Studie von TU Berlin und SIBB

Wissen schützt vor Cloud-Angst

25.05.2011 von Christa Manta
Mit steigendem Know-how sinkt auch die Angst vor der Cloud, hat die TU Berlin in einer Befragung herausgefunden. Im Raum Berlin-Brandenburg setzen zwei Drittel der befragten KMUs Cloud-Lösungen ein, vornehmlich für ERP und CRM.

Es steht gut um das Cloud-Wissen in deutschen KMUs. Das ist eines der Ergebnisse der aktuellen Cloud-Studie, die die Technische Universität Berlin im Auftrag des IKT-Branchenverbandes SIBB durchgeführt hat. Befragt wurden Führungskräfte und leitende Mitarbeiter aus mehr als 40 kleinen und mittleren Unternehmen der IKT-Branche in Berlin-Brandenburg, mit bis zu 500 Mitarbeitern und maximal 50 Millionen Euro Umsatz jährlich

Cloud-Wissen über Berlin

Die Studienbetreiber fanden heraus, dass zwei Drittel der befragten Unternehmen als Anwender oder Anbieter in der Cloud aktiv sind und sich mehr als 90 Prozent mit dem Thema auseinandersetzen. Dabei schätzen 60 Prozent der Befragten ihr Wissen rund um die Dienste aus der Wolke als gut oder sehr gut ein. Lediglich 13 beziehungsweise 14 Prozent gaben an, nichts oder nur wenig über Cloud Computing zu wissen.

Gleichzeitig scheint das Know-how um die Cloud negativ mit der Angst um die Sicherheit in der Wolke zu korrelieren. So betrachten diejenigen Studienteilnehmer, die sich selbst geringe Cloud-Kenntnisse attestieren, das Thema Datensicherheit tendenziell als eine Herausforderung. Jene mit umfangreichen Cloud-Kenntnissen sehen eher das Potenzial in den Lösungen aus der Wolke. Ebenso fällt auch das Urteil in Bezug auf die erwartete Systemverfügbarkeit und Ausfallsicherheit sowie um die IT-Sicherheit generell aus.

Unternehmen wiederum, die nicht in der Cloud arbeiten, sorgen sich vor allem darum, die Kontrolle über die eigenen Geschäftsdaten zu verlieren: bei 93 Prozent der Nicht-Cloud-Nutzer lagern die Daten daher unternehmensintern. Insgesamt sind es 63 Prozent der Unternehmen, bei denen die Datenhaltung inhouse vorgenommen wird.

Laut der Studienbetreiber schätzen die Befragten die Auswirkungen von Outsourcing auf die IT-Sicherheit insgesamt weder als vorteilhaft, noch als nachteilig ein. Nur 30 Prozent gaben an, dass in ihren Unternehmen Compliance-Anforderungen dem Fremdbezug von IT-Leistungen entgegenstehen. Und 75 Prozent der Cloud-Nutzer glauben, dass externe Anbieter bessere Sicherheitsmaßnahmen treffen können als sie selbst.

Cloud-Nutzung abhängig von Unternehmensgröße

Vor allem kleinere Unternehmen mit einem schmalen IT-Budget tun sich manchmal schwerer, ausführliche Sicherheitsmaßnahmen vorzunehmen. Daher wundert es nicht, dass der Grad der Cloud-Nutzung auch mit der Größe des Unternehmens zusammenhängt. Alle im Rahmen der Studie befragten Firmen mit einem jährlichen Umsatz von weniger als einer Million Euro haben bereits Cloud-Lösungen implementiert. Bei Unternehmen mit einem Umsatz zwischen einer und 20 Millionen Euro sind es rund die Hälfte, die sich auf Cloud-Lösungen verlassen, und bei Unternehmen mit 20 Millionen Euro Umsatz und mehr sind es 30 Prozent.

Wiederum verwunderlich ist, dass der Grad des Cloud-Einsatzes mit dem Anteil der IT-Mitarbeiter im Unternehmen tendenziell eher steigt. So gaben 60 Prozent der Unternehmen, bei denen mehr als drei Viertel des Personals mit technischen Aufgaben beschäftigt ist, an, Miet-Software und -Systeme einzusetzen. Bei Unternehmen mit einem Anteil von weniger als zehn Prozent IT-Fachkräften liegt der Cloud-Einsatz nur bei rund 30 Prozent.

Vor allem SaaS ist gefragt

Gefragt sind bei den ITK-Unternehmen in der Region Berlin-Brandenburg vor allem Angebote aus dem Bereich Software as a Service (SaaS). So setzen bereits 60 Prozent der befragten KMUs Miet-Software ein, 72 Prozent denken über entsprechende Lösungen nach oder sind gerade dabei, sie zu implementieren. Rund die Hälfte der Befragten beziehen ihre IT-Infrastruktur aus der Cloud (IaaS) und 37 Prozent nutzen Platform-as-a-Service-Angebote (PaaS).

Lock-In als Hemmnis

Als größtes Hemmnis bei der Entscheidung für Cloud-Lösungen erweist sich bei den KMUs in Berlin-Brandenburg die Angst vor der Bindung an einen Anbieter, konkret vor dem Lock-In-Effekt. Dieser beschreibt eine Situation, aus der man nur schwer wieder herauskommt, weil jede Änderung hohe Kosten nach sich zieht. Auch hat laut der Studienbetreiber das starke Wachstum im Cloud-Computing-Sektor zu einem eher unübersichtlichen Markt mit einer großen Anzahl von Anbietern beigetragen. Zwar würden die Unternehmen einzelne Angebote kennen, ein ganzheitliches Marktbild sei für sie aber nur schwer auszumachen.

Rollen verändern sich

An IT-Personal sparen die KMUs im Raum Berlin-Brandenburg künftig wohl nicht.
Foto: TU Berlin / SIBB

Weiterhin geben die Studienbetreiber einen generellen Ausblick auf die Zukunft: Während die KMUs in Berlin-Brandenburg davon ausgehen, dass in ihren Unternehmen künftig IT-Budgets (41%) und -Personal (53%) weitgehend unverändert bleiben werden, rechnen 41 Prozent der Befragten mit einer generellen Zunahme der IT-Ressourcen. Auch verändere sich derzeit das Rollenbild in der IT: 35 Prozent gaben an, dass künftig mehr Generalisten denn Spezialisten und ganzheitliches Denken sowie das Verstehen von Unternehmensprozesse gefragt seien.