Disruptive Ideen - Innovationen 2.0

4 Start-ups mit Potenzial

18.11.2013 von Redaktion CIO
Diese Start-ups haben das Zeug dazu, ganze Branchen umzukrempeln. Banken, Autoindustrie und Händler müssen um ihre Geschäftsmodelle bangen.
Das Start-up Transferwise Team.
Foto: Transferwise

Das Londoner Start-up Transferwise überweist Geld in fremde Länder zu wesentlich günstigeren Konditionen als Banken. Die Kunden überweisen auf ein Inlandskonto von Transferwise, und das Start-up zahlt dieselbe Summe im Zielland ebenfalls mit einer Inlandsüberweisung in der gewünschten Währung aus. Als Wechselkurs fällt so nur der geteilte Devisenkurs an, der zwischen Ankauf- und Verkaufspreisen normaler Banken liegt. Besonders internationale Unternehmen, Austauschstudenten oder auch Urlauber könnten von den günstigen Gebühren profitieren, denn derzeit zahlt man für Überweisungen unter 370 Euro immerhin rund 1,20 Euro.

CarJump zeigt jetzt sämtliche Autos der Anbieter auf einer Karte.
Foto: Carjump

Transferwise wurde 2011 gegründet; Gründer: Taavet Hinrikus (Executive Chairman) und Kristo Käärmann (CEO), Mitbegründer von Skype, Hauptsitz: London, Dependance in Tallin, Investoren: 1,3 Millionen Dollar von Max Levchin (Mitbegründer von PayPal), IA Ventures, Index Ventures, Kima Ventures, Seedcamp und The Accelerator Group; http://transferwise.com

carjump.de - Alle Autos in einer App

Carsharing boomt: Anbieter wie Car2go (Daimler) oder DriveNow (BMW) machen es überflüssig, ein eigenes Auto zu besitzen. Doch es ist aufwendig, die Fahrzeuge aller Anbieter vor Ort zu finden. Dazu müssten die Kunden bei jedem Anbieter aufs Neue eine Fahrzeugsuche durchführen.

Das Berliner Start-up CarJump zeigt jetzt sämtliche Autos der Anbieter Car2go, DriveNow und MultiCity auf einer Karte und lotst die Kunden zum nächsten Auto. Auch Leihräder sind dank Nextbike buchbar.

Langfristig sollen noch mehr Partner und europäische Metropolen in die Android- und iOS-Apps eingebaut werden. Flinkster, der größte CarSharing-Betreiber Europas, muss aufpassen - oder ebenfalls mitmachen: www.carjump.de

Wenn Trends teuer werden
Neue Entwicklungen in Business und IT schlagen nicht immer nur mit den sichtbaren Kosten für Hard- und Software zu Buche. Die Analysten von Gartner haben acht Themen unter ihren finanziellen Aspekten untersucht. Aussage der Analysten: wer diese Themen nicht aktiv angeht, dem können die Kosten über den Kopf wachsen.
Internet der Dinge
Ob Autos, Konsumgüter oder öffentliche Infrastruktur - immer mehr Dinge werden mit dem Internet verknüpft. Das Internet der Dinge stellt neue Ansprüche an Vernetzung mit traditioneller Software, was deren Lizenzen berührt. Das heißt: Lizenzkosten können in Höhen gehen, die IT-Entscheidern heute noch gar nicht bewusst sind.
App Store
Anbieter wie Apple und Google waren eigentlich immer auf Endverbraucher ausgerichtet, so Gartner. Sie bringen ein anderes Geschäftsgebaren mit als klassische Vendoren. IT-Entscheider sollten auch bedenken, dass immer mehr mobile Geräte im Firmeneinsatz sind - was immer mehr Kosten mit sich bringen kann.
Big Data
Mit der Menge an Daten wächst der Bedarf an Datenbanken und Storage. Möglicherweise muss in Sachen Service-Levels nachverhandelt werden. Mehr Daten heißt auch mehr Notwendigkeit, Qualität und Integration zu überprüfen.
BYOD
Wenn die Mitarbeiter eigene Geräte mit an den Arbeitsplatz bringen (BYOD = Bring your own device), mag mancher Finanz-Chef an Kostensparen denken. Gartner betont, dass private Handhelds am Arbeitsplatz immer auch Sicherheitsprobleme und Risiken darstellen. Das wiederum kann Kosten verursachen. Außerdem müssen mindestens Policies für den BYOD-Umgang erstellt werden, was auf jeden Fall Zeit kostet.
Virtualisierung
Nach den Erfahrungen von Gartner hat beispielsweise Desktop-Virtualisierung häufig nicht zu den erwarteten Kostensenkungen geführt. Statt dessen bereitet die Komplexität virtualisierter Umgebungen oft Probleme - die Komplexität der Verhandlungen mit den Providern übrigens auch.
Wartungsgebühren
Kein neues Thema, aber eines mit immer neuen Aspekten: Maintenance. Glaubt man Gartner, sind Software-Anbieter zunehmend auf Wartungs-Gebühren angewiesen, da sie bis zu 50 Prozent des Umsatzes ausmachen können. Sie werden also versuchen, diese zu erhöhen. IT-Entscheider sollten ihre Skills in Sachen Beschaffung optimieren. Außerdem bleibt abzuwarten, was die EU beim Thema Weiterverkauf von Lizenzen noch entscheiden wird.
Cloud Computing
Cloud Computing wird sich weiter durchsetzen. Das Thema gewinnt zunehmend an Popularität, was für CIOs mit zwei Aspekten verbunden ist: den Risiken der Cloud - und dem Risiko, dass die Fachabteilungen "an der IT vorbei" kaufen.
Software Audits
Nach Beobachtung von Gartner gewinnen Software-Audits an Schärfe. Eine Studie der Marktforscher im vierten Quartal 2012 zeigte, dass 63 Prozent der Befragten in den vergangenen zwölf Monaten mindestens ein Audit zu überstehen hatten.

Slingshot - Online-Shoppen wie im echten Laden

Das Start-up Slingshot
Foto: Slingshot

Das britische Start-up Slingshot macht das Online-Shoppen auf der Insel einfacher. Auf Produktseiten von mehr als 30 Partnern wie Kelloggs, Danone oder L’Oréal ist der Slingshot-Button bereits integriert. Klickt der Kunde auf das Symbol, bekommt er angezeigt, bei welchen Händlern er die Produkte kaufen kann - online oder in einem realen Geschäft in seiner Nähe.

Mehr Komfort entsteht für den Nutzer, weil er den gesamten Einkauf mit einem übergreifenden Warenkorb erledigen kann. Auch beim Wechsel zwischen den verschiedenen Sites der Hersteller bleibt der Kunde bei Slingshot und muss nicht mehrmals zur Kasse.

Der Nutzer entscheidet auch, ob er die Einkäufe im realen Store selber abholen will oder ob er sich die Ware nach Hause bringen lässt. Er braucht dafür allerdings einen Account bei dem Händler, bei dem er die Produkte auch bezahlt.

In Großbritannien machen bereits Unternehmen wie Tesco, Sainsbury’s und mysupermarket mit. Slingshot und seine Gründer Match Vidler, 23, James King, 23, Stephen Darlington, 24 gelten als 'the next big what' in der Verknüpfung von Online & Instore-Shopping. Das Unternehmen zählt zu den "PepsiCo 10"-Start-ups in Europa. Das Digital Incubator Program PepsiCo ist auch erster Investor des Self-funded-Start-ups. www.slingshotshopping.com

StreetHawk - Im echten Laden wie online einkaufen

Street-Hawk
Foto: Streethawk

StreetHawk ist quasi der Gegenangriff des stationären Handels auf das Online-Shopping. Gründerin Natasha Rawlings verspricht Einzelhandelsunternehmen: "Wir werden Ihre Kunden zurückgewinnen - in Real Stores und in Realtime". Streethawk will das Kundenaufkommen und den Umsatz in den beliebtesten Einkaufsstraßen von Sydney und neuerdings San Francisco maximieren. Seine USP (Unique Selling Proposition) sieht Streethawk dabei in der RRR-Technologie (Right Place, Right Person, Right Time). Via 3G-Internet, Geofencing und Smartphones erarbeitet Rawlings ein Targeting. Kunden erhalten dann über eine App personalisierte Informationen an die spezifische Situation und den Aufenthaltsort angepasst. Die Messages orientieren sich unter anderem an früheren Einkäufen und den Facebook-Likes der Kunden, die der App aus dem CRM-System bereitgestellt werden.

Die Street-Hawk-App einer Marke oder eines Geschäfts informiert Kunden über das Sortiment einzelner Niederlassungen, ihre genaue Position und spezielle Angebote und ermöglicht es, bereits mit dem Handy einzukaufen und die fertig zusammengestellten Produkte später im Laden abzuholen. Die App erlaubt es Einzelhändlern, sich über die Loyalität und Kauffrequenz einzelner Kunden zu informieren und ihnen individuelle Angebote und Erinnerungen zu schicken. Von den Consumern wiederum kann die App dann als Loyalty Card verwendet werden, die ihnen bestimmte Vergünstigungen einbringt. Für Unternehmen ist die Nutzung von Street-Hawk kostenpflichtig.

Das Disruptive an StreetHawk: Der Händler wartet nicht darauf, dass Kunden zufällig kommen, sondern erregt Aufmerksamkeit, bevor es die Schaufenster von Wettbewerbern tun. Der Ladenbesitzer kombiniert damit IT mit den drei Vorteilen des stationären Handels a) sofortiges Ausliefern, b) räumliche Nähe und c) persönlicher Kontakt mit dem Verkäufer.

StreetHawk sammelt seit Herbst 2012 Kapital. Erste Kunden sind die Einrichtungshauskette Sheridan, Edel-Schuhboutiquen und eine Luxus-Dessous-Kette. Die amerikanische Location Based-Marketing Association nennt Streethawk "das LBM-Tool des Jahres 2012": Mehr Info: http://streethawk.com

Innovationen 2.0 sind eine Selektion marktreifer Ideen, ausgewählt von den Redaktionen des CIO-Magazins und von "Best Practice", dem Kundenmagazin von T-Systems.