürfnisse maßschneidern.

CIO.de: Kommen wir auf die Plattformunabhängigkeit zu sprechen, andere EMM-Lösungen können etwa auch iOS verwalten?

Sascha Lekic: Das können wir auch. Wir bilden hier quasi den Industriestandard ab, weil das Produkt auch unabhängig von der Hardware angeboten wird. Es liegt aber in der Natur der Dinge, dass wir gerne sehen, wenn Samsung-Devices integriert werden, weil wir dann Service aus einer Hand bieten können.

CIO.de: Bleibt die Sache mit dem Preis: Zumindest beim Samsung-for-Enterprise (SAFE-) Programm war es so, dass das besonders sichere Android nur auf den teuren Flaggschiff-Geräten zur Verfügung stand und damit ein wichtiger Vorteil gegenüber iOS-Devices zunichte gemacht wurde.

Sascha Lekic: Die Vielfalt unserer Hardware ist eine unserer größten Stärken. Es gibt neben den Flaggschiffgeräten wie dem Galaxy S6, das besonders Vorstände häufig wählen, auch günstigere Geräte, wie das GALAXY A3 oder A5, die mit KNOX Workspace zur Verfügung stehen und von Partnern verwaltet werden können. Wir bieten aber nicht nur erschwingliche Mobilgeräte, sondern auch Modelle, die speziell für härtere Arbeitsumfelder gemacht sind und Mitarbeiter auch im Outdoor-Einsatz nicht im Regen stehen lassen.

Modelle fürs Grobe

CIO.de: Sie sprechen die Ruggedized Devices an …

Sascha Lekic: ... Ja, Smartphones und Tablets, wie unser GALAXY Xcover 3 oder das GALAXY Tab Active sind auch KNOX-fähig und das zu einem Preis von 219 oder 599 Euro. Und was vielleicht viele nicht wissen: Wir sind einer der weniger Hersteller, die mit dem Tab Active ein Tablet haben, bei dem man den Akku tauschen kann.

CIO.de: Welche Zielgruppen sehen Sie dafür?

Sascha Lekic: Für Ruggedized Devices gibt es sehr viele Szenarien. Es gibt rund 3,7 Millionen Firmen in Deutschland. 40 Prozent aller Beschäftigten arbeiten bei Großunternehmen, die übrigen 60 Prozent bei kleineren und mittelständigen Firmen. Über 3,3 Millionen Unternehmen in Deutschland haben 0 bis 9 Mitarbeiter. Viele davon sind Handwerksbetriebe. Geräte aus unserer Ruggedized-Familie, wie das Tab Active oder das XCover 3, besitzen eine IP67-Zertifizierung und können damit auch in schwierigen Umfeldern eingesetzt werden. So verlassen sich bereits große Logistikunternehmen auf Samsung-Mobilgeräte, die Regen und Staub trotzen.

CIO.de: Wie steht es mit dem Business-spezifischen Support von Samsung-Geräten, also das Vorhalten von Austauschgeräten für eine bestimmte Zeit oder auch Wartung etc.?

Sascha Lekic: Wir verfolgen ein indirektes Geschäftsmodell, das heißt, wir arbeiten in Deutschland ausschließlich über Partner, die uns genau bei solchen Themen unterstützen und für uns abwickeln. Um einen reibungslosen Austausch zu ermöglichen, führt der Partner, unterstützt durch Samsung, einen Buffer Stock. Dadurch gibt es mittlerweile keine Einschränkungen mehr.

CIO.de: Und im Anwendungsbereich? Apple hat mit IBM ja einen starken Partner - und trommelt auch entsprechend? Was hat Samsung auf diesem Gebiet vorzuweisen?

Sascha Lekic: Wir konzentrieren uns lieber auf unsere Arbeit, als auf das Trommeln, aber vor kurzem haben wir mit SAP einen Workshop abgehalten, um verschiedene Anwendungsszenarien zu besprechen, aus denen dann Business-Apps hervorgehen werden. Aktuell sprechen wir mit Accenture, das uns bei Endkunden positioniert und auch IBM ist dabei. Auf der Cebit haben wir ein Projekt mit Secusmart und IBM gezeigt, und das besonders sichere SecuTablet auf Basis des Galaxy Tab S 10.5 verkauft sich auch sehr gut.

Verstärkte Nachfrage nach smarten Wearables

CIO.de: Wie sieht es mit Wearables im Businessbereich aus. Registrieren Sie da schon eine Nachfrage?

Sascha Lekic: Absolut! Überall, wo "hands free" gearbeitet wird, regt sich die Nachfrage nach smarten Wearables. In sozialen Berufen, etwa Healthcare, aber auch in Bereichen, die mit Produktfertigung zu tun haben, stellen wir eine verstärkte Nachfrage fest.

Das Interesse kommt dabei von zwei unterschiedlichen Seiten: Zum einen von Personen, die Software entwickeln, zum anderen aber auch aus der Industrie. Meistens geht es darum, dass man benachrichtigt wird, oder umgekehrt, dass man bestimmte Dinge in Gang setzt und genehmigt und dabei seine Hände weitestgehend frei haben kann. Hier entstehen derzeit viele Szenarien und die Anwendungsbreite ist enorm.

CIO.de: Darüber hinaus hat Samsung auch die zweite Generation einer Virtual Reality-Brille, gibt es dafür denn Einsatzbereiche, abseits von Gaming?

Sascha Lekic: Ja, bei unserer Virtual Reality-Brille Gear VR tut sich viel, möglicherweise sogar noch mehr als bei den Smartwatches. Hier gibt es einige wirklich spannende Anwendungsbeispiele. So hat Audi UK beispielsweise zur Vorstellung des neuen Audi TT Coupe 115 Autohäuser mit der Gear VR ausgestattet und damit virtuelle Testfahrten ermöglicht. Der Kunde kann Probe fahren, ohne das Gebäude zu verlassen und sich dabei nicht nur die Landschaft der Testfahrt, sondern auch noch das Interieur seines Fahrzeugs aussuchen.

Für letzteres musste man früher immer einen Katalog mit Stoffmustern ansehen oder auf einem lackierten Blech die gewünschte Farbe aussuchen. Jetzt kann man sich vom Fahrersitz aus die verschiedene Interieurs und Exterieurs einblenden lassen. Durch ein solches Kundenerlebnis wird der Verkauf von einem Fahrzeug natürlich dramatisch verändert und noch emotionaler.

CIO.de: Gibt es noch andere Szenarien im Unternehmens-Umfeld?

Sascha Lekic: Ja, etliche! Die australische Fluglinie Quantas nutzt die Gear VR für das Inflight-Entertainment in der ersten Klasse. Das Natural History Museum London setzt die Samsung Gear VR in der Ausstellung "David Attenborough's First Life" ein und ermöglicht seinen Besuchern damit, virtuell in die Naturkunde einzutauchen. Interessant ist auch, dass der Europa-Park seine Achterbahn mit der Datenbrille aufgewertet hat - nun wird ein Drachenflug simuliert. Das Besondere ist hierbei, dass die Bewegung der Bahn direkt in die Simulation eingearbeitet ist, wodurch ein phantastisches Erlebnis erzeugt wird.

CIO.de: Das waren jetzt alles Beispiele aus dem B2C-Umfeld. Gibt es auch Szenarien aus dem B2B-Bereich?

Sascha Lekic: Wir haben festgestellt, dass gerade der B2B Bereich mit enormer Nachfrage auf die Vorstellung der Gear VR reagiert hat. Was die VR-Brille für B2B-Kunden interessant macht, sind die vielfältigen Möglichkeiten der Visualisierung und Interaktion. Ein Beispiel dafür ist die Mitarbeiterfortbildung - wenn man komplexes Wissen weitergeben will, ist das mit der Gear VR sehr einfach.

Und wenn man sich die vertikalen Märkte in Deutschland anschaut, gibt es eine Hülle und Fülle an Einsatzgebieten. So kann in der Automobilbranche das Zusammenspiel von Kleinstteilen bereits vor der Fertigung veranschaulicht und in interaktiven Explosionsgrafiken dargestellt werden. Auch für Architekten bieten sich damit neue Szenarien, wenn Entwürfe und Designs vorab interaktiv erlebt und getestet werden können. Ich persönlich glaube, dass die Nutzung von VR-Brillen in wenigen Jahren so normal sein wird, wie das Googlen.