Vorbildhaft auftreten, Mitarbeiter nicht vernachlässigen, Netzwerke pflegen

10 Management-Regeln für 2009

22.01.2009 von Nicolas Zeitler
Vor allem an seine Mitarbeiter sollte ein IT-Chef in diesen Tagen denken. Dieser Grundsatz umrahmt die zehn guten Vorsätze, die der Marktforscher Gartner CIOs fürs neue Jahr vorschlägt. Sie sollten unter anderem Social Networking stärker für die Verständigung mit den Mitarbeitern nutzen.

Alle reden zu Beginn des neuen Jahres von der Wirtschaftskrise. Doch Mark Raskino, Vice President und Fellow beim Marktforscher Gartner, sieht die Lage speziell für den CIO als nicht ganz so dramatisch an. Anders als bei der Krise 2002 stünden die IT-Chefs nicht im Zentrum des Abschwungs. Gleichwohl seien sie jetzt in ihren Firmen oft Teil eines ganzen Teams, das mit Problemen zu kämpfen habe.

Dem Druck, Mitarbeiter zu entlassen, sollte der CIO laut Mark Raskino von Gartner nicht einfach nachgeben.
Foto: Gartner

Deshalb stünden die zehn Vorsätze, die Gartner CIOs auf den Weg mitgeben, auch im Zeichen der Krise. Das wichtigste Prinzip dabei lautet: Die IT-Verantwortlichen müssen sich zu allererst um ihre Mitarbeiter kümmern. "Wer jetzt nur danach schaut, was er technisch verändern kann, verliert seine Leute leicht aus dem Blick", erklärt Raskino im Gespräch mit .de.

1. Alumni-Netzwerke aufbauen

Die Zahl der Mitarbeiter, die vorzeitig in den Ruhestand gehen, könne gerade in Krisenzeiten stark steigen. Wichtig sei es, zu diesen Menschen Kontakt aufrecht zu erhalten, meint Raskino. "In zwei Jahren wird man vielleicht einige von ihnen wieder brauchen." Den Zugriff auf diese Ex-Mitarbeiter und ihre Kenntnisse könne man durch in die Firmen-Homepage eingebettete Alumni-Netzwerke erleichtern. Auch Werkzeuge fürs soziale Netzwerken solle der CIO dafür nutzen.

2. Nicht die Ausnahme von der Regel sein

Vorbildhaftes Auftreten sei für den CIO in Krisenzeiten wichtiger denn je, meinen die Berater von Gartner. Jeder IT-Manager solle sich zwei oder drei beispielhafte Verhaltensweisen aneignen, die zur eingeschlagenen Richtung passten. Verzichte ein CIO zum Beispiel darauf, sich auf Firmenkosten das neueste und beste Smartphone zuzulegen, sei das ein Signal an die Mitarbeiter, auch ihr eigenes Verhalten zu überdenken.

3. Die Mitarbeiter vor Entlassungen schützen

Viele CIOs könnten dieser Tage gezwungen sein, schnell Mitarbeiter zu entlassen. Meist seien Bereiche betroffen, die auf längerfristige Ziele der Firma hinarbeiteten und derzeit von geringerer Bedeutung zu sein schienen. Doch in dieser Frage dürfe der CIO nicht klaglos alle Vorgaben von oben umsetzen, Gartner zufolge soll er sich wehren. Unklug sei es, Mitarbeiter zu entlassen, deren Arbeitsgebiete womöglich in ein oder zwei Jahren von großer Bedeutung sein könnten.

4. Jetzt gezielt nach IT-Spezialisten suchen

Für falsch hält Raskino es, einfach einen grundsätzlichen Einstellungs-Stopp zu verhängen, um die Krise zu durchschiffen. "Sinnvoller ist ein Stopp mit einigen Ausnahmen", sagt er. Entlassene IT-Spezialisten überschwemmten derzeit den Arbeitsmarkt. Deshalb könne ein gewiefter CIO dort auch hochqualifizierte Mitarbeiter finden. Einzelne mittlere und hohe IT-Positionen ließen sich womöglich mit dem idealen Kandidaten besetzen. Um solche Vorhaben zu verwirklichen, solle der CIO direkt mit dem CFO und den Leitern der Personalabteilung in Verhandlung treten.

5. Auf das Unerwartete vorbereitet sein

Die Gartner-Analysten raten CIOs auch dazu, althergebrachte Denkmuster in Frage zu stellen. In Krisenzeiten solle man offen für neue Ansätze sein. Der IT-Manager tue daher gut daran, das Gespräch mit Kollegen zu suchen, die nicht in jeder Hinsicht in bestehende Schemata im Unternehmen passten und auch einmal andere mit unkonventionellen Ansichten vor den Kopf stoßen könnten.

6. Soziale Netzwerke stärker nutzen

Der CIO muss selbst aktiv an sozialen Netzwerken teilnehmen. Es reiche nicht aus, auf die Aktivitäten anderer zu warten und selbst als stiller Beobachter in der Ecke zu verharren. Auch sein Führungsteam sollte ein IT-Chef dazu ermuntern, Netzwerk-Programme stärker für die Verständigung innerhalb der Firma und nach außen zu nutzen. Damit lasse sich die Firmenkultur pflegen, und es entstünden neue Ideen.

7. IT-Dienstleister zum Billig-Essen einladen

Flexibilität und Kosteneinsparungen bestimmen im angelaufenen Jahr das Verhältnis zu den Anbietern. Deren Interesse ist es vor allem, angesichts knapperer CIO-Budgets dennoch den engen Kontakt zu IT-Entscheidern zu halten. Die Top-Manager der wichtigsten Lieferanten sollte der CIO in das Lokal einer Restaurant-Kette einladen, das schon durch seine Atmosphäre verdeutliche, dass Sparsamkeit 2009 an vorderer Stelle stehe.

8. Angst vor der Zukunft ablegen

Bei aller Notwendigkeit, Genügsamkeit auszustrahlen, solle der CIO sich davon dennoch nicht zu sehr einengen lassen. Economy statt Business Class zu fliegen sei vernünftig. Doch hohle Gesten wie der Verzicht auf Kekse bei Besprechungen sind Gartner zufolge nicht angebracht. Erst recht, wenn es darum gehe, die Mannschaft durch Fortbildungen oder neue Werkzeuge für die Anwendungsentwicklung zu motivieren, solle der CIO bei Gelegenheit weiterhin ordentlich in die Tasche greifen.

9. Sich mit neuer Technologie vertraut machen

Der CIO sollte darauf bedacht sein, bei zukunftsweisenden Neuerungen nicht vom Wissen anderer abhängig zu sein. Im einzelnen sollte sich der IT-Entscheider mit diesen Technologien vertraut machen: Lesegeräten für E-Books, dem Browser Google Chrome, wie sich kleine Cloud-Anwendungen programmieren lassen, die Nutzung von Youtube als Standard-Suchmaschine und Systeme für Telekonferenzen. "Diese Bereiche sind so wichtig, dass der CIO sich darin selbst auskennen sollte", sagt Mark Raskino.

10. Cloud Computing ernst nehmen

Obwohl der Begriff derzeit häufig noch verschwommen definiert sei, müsse ein CIO jetzt auf Cloud Computing zu setzen beginnen. In zehn Jahren, so prophezeien Raskino und seine Kollegen, werde ein großer Teil der Informationstechnologie auf diesem Wege genutzt werden. Der CIO solle jetzt beginnen, sein Unternehmen bedacht auf diesen unumgänglichen Weg zu führen, statt irgendwann davon überrannt zu werden. Nachdem er sich ins Thema eingelesen habe, könne der IT-Verantwortliche nach und nach testweise Cloud-Anwendungen einführen.