Mitarbeiterwünsche

Zweifel an familienfreundlichen Arbeitgebern

22.09.2011 von Andrea König
Die junge Generation möchte die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Allerdings unterstützen sie Arbeitgeber dabei nur wenig, wie eine IG Metall-Studie herausfand.

Wie wichtig stabile Arbeitsverhältnisse sind, verdeutlicht eine Umfrage von TNS Infratest: Rund 70 Prozent der Bevölkerung sind der Ansicht, dass nicht genug für die junge Generation getan werde. 83 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass unsichere Arbeitsverhältnisse einen negativen Einfluss auf den sozialen Frieden haben. "Wer eine gut funktionierende Gesellschaft will, muss der Jugend eine sichere Zukunft mit guten beruflichen und privaten Perspektiven ermöglichen", sagte Detlef Wetzel, der Zweite Vorsitzende der IG Metall, bei der Vorstellung einer aktuellen Studie der IG Metall. Zu guten Perspektiven gehörten gute Bildung und Ausbildung, sichere Arbeitsplätze, soziale Absicherung und die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Jedes zehnte Unternehmen hat eine Betriebsvereinbarung zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
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Dass deutsche Unternehmen bei diesem Thema noch Nachholbedarf haben, zeigt die Studie zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Mehr als 4.000 Betriebsräte aus dem Zuständigkeitsbereich der IG Metall haben sich an der Befragung beteiligt.

Wie die an der Umfrage teilnehmenden Betriebsräte berichten, erhalten sie in sechs von zehn Unternehmen weniger gute (39 Prozent) oder gar keine Unterstützung (17 Prozent) beim Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Hier kritisiert die IG Metall den Widerspruch zu Aussagen des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall vom Februar 2011, wonach 99 von 100 Unternehmen familienfreundliche Maßnahmen anbieten.

44 Prozent gute bis sehr gute Unterstützung

Von einer guten Unterstützung von Seiten der Arbeitgeber berichten 37 Prozent der befragten Betriebsräte. Sieben Prozent geben an, sie erfahren beim Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf eine sehr gute Unterstützung vom Unternehmen, in dem sie tätig sind.

67 Prozent der Betriebsräte berichten, dass Vereinbarkeit in ihrem Unternehmen ein wichtiges beziehungsweise sehr wichtiges Thema ist. Jeder zehnte Betriebsrat sagt, man habe mit dem Arbeitgeber bereits eine Betriebsvereinbarung abgeschlossen, die sich ausdrücklich und exklusiv mit dem Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf beschäftigt, weitere vier Prozent verhandeln eine solche Vereinbarung aktuell.

Betriebsvereinbarungen regeln nicht alles

Bestehen Betriebsvereinbarungen, decken sie allerdings nicht immer alle Facetten zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf ab. In 87 Prozent der Betriebsvereinbarungen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist die Arbeitszeit geregelt, zum Beispiel flexible Regelungen oder Home Office. Die Mehrheit der Betriebsvereinbarungen regelt darüber hinaus die Elternzeit (62 Prozent), die Arbeitsorganisation wie zum Beispiel die kurzzeitige Freistellung bei Härtefällen (59 Prozent) und die Pflege kranker und pflegebedürftiger Angehöriger (52 Prozent). Seltener in der Betriebsvereinbarung geregelt sind Kinderbetreuung (38 Prozent), betriebliche Sozialleistungen (37 Prozent) und das Betriebsklima (23 Prozent). Dazu zählen etwa Qualifizierungen von Führungskräften zum Thema Vereinbarkeit.

Laut den von der IG Metall befragten Betriebsräten geht in 65 Prozent der Fälle die Initiative zur Beschäftigung mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf vom Betriebsrat selbst oder einer Vertrauensperson aus, in weiteren 28 Prozent von einzelnen Beschäftigten oder Beschäftigtengruppen. Firmenleitungen oder die Personalabteilungen haben nur in sieben Prozent der Fälle den Anstoß gegeben, sagen die Betriebsräte.

Die IG Metall hat die Umfrage unter Betriebsräten in ihrem Zuständigkeitsbereich durchgeführt. Es haben sich 4.127 Betriebsräte an der Umfrage beteiligt.