Siemens AG

Wirken im Dunkeln

16.03.2006 von Rolf Röwekamp
Siemens ist im Umbruch, die Profitabilität muss steigen. Die IT spielt dabei eine zentrale Rolle, doch eine klare IT-Strategie ist nicht zu erkennen.

Seitdem im Herbst 2004 Konzern-Revisor Volkhart Matthäus den CIO-Posten übernahm, dringt kaum noch etwas aus der IT-Zentrale heraus. Die Zentralstelle CIO (Corporate Information Office) gründete Siemens Ende 2001 noch unter dem Namen Corporate Information and Operations. Friedrich Fröschl wurde erster offizieller Konzern-CIO. Mitte 2004 verließ er den Konzern leicht verbittert.

Bei seinem Weggang hatte Fröschl gesagt, dass er keinen Hehl daraus mache, dass er eine mit mehr Ressourcen ausgestatte Zentrale für einen wesentlichen Erfolgsfaktor zu schnellern Umsetzung der Produktivitätsziele halte. Heute arbeitet der Ex-CIO als Partner bei Hi-Tec Invest, einem internationalen Private Equity Management und Beratungsunternehmen and Consulting Company.

Die Zentralstelle CIO hat die Aufgabe, zusammen mit den Geschäftsbereichen, Regionalgesellschaften und den zentralen Unternehmenseinheiten die IT günstiger und leistungsfähiger zu gestalten. Außerdem soll sie standardisierte Prozesse einführen.

Die IT-Ausgaben von 4,1 Milliarden Euro im Jahre 2002 sollten bis Ende 2005 um 800 Millionen Euro sinken. Das Ziel scheint in greifbarer Nähe, denn Mitte 2005 beliefen sich die Ausgaben auf 3,4 Milliarden Euro. Davon entfallen 1,9 Milliarden Euro auf die Infrastruktur und 1,4 Milliarden Euro auf Anwendungen.

Auf dem Weg zu mehr Profitabilität sieht der Konzern die IT als einen wesentlichen Faktor an. Vielleicht gibt es keine fertig ausformulierte und kommunizierbare IT-Strategie, weil die Zentralstelle noch überfällige Entscheidungen aus dem Vorstand warten.

Gerade vom entscheidungsfreudigen neuen Siemens-Chef Klaus Kleinfeld hatten sich Beobachter schnelle Entscheidungen bezüglich der darbenden IT-Tochter Siemens Business Services (SBS) erwartet. Vielleicht ist das auch ein Grund, warum in der Zentralstelle CIO niemand etwas sagen will oder darf.

Im Frühjahr 2005 hatte Siemens den Auftrag an SBS vergeben, sukzessive den Betrieb der Konzern-Infrastruktur in einem Shared Service Modell zu übernehmen. Damit will der Konzern jährlich mehrere Hundert Millionen Euro sparen. Rund ein Viertel seines Umsatzes von 5,4 Milliarden Euro macht SBS mit Siemens. Unklar ist allerdings, wie sich der Aufbau eines Shared Service Center gestaltet. Über den Verlauf des Projekts gibt Siemens keine Auskunft.

Zentralisierungsbestrebungen haben bei Siemens eine gute Tradition. Nur scheitern sie ebenso oft. Noch immer besitzen die Geschäftsbereiche eine kaum überwindbare Macht und lassen sich nur wenig vorschreiben. Allerdings herrsche inzwischen mehr Konsens zwischen Bereichen und Zentrale als in früheren Jahren, wie ein Kenner sagt.