Killer-Applikation BPM

Zehn Dinge, warum SOA an Menschen scheitert

10.09.2009 von Mike Kavis und Andrea König
Viele Unternehmen scheitern an SOA. Die Gründe dafür liegen meist bei den Menschen, nicht bei den Technologien. Wir zeigen, was schief läuft und geben Empfehlungen.

Wenn SOA scheitert, dann vor allem wegen den beteiligten Menschen und kulturellen Problemen, nicht wegen technischen Schwierigkeiten. Unsere amerikanische Schwesterpublikation CIO.com hat zehn Dinge gesammelt, an denen Menschen bei der SOA-Einführung scheitern.

1. Sie können den geschäftlichen Nutzen nicht erklären.

Meist sind es die Menschen, an denen SOA scheitert.
Foto: Rene Schmöl

Ein häufiges Problem mit SOA besteht darin, dass die Beteiligten sich viel zu sehr um die Technik kümmern. Sie verbringen ungleich viel Zeit mit dem Aufbau einer ausgeklügelten Architektur, deren Nutzen niemand versteht, wenn sie denn endlich fertig ist.

Empfehlung: Kümmern Sie sich zuerst um die wirklichen Geschäftsprobleme. Die Killer-Applikation von SOA ist BPM (business process management). BPM verbessert und automatisiert Geschäftsprozesse. Erst wenn Sie sich damit beschäftigt haben, wenden Sie sich den technischen Fragen zu.

2. Sie unterschätzen die Auswirkungen von organisatorischen Veränderungen.

SOA bringt organisatorische Veränderungen in ein Unternehmen. Wenn sich die Beteiligten gegen Veränderungen wehren, droht ein ganzes Projekt zu kippen. Angst vor dem Unbekannten ist der häufigste Auslöser für die Angst vor Veränderungen. Die Mitarbeiter müssen informiert werden, welche Änderungen auf sie zukommen und wie sie davon profitieren. Da viele von ihnen unterschiedlich betroffen sein werden, müssen sie auch individuell informiert werden.

Empfehlung: Machen Sie sich einen Change Management Plan. Oder gehen Sie einen Schritt weiter und holen Sie einen Experten.

3. Die Geschäftsführung steht nicht hinter ihnen.

Wenn Ihre SOA-Initiative erfolgreich werden soll, brauchen Sie die Unterstützung der Geschäftsführung. Das hilft Ihnen, das Projekt anzutreiben und Hürden zu überwinden. Ihr Ansprechpartner sollte auch genug Zeit mitbringen, um sich mit dem SOA-Projekt zu beschäftigen.

Empfehlung: Platzieren Sie das Projekt bei jemandem in der Geschäftsführung, der davon profitiert und genug Einfluss im Unternehmen hat.

Mieses Projektmanagement und fehlendes Fachwissen

4. Sie wollen ihr SOA-Projekt billig haben.

Viele Unternehmen machen bei Ihrem SOA-Projekt den großen Fehler, nur in die Technik zu investieren. Für die geben Sie eine Menge aus, versuchen allerdings im Gegenzug woanders zu sparen. Beispielsweise dadurch, dass sie auf Hilfe von außen verzichten. Wenn Sie nicht gerade ein paar SOA-Experten in der Firma sitzen haben, sollten Sie das Beraterhonorar aber unbedingt einplanen.

Empfehlung: Entwerfen Sie eine Roadmap, mit der Sie ihr SOA-Projekt finanziell rechtfertigen. Zeigen Sie auf, welche finanziellen Auswirkungen das Projekt auf das Unternehmen haben wird. Informieren Sie sich außerdem über Open Source Alternativen.

5. Es fehlt am notwendigen Fachwissen.

Für ein SOA-Projekt benötigen Sie einige Spezialisten, die es in Ihrem Unternehmen wahrscheinlich nicht gibt. Diese Experten sind nicht billig, aber auf sie zu verzichten ist keine Alternative. Schließlich beeinflusst SOA jede einzelne IT-Abteilung.

Empfehlung: Beziehen Sie Weiterbildungen und weitere benötigte Posten von Anfang an in ihre Planungen ein. Vor allem in die finanziellen, mit der Sie die Geschäftsführung überzeugen möchten. Es kommt nie gut an, im Nachhinein immer wieder nach mehr Geld fragen zu müssen.

6. Das Projektmanagement ist mies.

Projektmanagement ist essenziell, keine Frage. Wenn ihr Unternehmen schon bei normalen Projekten ins Straucheln kommt, wird SOA eine echte Herausforderung.

Empfehlung: Holen Sie für SOA Ihren besten Projektmanager. Er sollte Erfolge nachweisen können und auch verstehen, worum es bei SOA geht.

7. Sie halten SOA für ein Projekt, nicht für eine Architektur.

Viele Unternehmen halten SOA schlicht für ein weiteres Projekt. Das ist naiv. SOA ist nicht nur ein Projekt, SOA ist eine Software-Architektur die nur funktioniert, wenn die Ergebnisse zur architektonischen Vision und der Road Map des Unternehmens passen.

Empfehlung: Die Struktur eines traditionellen IT-Teams funktioniert hier nicht. Nutzen Sie beispielsweise die Matrix Organisation. Sorgen Sie dafür, dass die verschiedenen Spezialisten eng zusammenarbeiten.

8. Sie unterschätzen die Komplexität von SOA

SOA ist nicht schwer zu verstehen, aber es ist eine Herausforderung. Auch wenn das fertige Produkt für den Nutzer simpler wirkt - der Aufbau und das Management von Software werden komplexer. In der SOA-Komplexität machen sich viele zu spät Gedanken um Sicherheitsbelange. Wer zu spät daran denkt, muss womöglich in die Architektur eingreifen.

Empfehlung: Setzen Sie sich realistische Ziele und versuchen Sie bloß nicht, alles auf einmal umzusetzen. Denken Sie aber von Anfang an an die Sicherheit.

Nie nur auf den Anbieter verlassen

9. Sie scheitern an der SOA Governance.

Das Wort Governance hat für viele etwas Furcht einflößendes, es schreckt sie ab. Wenn ihr SOA-Projekt erfolgreich werden soll, müssen Sie die SOA Governance beachten.

Empfehlung: Begreifen Sie Governance als einen voll unterstützten festen Bestandteil ihrer SOA-Initiative. Es sollte Verantwortliche geben. Und versuchen Sie bloß nicht, die Governance über Nacht zu erreichen. Um ans Ziel zu kommen, werden Sie vermutlich mehrere Jahre brauchen. Vergessen Sie nicht, in Test-Tools für ihre Governance zu investieren.

10. Sie überlassen die Architektur den Anbietern.

Sich zu sehr auf Anbieter zu verlassen, kann zum Desaster werden. Das Ziel des Anbieters ist es, ihnen so viel wie möglich zu verkaufen. Eine erfolgreiche SOA-Einführung, die ihrem Unternehmen maximalen Nutzen bei minimalen Kosten verspricht, passt nicht zum Ziel der Anbieter. Auch die von Anbietern oft versprochene reibungslose Integration erweist sich häufig als Trugschluss. Denn die Anbieter haben viele ihrer Produkte selbst bei anderen Anbietern erworben. Die Integration ist nicht besser, als wenn sie sich ihre Tools selbst von verschiedenen Anbietern zusammengestellt hätten.

Empfehlung: Bevor Sie mit Anbietern sprechen, sollten Sie sich ganz genau überlegen, was Sie wollen. Vergleichen Sie sorgfältig verschiedene Anbieter. Lassen Sie sich alles genau zeigen, bei Ihnen im Unternehmen vor Ort. Reden Sie auch mit anderen Unternehmen, die Produkte von diesem Anbieter nutzen. Erledigen Sie all diese Dinge Schritt für Schritt, schließlich müssen Sie mit der Entscheidung dann arbeiten.