Wipro-CEO Girish Paranjpe über Outsourcing

"Wir lernen jetzt Deutsch"

27.07.2009 von Christiane Pütter
IT-Service-Provider kommen unbeschadet aus der Krise, wenn sie nur flexibel genug auf Änderungen beim Kunden reagieren. Das behauptet zumindest Girish Paranjpe, CEO von Wipro. Und um auch hierzulande Unternehmen zu gewinnen, pauken die Inder nun Deutsch.
Girish Paranjpe, Wipro: "In der gegenwärtigen Situation halten wir besonders engen Kontakt zu unseren Kunden."

Herr Paranjpe, wie hart trifft Sie die Krise?

Girish Paranjpe: Weniger hart als andere. Es stimmt natürlich, dass viele unserer Kunden unter Druck geraten sind. Aber wir haben schon vor der Krise langjährige Partnerschaften geschlossen, die nach wie vor bestehen.

Laut Analysten verhandeln Unternehmen aber bestehende Verträge neu oder lassen sich nur noch auf kürzere Laufzeiten ein.

Girish Paranjpe: Es stimmt, diesen Trend gibt es. Outsourcing durchläuft verschiedene Zyklen: Zuerst geht es schlicht um’s Kostensenken. Im zweiten Zyklus werden die Möglichkeiten betrachtet, die Outsourcing bietet. Da stehen wir. In der gegenwärtigen Situation halten wir besonders engen Kontakt zu unseren Kunden. Wir betonen, wie flexibel wir sind und wie wir uns dadurch an veränderte Bedingungen anpassen können.

Klingt nach ständigem Change Management.

Girish Paranjpe: Ein Bereich, der meiner Ansicht nach zu stark vernachlässigt wird. Ich bin der Meinung, es sollte mehr in Change Management investiert werden.

Was fragen Ihre Kunden am Stärksten nach? Immer noch Anwendungs-Entwicklung?

Girish Paranjpe: Application Development bleibt, aber zunehmend lagern Unternehmen auch Business Process oder Human-Ressources-Prozesse aus. Außerdem beobachten wir, dass Infrastruktur-Management immer öfter an den Provider gegeben wird.

Wobei viele deutsche Unternehmen einen Dienstleister in Ost-Europa vorziehen dürften.

Girish Paranjpe: Der Faktor kulturelle Nähe ist nicht zu unterschätzen. Daher haben wir ja auch Trainings für den deutschen Markt. Wir lernen jetzt Deutsch, um in dieser Sprache Support anbieten zu können. Und Deutsch ist leichter als zum Beispiel Chinesisch oder Japanisch (lacht). Auf der anderen Seite sollte man das mit der kulturellen Nähe auch nicht überschätzen. Global Player sind da offen.

Welche Branchen sind bei BPO Vorreiter?

Girish Paranjpe: Das kann man gar nicht so sagen. Eigentlich haben wir da Kunden aus allen Industriezweigen. Am ehesten überproportional sind High-Tech-Unternehmen vertreten.

English-Speaking und Non-English

Was unterscheidet aus Ihrer Sicht den deutschen Markt von den übrigen Europäern?

Girish Paranjpe: Mit Blick auf Europa unterscheiden wir zwei Bereiche: English-Speaking und Non-English. Das hat wiederum mit der kulturellen Nähe zu tun. So lagern zum Beispiel britische Behörden an uns aus. Im übrigen Europa ist das nicht der Fall - noch nicht.

Stimmt es eigentlich, dass Sie Schwierigkeiten haben, Mitarbeiter zu finden? Angeblich wollen die jungen indischen Talente nach England und in die USA.

Girish Paranjpe: (lächelt) Vor der Krise war das so. Jetzt nicht mehr!

Girish S. Paranjpe ist Joint CEO - IT Business beim indischen Dienstleister Wipro Technologies. Das Unternehmen mit Firmensitz in Bengaluru ist eine Tochter von Wipro Limited und zählt gemeinsam mit Infosys und Tata Consultancy Services zu den drei größten IT-Services-Konzernen.