Aufstrebende, sich aus den mobilen, sozialen und Cloud-Technologietrends ergebende digitale Geschäftsmöglichkeiten führen dazu, dass von CIOs mehr denn je verlangt wird: strategisch denken und künftige Geschäftsstrategien mitgestalten. Um Technologie-Trends in den richtigen Geschäftskontext zu bringen, müssen CIOs auch weltweit aufkommende Business Trends verfolgen und in der Lage sein, deren Auswirkung auf die Organisation zu prognostizieren.
Im Rahmen der laufenden Forrester-Forschung über die auf die Geschäftstechnologie ausgerichteten strategischen Planungsprozesse haben wir eine Reihe von wichtigen Geschäftstrends identifiziert, die CIOs beachten sollten. Drei dieser Trends beziehen sich auf Veränderungen, die sich auf Menschen auswirken und gleichzeitig die Geschäfte beeinflussen: eine Verschiebung der Weltbevölkerung, sich ändernde Kommunikationsgewohnheiten und die Globalisierung von Arbeitskräften (siehe Abbildung auf Seite 2).
1. Die Weltbevölkerung verschiebt sich
Die Verschiebung von Bevölkerungsprofilen wird einen erheblichen potenziellen Einfluss auf die künftige Geschäftsstrategie vieler Unternehmen haben, gleichwohl ob sie national, regional oder global tätig sind. Während die Weltbevölkerung inzwischen über 7 Milliarden zählt, mit einem Anstieg um 1 Milliarde allein in den vergangenen 12 Jahren, stellt nicht unbedingt die Zahl der Gesamtbevölkerung einen besonderen Beachtungspunkt dar, sondern ist es vielmehr die Verschiebung der Altersgruppen. Sie wird voraussichtlich den stärksten Einfluss auf die Geschäftsstrategie ausüben.
Die alternde Baby-Boomer Bevölkerung der Industrieländer wird in den nächsten 19 Jahren in raschem Tempo in den Ruhestand gehen, wodurch Arbeitgebern sowohl im öffentlichen als auch im privaten Sektor in diesen Regionen das Problem bleibt, ein lebenslang erworbenes Know-how zu ersetzen, das dem Unternehmen mit den Senior-Managern und meist erfahrenen Mitarbeitern verloren geht. Darüber hinaus werden die wirtschaftlichen Auswirkungen des Ausscheidens der Baby-Boomer erheblich sein.
In welcher Geschäftsbranche Ihr Unternehmen auch tätig sein mag, wahrscheinlich benötigen Sie eine Strategie, die auf die doppelte Auswirkung von ausscheidenden Mitarbeitern und sich ändernden Verbraucher-Demographien ausgerichtet ist. In Regionen, wo die Belegschaft durch Mitarbeiter, die in den Ruhestand gehen, ausgedünnt wird, müssen verbleibende Führungskräfte neue Wege finden, den Abbau der kollektiven Unternehmens-Intelligenz zu verhindern.
Nehmen Sie zum Beispiel die Etablierung sozialer Kollaborationsnetzwerke für die Ehemaligen/ Alumni Ihres Unternehmens in Betracht und nutzen Sie diese Netzwerke, um den Zugriff auf die Kenntnisse Ihrer ausgeschiedenen Arbeitskräfte zu erhalten. Ermöglichen Sie Ihren besten Mitarbeitern zudem, auch über ihr Ruhestandsalter hinaus weiter zu arbeiten, eventuell auf Teilzeitbasis, um beim Kenntnistransfer behilflich zu sein.
Fachkräftemangel, Ruhestand und Demografiewandel
Der Wettbewerb um neue Mitarbeiter mit Erfahrungswillen wird noch intensiver werden und viele Unternehmen entwickeln bereits berufliche Hochleistungs-Förderprogramme, um Top-Talente anzuziehen und zu behalten.
Gleichzeitig müssen Führungskräfte mit erheblichen Veränderungen der Marktnachfrage nach Produkten und Leistungen rechnen, die von einer alternden Belegschaft der Ersten Welt und reiferen Arbeitskräften in Schwellenländern wie China verbraucht werden. Unternehmen benötigen avancierte Datenanalysen, um Frühwarnungen abzugeben und diese Trends zu antizipieren, sodass genügend Zeit bleibt, die Produkt- und Leistungsstrategien anzupassen, um den sich wandelnden Märkten gerecht zu werden.
In Schwellenländern stellt Kundenbindung eine wichtige strategische Waffe dar, da junge Arbeitskräfte altern und avancierte Kundenbindungsprogramme erforderlich machen, die sich an einer maßgeschneiderten mobilen Erfahrung orientieren.
Fragen, die Sie berücksichtigen sollten, sind:
-
Welchen Einfluss hat Ruhestand in den nächsten 5-10 Jahren auf meine Belegschaft? Welche Strategien müssen wir entwickeln, um den Verlust an Know-how auszugleichen?
-
Wirkt sich der demographische Wandel auf das Produkt- oder Servicedesign aus? Welche Möglichkeiten ergeben sich? Wie wird sich die Nachfrage nach bestehenden Produkten oder Leistungen ändern? Welche Rolle kann Technologie bei der Ermittlung von Trends und/oder der Unterstützung bei der Entwicklung neuer Produkte/Leistungen spielen?
2. Mitarbeiter werden ihre Kommunikationsgewohnheiten ändern
Soziale und mobile Technologien stellten den nächsten evolutionären Schritt in der menschlichen Kommunikation dar. Jeder vorherige Schritt sorgte für signifikante Verschiebungen im Wettbewerb von Unternehmen: z.B. die Einführung des Postdienstes, der Telegraf, das Telefon, der Fernschreiber, das Fax und die E-Mail. Jeder dieser Schritte hat die bestehenden Kommunikationskanäle erweitert und verbessert (und manche sogar ersetzt). Indem wir Sozialtechnologien als eine Mischung komplexer synchroner und asynchroner Kommunikationskanäle betrachten, sind wir uns bewusst, dass sie in den nächsten Jahren zweifellos Geschäftsstrategien und -Prozesse verändern werden.
Social Business Strategie - die Anwendung von sozialen und mobilen Technologien im gesamten Unternehmen zur Umgestaltung von Prozessen, Kommunikation und Kundenerfahrung - wird zum zentralen Fokus für CIOs und Technologie-Teams, die neue Strategien zur Unterstützung von Geschäftszielen entwickeln möchten. "Technologie ist der neue Wasserkühler", sagt Randy MacDonald, Senior Vice President Human Resources von IBM.
Indem die Aufnahme von mobilen Geräten und dazugehörigen mobilen Apps zunimmt, erhalten die Mitarbeiter immer mehr Zugriffskontrolle auf Informationen und Ressourcen, die früher an Desktops und Laptops gebunden war. Die Mobilität eröffnet Möglichkeiten, die Geschäftspraktiken, Prozesse und Kundenstrategien neu zu überdenken.
Fragen, die Sie bedenken sollten, sind:
-
Wie kann der Kundennutzen durch die Aufnahme von mobilen und sozialen Technologien erhöht werden? Wie entwickelt sich Mitarbeiterkommunikation durch soziale und mobile Technologien zur Erhöhung von Innovation und Rentabilität?
-
Welche neuen Kunden-/Produkt-/Leistungsstrategien sind durch Anwendung von mobilen Apps möglich?
3. Mitarbeiter werden global sein
Eine Folge des Internets war die Einführung der globalen Belegschaft - Mitarbeiter an verschiedenen Orten weltweit arbeiten in Teams ohne Rücksicht auf deren Standort oder Zeitzonen. Indem sich der obige demographische Wandel festigt, entsteht eine zunehmende Knappheit an qualifizierten Mitarbeitern im Wettbewerb um Top-Talente auf globaler Ebene.
"Es gibt Cluster von Know-how rund um die Welt, die wir erschließen möchten", sagt Lisbet Thyge Frandsen, Group Senior Vice President der Abteilung People And Strategy bei Grundfos, einem weltweit führenden Pumpenhersteller mit 134 Unternehmen in fast 60 Ländern. "Zum Beispiel haben wir ein Financial Shared Services Center in Budapest eröffnet, weil dort die einschlägige Kenntnisbasis stark ist. Darüber hinaus führen wir ein Wassertechnologie-Center in Fresno (Kalifornien), weil das dortige Gebiet den Schlüssel für industrielle Forschung und Entwicklung sowie für das Networking und Geschäftsmöglichkeiten darstellt. Es geht immer darum, dort zu sein, wo das Know-how ist."
CIOs unterstützen ihre Unternehmen dabei, globale Talente anzuziehen, indem sie eine robuste Zusammenarbeits-, Lern- und Informationsinfrastruktur schaffen, die Mitarbeiter über mobile und soziale Verbindungen sicher und einfach in Echtzeit verbindet.
Folgende Fragen sollten Sie durchdenken:
-
Welche Fähigkeiten sind unternehmenskritisch und wo auf der Welt finden wir diese Fähigkeiten in Zukunft? Wie verbinden wir Mitarbeiter an verschiedenen Standorten, so dass sie effektiv zusammenarbeiten?
-
Wie kann die derzeitige Technologie-Architektur so eingerichtet werden, dass sie in der Lage ist, eine globalere Belegschaft zu unterstützen?
Eine weltweite Belegschaft bringt Komplexitäten mit sich. Die verschiedenen Länder haben unterschiedliche und manchmal widersprüchliche Verordnungen, Gepflogenheiten und Kontexte - diese lassen sich sehr schwer navigieren. Zum Beispiel sind regionale in China ansässige CIOs vieler globaler Unternehmen viel mächtiger und einflussreicher als ihre Kollegen in den USA und Europa, weil sie mit lokalen Mitarbeitern gearbeitet haben und den örtlichen Kontext besser verstehen. Sie sind Führungskräfte, die lokale unternehmerische Entscheidungen treffen.
Komplexität und Chaos durch die Belegschaft
Im Vergleich zu Marktveränderungen erfolgen Bevölkerungsverschiebungen relativ langsam; diese können jedoch einen erheblichen Einfluss auf Ihr langfristiges Geschäftsmodell und demzufolge auf Ihre Geschäftsstrategie ausüben. Die Planung für kontinuierliches Wachstum, während Ihr Markt schrumpft, erfordert eine Steigerung des Marktanteils zum Nachteil der Wettbewerber; gleichzeitig wird das Versäumnis, schnelles Wachstum einzuplanen, wenn der Markt rasch expandiert, zu einem Verlust an Marktanteil führen, der dann an die Wettbewerber geht.
In ähnlicher Weise kann die Arbeit in einer Branche mit einem hohen Ruhestandsanteil der Bevölkerung oder mit einer ständig wechselnden Belegschaft in Ihrem Unternehmen Chaos schaffen.
4 Ratschläge von Forrester
Bei der Entwicklung von strategischen Optionen ist Folgendes zu erwägen:
-
Fokus auf die Wachstumsmärkte und Chancen. Unternehmer mit Durchblick sind immer auf große Ziele ausgerichtet und streben nach einem hohen Wachstumsziel, gleichwohl ob es sich um eine besondere Wirtschaft wie Indien, China oder Basilien, ein bestimmtes Marktsegment wie junge Hispanics in den USA oder ein bestimmtes Branchensegment wie Urlaubsangebote für Ruheständler handelt. CIOs müssen vorhersehen, wie Veränderungen der Geschäftsstrategie kritische Systeme beeinflussen - die Anwendung einer Cloud-basierten Infrastruktur kann hier die Flexibilität bieten, Änderungen leicht zu handhaben.
-
Die Nutzbarmachung globaler Kompetenzen und Balancierung von Fähigkeiten. Um in der heutigen, sich schnell ändernden Geschäftswelt erfolgreich zu sein, muss man pragmatisches Denken mit einer Kultur verbinden, die zur Innovation ermutigt - keine leichte Aufgabe. CIOs sollten die Infrastruktur zur Erschließung von globalen Ressourcen-Pools vorbereiten und Kompetenzzentren rund um den Globus aufbauen, um globale Fähigkeiten und Kompetenzen nutzbar zu machen.
-
Gestalten Sie Ihre Organisation attraktiver für potenzielle Mitarbeiter. Kompetenzen aufbauen ist möglicherweise keine schwere Aufgabe - die Erhaltung dieser Talente und die Gestaltung Ihres Unternehmens, so dass es für künftige Mitarbeiter attraktiv ist, erfordert eine Menge Arbeit. Unternehmen wie Amazon, Google und Zappos ziehen ganze Horden von jungen talentierten Leuten an - denen sie in vielen Fällen weniger zahlen als ihre direkten Konkurrenten - weil sie die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter verstehen und diesen gerecht werden. Neben dem Faktor Kultur kann Technologie ein wichtiger Einflussfaktor der Unzufriedenheit von Mitarbeitern sein.
-
Der Einsatz von Technologie, um Mitarbeiter, Kunden und Partner zu verbinden. Vermitteln Sie Mitarbeitern an entfernten Standorten das Gefühl, sie befänden sich lediglich eine Tür weiter entfernt. Soziale, Video- und Zusammenarbeitstechnologien sind dabei behilflich, aber noch wichtiger für den Erfolg ist eine Kultur des Teilens und der Offenheit.
Nigel Fenwick ist Vice President und Principal Analyst bei Forrester Research, wo er CIOs betreut.