KPMG-Studie: 5 Bereiche

Wo IT- und Autoindustrie zusammen wachsen

26.01.2012 von Christiane Pütter
Bisher kümmern sich Autohersteller selbst um IT-Komponenten, meist mit proprietärer Software. Das dürfte nicht mehr lange funktionieren, sagt KPMG voraus.
IT im Auto - Fahrzeuge werden zum Internet-fähigen Endgerät.
Foto: KPMG

Das Klischee vom "Macker mit dem dicken Auto" bröckelt. Das erwarten jedenfalls die Berater von KPMG. In ihrer "Global Automotive Executive Survey 2012" beschreiben sie, wie sich die Kundenwünsche ändern. Grundlage der Studie sind Gespräche mit 200 Entscheidern aus der Automobilindustrie weltweit.

Fazit: Höher, schneller, weiter war gestern - heute heißt es "netter, sicherer, grüner". Vor allem aber intelligenter. Autofahrer entwickeln sich vom Besitzer zum Nutzer, der nicht unbedingt ein eigenes Fahrzeug kauft. Die Fahrgewohnheiten werden überdacht, Protzen ist nicht mehr chic.

Im Zuge solcher Veränderungen untersucht KPMG auch die Rolle der IT. Diese wird künftig nicht nur in Navigations- und Verkehrs-Systemen zu finden sein. Autofahrer wollen im Fahrzeug ebenso mit der Welt vernetzt sein wie am Schreibtisch oder zu Hause. Sie fordern Zugang zu Internet, Laptop und Mobiltelefon.

Das beinhaltet folgende fünf Bereiche:

  1. Car-to-Car: Miteinander kommunizierende Fahrzeuge sollen die Sicherheit der Fahrer steigern.

  2. Car-to-OEM/Service: Der Gang in die Werkstatt erfolgt virtuell über Fernzugriff und Software-Updates.

  3. Car-to-Enterprise: Tankstellen, Autovermieter, Hersteller - alle wollen sich mit Autofahrern vernetzen.

  4. Car-to-X: Das Auto der Zukunft wird mit jedem Internet-fähigen Endgerät verbunden sein.

  5. Car-to-Infrastructure: Künftige Fahrzeuge erkennen Verkehrsstaus und rote Ampeln, bevor der Fahrer sie sieht.

KPMG spricht von einer Symbiose zwischen Auto und IT-Lösungen. 63 Prozent der Studienteilnehmer halten es für "sehr wahrscheinlich", dass die Automobil-Industrie einerseits und Telekommunikations-, IT- und Unterhaltungsindustrie andererseits zusammenrücken. Lediglich drei Prozent der Befragten halten das für "überhaupt nicht wahrscheinlich".

KPMG sieht Probleme in der Zusammenarbeit

Bisher kümmern sich Autohersteller weitgehend selbst um IT-Komponenten in ihren Fahrzeugen. Üblicherweise arbeiten sie dafür mit proprietärer Software, wie KPMG schreibt. Das dürfte nicht mehr lange funktionieren. Für die künftige Zusammenarbeit zwischen den Branchen geben die Analysten zu bedenken, wie unterschiedlich die Welten sind: ein neues Automodell braucht mehrere Jahre - Software-Firmen bringen innerhalb von Monaten neue Produkte auf den Markt.

Eine relative Mehrheit von 32 Prozent der Befragten erwartet dennoch, dass die Automobilhersteller bei künftigen gemeinsamen Projekten den Hut aufhaben werden. 25 Prozent sehen IT-Firmen in dieser Position. Dabei mag es eine Rolle spielen, dass KPMG Entscheider aus der Auto-Industrie befragt hat.

Tier-1-Zulieferer werden die Gewinner sein

Immerhin 17 Prozent glauben, dass Zulieferer (Tier 1) die größten Gewinner dieser Entwicklung sein werden. 16 Prozent erwarten, dass vor allem "Lifestyle Companys" profitieren und elf Prozent rechnen mit dem Auftritt ganz neuer Player.

Eine eigene Position nimmt naturgemäß die Software-Branche ein. KPMG lässt in der Studie Steven Bridgeland zu Wort kommen, er ist Senior Product Manager für Microsoft Windows Embedded Business.

Bridgeland spekuliert auf eine "schnell wachsende Multi-Milliarden-Dollar-Industrie". Die können Autohersteller seiner Ansicht nach nicht ohne die Software-Branche erschließen.

Microsoft sieht sich als Player

Microsoft engagiere sich seit 15 Jahren auf diesem Gebiet, so Bridgeland. Heute operiere das Unternehmen dabei vor allem mit Cloud Computing.

Der Produkt-Manager schwärmt von den neuen Möglichkeiten dieser Technologie. Fahrer könnten im Auto problemlos arbeiten, mit anderen Menschen kommunizieren oder sich unterhalten lassen. Offenbar traut Bridgeland dem "intelligenten Auto" sehr viel zu, denn dass sich der Fahrer auf den Straßenverkehr konzentrieren muss, kommt in seiner Vision nicht vor.