Forscher mutmaßen über den Rechner in 10 Jahren

Zukunftsschock: Wie der PC 2019 aussieht

14.04.2009 von Andrea König
Klein wird er sein und mehr an ein iPhone als einen klassischen Computer erinnern. Mit ihm projizieren wir Präsentationen an die Wand, entriegeln die Autotür und werden an unsere Tabletteneinnahme erinnert.

Bald könnte die ganze Welt so nah sein, dass wir sie mit unseren Fingerspitzen berühren können. Zumindest verspricht das der PC der Zukunft. Er soll all das was wir wollen oder brauchen in unsere Handfläche legen. Unsere amerikanische Schwesterpublikation Computerworld hat sich Gedanken über den PC der Zukunft gemacht.

Der PC der Zukunft ähnelt dem Smartphone mehr als einem klassischen PC.

Stellen Sie sich beispielsweise vor, Ihr Smartphone enthielte ein biometrisches Sicherheitssystem. Nur mit dem kommen sie an Ihre Daten, die in der Cloud abgelegt sind. Und wenn Sie Ihr Smartphone vor Ihrem Wagen auf- und abschwenken, entriegeln Sie damit die Autotür. Bestellen und bezahlen sie mit einem Knopfdruck Ihren Kaffee am Morgen. Buchen Sie mit ein paar Klicks Ihren Wochenendtrip- Die möglichen Szenarien sind zahlreich.

"Die Vision ist, dass PCs in der Zukunft ein Partner sein werden. Sie werden einen wichtigen Teil zu kognitiven Aufgaben beitragen", sagt Andrew Chien, der als Forschungsdirektor bei Intel arbeitet. PCs waren von Anfang an Arbeitstiere. Mit der Zeit wurden sie immer kleiner und mobiler, aber ihre Aufgabe blieb die gleiche. Im kommenden Jahrzehnt soll sich dies nun grundlegend ändern. Der PC wird ihr Kollege, ihr Butler und vielleicht sogar ihr Freund.

Bei Intel haben sich Forschung und Entwicklung und IT Management zusammengesetzt und über den PC der Zukunft nachgedacht. Alle sind sich einig: Äußerlich wird sich einiges ändern. Die Computer werden weniger wie heutige Laptops sondern vielmehr wie ein Handy, eine Uhr oder ein Ring aussehen.

Hologramm ersetzt PC-Tastatur

"Der PC 2019 hat nichts mit dem PC zu tun, den wir heute kennen", sagt Wen Xiao. Er ist CIO beim Londoner Telekommunikationsgiganten BT Group PLC. Kleiner und universeller werde der PC sein. Xiao sagt, dass vor allem jüngere Arbeitnehmer erwarten, dass Ihre Daten immer und von überall her erreichbar sind. Sie wollen sich keine Gedanken über Speichermöglichkeiten und Datenübertragung machen.

Virtualisierung und Cloud Computing haben bereits viel zur Mobilität beigetragen und diese Entwicklung wird sich fortsetzen. "Die Speicherlösungen werden irgendwann alle virtualisiert und geräteunabhängig sein", sagt Xiao. Das verändert aber auch unsere Anforderungen an Hardware. "Hier geht es nun vor allem um Identifikation", weiß Xiao. Deshalb wird der PC ordentlich schrumpfen.

Und er wird viel flexibler sein als heute - auch äußerlich. Da wird es dann zum Beispiel Bildschirme geben, die man langziehen, aufrollen oder zusammenfalten kann. Ausgezogen ist der Bildschirm dann beispielsweise groß genug, um damit im Büro zu arbeiten oder unterwegs einen Film zu sehen.

Aber das ist erst der Anfang. Forscher entwickeln programmierbare Produkte, bei denen die Mikroprozessoren und der Speicherplatz im Material selbst stecken. Das Material würde man dann so programmieren, dass es seine Form verändert, je nachdem wie es der Nutzer gerade braucht. Zum Beispiel könnte man dann durch einfachen Tastendruck ein Smartphone in ein Bluetooth Headset und dann in eine Fernbedienung verwandeln. 2019 wird die Entwicklung vielleicht noch nicht ganz so weit sein, aber zumindest ein ganzes Stück näher als jetzt.

Es könnte auch sein, dass der Monitor und die Tastatur zu diesem Zeitpunkt ganz verschwunden sein werden. Die Maus wird vollständig von Touchscreen-Technologien ersetzt worden sein. Ein Hologramm könnte die Tastatur ersetzen.

Cloud Computing und Virtualisierung

Der PC wird bei den Projektionen dann sogar so weit mitdenken, dass nicht jeder diese Projektionen zu Gesicht bekommt. Werden beispielsweise gerade sensible Daten an die Wand projiziert und eine dritte Person kommt in den Raum, registriert der PC das und unterbricht die Übertragung.

Kabel und Steckdosen werden mit dem Zukunfts-PC überflüssig. Er wird sich seine Energie auf anderen Wegen holen. Beispielsweise könnte er sich durch magnetische Induktion aufladen. Oder der PC könnte sich sogar durch seine Umwelt - also durch Licht, Wärme oder Bewegung - aufladen.

CIO Xiao ist der Meinung, dass auch die Art des Inputs 2019 eine völlig andere sein wird. Man wird viel weniger tippen als bisher. Das semantische Web und künstliche Intelligenz werden die Menge an Input deutlich reduzieren. Touch Screens, Spracheingaben und sogar die Messung von Hirnstromwellen könnten dominieren.

In einer primitiven Variante gibt es das meiste was uns in einem Jahrzehnt erwartet bereits. Smartphones beispielsweise sind der Vorbote von der Richtung, in die es gehen wird. Auch Cloud Computing und Virtualisierung sind erste Töne einer wegweisenden Zukunftsmusik.

Von heute auf morgen werden diese Veränderungen nicht stattfinden. Bis es den PC der Zukunft gibt, muss noch viel passieren. Denn er müsste ja beispielsweise so weit entwickelt sein, dass er nicht während einem Meeting mit dem vorgesetzten daran erinnert, dass nun die Herztabletten eingenommen werden müssen. Und die Identifikationsmechanismen und Sicherheitsvorkehrungen müssen sich noch weiter entwickeln.

Mehr iPhone als PC

Informatik-Professor Michael Zyda sieht den PC der Zukunft näher am iPhone als am heutigen PC. Er sagt: "Der PC wird in jede Hemden- und Hosentasche passen und über mindestens 10 TB Speicherplatz verfügen." Der PC werde dann eine so genannte Kontextmaschine sein, die einen beim Gespräch mit Personen etwa an deren Namen und an das letzte Gesprächsthema erinnert.

"Es wird keine künstliche Unterscheidung zwischen Heimgerät und Bürogerät geben. Es gibt dann nur noch Ihr Gerät", sagt Zyda. 2019 werde es fester Bestandteil unseres Lebens sein.