Von standardisiert bis kreativ

3 Typen von Entwicklungsabteilungen

24.11.2010 von Andreas Schaffry
Einheiten für Software-Entwicklung lassen sich laut Forrester drei Archetypen zuordnen. Die Einteilung hilft, die Entwicklung besser und produktiver zu machen.

Zwar haben innerhalb von IT-Organisationen die für Software-Entwicklung zuständigen Abteilungen jeweils ihre eigenen und spezifischen Charakteristiken. Es gibt jedoch wiederkehrende Muster im Hinblick auf das Personal, die Strukturen, die Prozesse sowie die eingesetzten Technologien bei der Applikations-Entwicklung.

Forrester-Analysten zufolge gibt es drei Archetypen von Software-Entwicklern, die jeweils über spezifische Kernkompetenzen verfügen. Das Business muss wählen, welcher Typ am besten passt.
Foto: Forrester

Letztere bilden eine wichtige Grundlage, um die Leistungsfähigkeit und das Potenzial der Entwicklungsabteilungen festzustellen. Aus den wiederkehrenden Mustern haben die US-Marktforscher von Forrester in dem Bericht "Software Development Archetypes - What’s Your Sign?" die Entwicklungsabteilungen in drei Archetypen destilliert. Diese bezeichnen sie als Solid Utility (solider Dienstleister), Trusted Supplier (vertrauenswürdiger Lieferant) und Partner Player (Teamspieler).

Solid Utilities: Prozesse und Tools im Fokus

Auf Grundlage dieser Einteilung können die Firmen leicht identifizieren, welchen Typ von Entwicklungsabteilung sie aktuell haben und ob dieser zu ihnen passt. Zugleich sind sie in der Lage, den Archetyp so zu verändern, dass dieser mit den Anforderungen der Fachabteilungen übereinstimmt. Dadurch lässt sich die Produktivität und die Qualität bei der Software-Entwicklung deutlich erhöhen - so die Marktforscher.

Entwicklungsabteilungen, die dem Archetyp der "Solid Utilities" entsprechen, legen mehr Wert auf Prozesse und Tools als auf Mitarbeiter. Letztere werden meist als austauschbar betrachtet. Dieser Typus definiert sich als Software-Factory. Die Applikations-Entwicklung erfolgt auf Basis standardisierter Prozesse, Umfassend genutzt werden auch Software-Tools für das Application Lifecycle Management (ALM) und IT-Service-Management-Frameworks wie ITIL. Speziell in Branchen, die Geschäftsprozesse bereits weitgehend optimiert haben und zugleich in einem geregelten Wettbewerb mit anderen Firmen stehen, passt dieser Typ.

Software-Entwickler als Generalunternehmer

"Trusted Suppliers" wiederum verhalten sich wie Generalunternehmer. Zu ihren Kernkompetenzen gehört die Projektplanung und das Projektmanagement. Sie suchen deshalb gezielt nach internen und externen Mitarbeitern, die ein Zertifikat des Project Management Institute (PMI) vorlegen können.

Für die einzelnen Aufgaben bauen Trusted Suppliers jeweils funktionsorientierte Center of Excellence auf. So etwa gibt es jeweils eigene Teams für das Projektmanagement, für die IT-Architektur oder zur Qualitätssicherung der entwickelten Software. Durch das kontinuierliche Projekt-Reporting fungieren diese Teams wie ein Rückschlagventil. Das ist zum Beispiel immer dann hilfreich, wenn zu entscheiden ist, ob bewährte Technologien eingesetzt werden oder ungeprüfte Alternativen. Allerdings gibt es auch einen Wermutstropfen. Mitarbeiter werden bei diesem Archetyp ebenfalls als austauschbar betrachtet und deren Potenziale oft nicht ausgeschöpft.

Kreativ entwickeln im Team

Partner Player wiederum investieren mehr in talentierte und kreative Entwicklerprofis und weniger in Prozesse und Software-Tools. Gleichzeitig fühlt sich diese Gruppe nicht dem IT-Bereich zugehörig, sondern als Teil des Business. Deren Mitarbeiter sind häufig wie eine "Bastelgruppe" organisiert, Formalien spielen hier eine eher untergeordnete Rolle. Wichtig ist, dass die Aufgaben erledigt werden - von wem ist letztlich egal. Ebenso werden die Mitarbeiter als kreative Individuen betrachtet und nicht als austauschbare Rädchen im Getriebe. Allerdings kommen die Teamspieler in der Enterprise IT nicht sehr häufig vor.

Welcher Archetypus - Solid Utility, Trusted Supplier, Partner Player - zu einem Unternehmen am besten passt, hängt den Analysten zufolge von verschiedenen Faktoren ab: Das sind unter anderem die vorhandene "Kultur" bei der Software-Entwicklung, die Mitarbeiter und deren Qualifikation, die jeweilige Branche sowie die Anwendungen im IT-Portfolio. Insbesondere für IT-Organisationen in großen Konzernen eigne sich ein Mix der verschiedenen Archetypen. Das hängt unter anderem mit dem Lebenszyklus von Software-Lösungen zusammen - in jeder Phase sind andere Qualitäten gefragt.