Personalabteilungen sollen strategisch werden

Zwischen Theorie und Praxis des HR-Outsourcing klafft eine Lücke

19.03.2007 von Andreas Schaffry
Personalabteilungen können durch die Auslagerung administrativer Prozesse an Outsourcing-Dienstleister oder Shared-Services-Center Kosten senken und verstärkt Personal-Prozesse an der Unternehmens-Strategie ausrichten. Die meisten Firmen schöpfen diese Möglichkeiten jedoch zu wenig aus. So bleibt der Beitrag von HR-Abteilungen zum Geschäftserfolg weitgehend überschaubar. Zu diesen Ergebnissen kommt eine neue Studie von HROA Europe, SharedXpertise Forums und der Outsourcing-Beraterfirma TPI.

80 Prozent der Befragten HR-Manager teilten mit, dass die Verlagerung Prozess-basierter Personaldienstleistungen an einen Outsourcing-Anbieter oder ein zentralisiertes internes Shared-Services-Center eine wichtige Voraussetzung für eine stärkere strategische Ausrichtung des Personalwesens ist.

Die wichtigsten Ziele einer Aus- bzw. Verlagerung sind, Kosten zu reduzieren, sich stärker auf strategische Aufgaben zu fokussieren, die Verbesserung vorhandener und die Einführung neuer Services und eine bessere Talentsichtung.

Auslagern allein genügt nicht

Allerdings gaben nur 56 Prozent an, dass die damit verbundene Neu-Organisation des Personalwesens dazu beigetragen hat, die Personal-Prozesse stärker an der Unternehmens-Strategie auszurichten. Ein weiteres Problem besteht darin, dass es den meisten Unternehmen (57 Prozent) nicht gelingt, Messgrößen festzusetzen, um zu ermitteln, inwieweit durch die Auslagerung eine bessere strategische Ausrichtung der Personal-Prozesse erreicht wird.

Viele Unternehmen sind immer noch der Auffassung, dass sich HR-Prozesse allein durch die Auslagerung administrativer Prozesse aus dem Personalbereich optimieren lassen. Mit einem Anteil von 79 Prozent ist die Lohnbuchhaltung nach wie vor die am häufigsten ausgelagerte oder zentralisierte Funktion. Weitere häufig ausgelagerte Prozesse sind Pensionen und Altersversorgung (je 53 Prozent), Kranken- und Sozialversicherungen (42 Prozent) sowie die Verwaltung von Mitarbeiterdaten (37 Prozent).

HR-Outsourcing ist am effektivsten

Laut Untersuchung beträgt die durchschnittliche Kostenersparnis durch Outsourcing und Shared Services im Personalwesen rund 20 Prozent und fällt damit geringer aus als erwartet. Die Produktivität in der Personalabteilung nimmt im Mittel um 23 Prozent zu.

Am effektivsten ist noch das reine Outsourcing. Damit lassen sich die größten Kosteneinsparungen erzielen. Sowohl Shared-Services-Center als auch Hybrid-Modelle, in denen Outsourcing und Shared Services gemischt sind, bringen deutlich geringere Kostensenkungen. Gleiches gilt in punkto Service-Qualität sowie Produktivität. Auch hier bringt reines Outsourcing am meisten, während das Hybrid-Modell am schlechtesten abschneidet.

Die mithilfe von Outsourcing oder Shared Services erreichten Veränderungen im Personalbereich wirken allerdings kaum in andere Unternehmensbereiche wie Produktion, Verkauf oder Marketing hinein. Das wesentliche Ziel, durch Veränderungs-Management bei den Personal-Prozessen die Wertschöpfung in allen Unternehmensbereichen zu erhöhen, wird damit klar verfehlt.

Management ist gefordert

Gleichwohl konnte sich ein vollständiges Outsourcing des Personalwesens bisher noch nicht durchsetzen. So arbeiten noch immer 58 Prozent der befragten Unternehmen mit einer Kombination aus Outsourcing und einer internen Zentralisierung von Prozessen in einem Shared-Services-Center. Dass sich Kosten nicht wie erhofft einsparen lassen kann noch einen anderen Grund haben. 42 Prozent der befragten Personalverantwortlichen beklagen die unzureichende Unterstützung durch das Management.

Im Rahmen der Untersuchung "HR Transformation: Myth or Reality" wurden leitende Personal-Manager aus mehr als 40 großen internationalen Konzernen befragt.