Projektmanagement

5 Erfolgsfaktoren für ein Project Management Office

30.01.2015 von Werner Kurzlechner
Fehlende strategische Einbindung und zu wenig Erfolgsmessungen – das sind die Achillesfersen von Project Management Offices, wie eine Studie von GPM zeigt.
Die Grafik zeigt den Stellenwert von fünf Kennzahlen für die PMO-Erfolgsmessung.
Foto: GPM

Inwieweit ein Project Management Office (PMO) zum Erfolg wird, hängt von seiner zum individuellen Unternehmen passenden Ausgestaltung ab. Branchenspezifische Dinge oder andere Orientierungsgrößen spielen demgegenüber eine untergeordnete Rolle, wie aus einer Studie von GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement hervorgeht.

Operative Interpretation herrscht vor

Weithin versäumen es die Firmen mit PMO indes, die Performance ihres PMO durch quantitative Messungen zu kontrollieren - in den Augen der Studienautoren ein korrekturbedürftiger Fehler: "Aufgrund der hohen Bedeutung einer konkreten Messung des Mehrwerts der PMOs legt diese Studie die Empfehlung nahe, dass PMOs trotz der Schwierigkeit ein großes Augenmerk auf die quantitative Messung ihres Erfolgs legen sollten."

Nicht ausgeschöpft sind laut Studie auch die Potenziale durch eine strategische Einbindung. Das Instrument werde bislang vor allem operativ interpretiert. "Im Hinblick auf die Unterstützung der strategischen Weiterentwicklung von Organisationen scheint somit noch großes Potenzial von PMOs vorhanden zu sein", heißt es in der Studie, für die 257 PMO-Praktiker in Zusammenarbeit mit dem Institut für moderne Managemententwicklung (ifmme) an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen befragt wurden.

5 Erfolgsfaktoren für ein PMO

Kurz zusammengefasst nennt die Studie fünf Erfolgsfaktoren:

Aus der Studie geht ferner hervor, dass PMOs in der Tat vornehmlich in der IT eine besondere Rolle spielen. Im Durchschnitt entfallen demnach 35 Prozent der PMO-bezogenen Projektbudgets auf IT-Projekte. Dahinter folgen mit 26 Prozent Projekte aus Forschung und Entwicklung, mit 20 Prozent Investitionsprojekte und mit 16 Prozent Organisationsprojekte.

10 Basics für Projektmanager der nächsten Generation
Macher-Typen sind nicht mehr gefragt
Der Projektmanager mit rein technischer Expertise ist out, findet Mary Gerush von Forrester Research. Sie beschreibt den Projektmanager der nächsten Generation als kommunikativ, kompetent und stark in Soft-Skills.
1. Emotionale Intelligenz
Das meint die Fähigkeit, Augen und Ohren offen zu halten, um den Input von Projektmitarbeitern und Kunden in Zusammenhang mit dem Ziel in die Arbeit einfließen zu lassen.
2. Anpassungsfähige Kommunikation
Die Fähigkeit, seine Ideen - mündlich oder schriftlich - einem weiten Kreis von Interessenten zu vermitteln, egal, aus welcher Abteilung, aus welchem Kulturkreis und mit welcher Vorbildung sie stammen.
3. Fähigkeit, mit Leuten umzugehen
Die Begabung, schnell positive Beziehungen zu Team-Mitgliedern und Stakeholdern aufzubauen und zu pflegen.
4. Fähigkeit zu managen
Das Können, in einem Team zu arbeiten, es zu motivieren, auf das Ziel zu fokussieren und die Zusammenarbeit im Team zu fördern.
5. Flexibilität
Der Wille und die Fähigkeit, seinen Denkansatz zu überarbeiten, wenn es der Projektgegenstand und das Business verlangen
6. Business-Kenntnisse
Wissen über das Business des Kunden und seine Branche. Die Fertigkeit, seine Strategie zu verstehen und seine Projektarbeit an dieser Strategie auszurichten.
7. Analyse-Fähigkeit
Die Eignung, Probleme analysieren zu können und seine Entscheidungen aufgrund solcher Analysen zu treffen.
8. Blick für den Kunden
Das Vermögen, Kunden- und Anwenderbedürfnisse zu verstehen und den Drang, diese Kundenbedürfnisse im Projekt auch befriedigen zu wollen.
9. Ausrichtung am Ergebnis
Die Fähigkeit, das Projekt effizient und wirksam abzuschließen.
10. Charakter
Der Projektmanager der Zukunft sollte eine ansprechende Persönlichkeit sowie starke Wertvorstellungen und einen moralisch einwandfreien Charakter besitzen.

PMOs sind Einrichtungen, die dem Management eines ganzen Portfolios von Projekten dienen sollen. Ein PMO bilde die dauerhafte Verankerung des Projektgeschäfts in der Organisation oder in einem Teil der Organisation, so die Autoren. "Damit ist es als Process Owner für die Gesamtheit der hier abgebildeten Prozesse zuständig", lautet die weitere Definition in der Studie. "Darüber hinaus bildet es ein Center of Competence, welches das Projektmanagement in der Organisation insgesamt weiterentwickelt."

Die GPM-Untersuchung ist zu einem guten Teil eine Bestandsaufnahme zum Thema, weshalb die Autoren auch darauf verweisen, dass weitere Detailstudien folgen sollen. Das Querschnittsthema Projektmanagement habe bereits seit zweieinhalb Jahrzehnten zur Einrichtung von PMOs geführt. Der Bedarf sei ungebrochen oder sogar gestiegen.

PMO auch im Mittelstand verbreitet

Entgegen der landläufigen Annahme seien die spezialisierten Offices in Unternehmen jeglicher Größe verbreitet - explizit also auch im Mittelstand. Allerdings steige die Anzahl an PMOs je Unternehmen mit der Zahl der Beschäftigten statistisch signifikant an. So gebe es in Firmen mit mindestens 10.000 Mitarbeitern durchschnittlich 7,3 PMOs.

Insbesondere die Branche der Fahrzeughersteller treibt diesen Wert übrigens nach oben. In der Gruppe der besonders großen Unternehmen betreut ein PMO im Mittel 106 Projekte, in Firmen mit weniger als 250 Mitarbeitern sind es immerhin auch 35.

Umstrittene Akzeptanz von PMOs

"Bei Praktikern ist die Meinung weit verbreitet, dass PMOs an einer geringen Akzeptanz innerhalb der Organisation kranken und deutliche Unterschiede in der Akzeptanz zwischen den verschiedenen am PMO beteiligten Stakeholdergruppen bestehen", merken die Autoren an. Ihre Studie kommt zu dem diesen Bedenken widersprechenden Ergebnis, dass 80 Prozent der Befragten die Akzeptanz in ihrem Hause als zufriedenstellend bis sehr gut bewerten. Allerdings mag das auch an der Zusammenstellung der Befragten liegen, wie von GPM eingeräumt wird.

94 Prozent schätzen den Betrag von PMOs für die Unternehmen als groß oder sehr groß ein, darunter wählten 35 Prozent die Antwortoption "sehr groß". 55 Prozent sehen einen Wertbeitrag in der Vermeidung von Doppelarbeit, jeweils mehr als zwei Fünftel in der höheren Zuverlässigkeit beim Erreichen der strategischen Ziele und in der nachhaltigen Organisationsentwicklung. Etwa ein Drittel führt die gesteigerte Effektivität strategischer Entscheidungen und die Fehlervermeidung dabei an.

Kaum eingebunden in Entscheidungen und Steuerung

Klar aufgedeckt werden in der Studie aber auch die bereits angerissenen Defizite. 62 Prozent der PMOs sind aktuell wenig oder überhaupt nicht in die strategischen Entscheidungs- und Steuerungsprozesse eingebunden. In 70 Prozent der Firmen finden weder quantitative noch qualitative Erfolgsmessungen statt. Quantitative Messung gibt es lediglich in 14 Prozent der Unternehmen. Dieser Befund sei unabhängig von der Anzahl der Beschäftigten und vom Alter der PMOs, ergänzen die Studienautoren.

Die besten Projektmanagement-Tools
Basecamp
Mit Basecamp steht ein PM-System zur Verfügung, das stark kommunikationsorientiert ist und Projektmanagement auf das Wesentliche reduziert: Collaboration, File-Sharing, Meilensteine und To-Do-Listen.
Copper Project
Projektmanager, die den kollaborativen Charakter von Basecamp mögen, aber auf Gantt-Diagramme und detaillierte Berichte eigentlich nicht verzichten möchten, für sie kommt Copper Project in Frage.
5PM
5PM ist leichtgewichtige Lösung, die sich für unternehmensübergreifende Projekte gut eignen kann. Selbst Kunden lassen sich mit beschränkten Zugriffsrechten in das System einbinden.
Smartsheet
Bei Smartsheet gibt es keine traditionelle Verwaltung von Projekten, Kunden oder Aufgaben, sondern interaktive, "intelligente” Tabellen, die alle zum Projekt gehörenden Informationen, Dokumente, Dateianhänge und Diskussionen enthalten.
Wrike
Wrike positioniert sich als eine anspruchsvolle Alternative, die durch ein umfangreiches Featureset, viele Integrationsmöglichkeiten und Mobile-Support überzeugen kann.
Projectplace
Projectplace gibt es schon seit über 14 Jahren. Die Lösung präsentiert sich heute im modernen Flat-Design und adressiert mit Social-Collaboration-Funktionen die Anforderungen, die an moderne Business-Lösungen zunehmend gestellt werden.
Ace Project
Mit Ace Project bietet sich eine weitere ganzheitliche Projekt-Plattform an, die ebenfalls zu den Klassikern in diesem Bereich zählt.
Redbooth
Redbooth verfolgt ebenfalls einen ganzheitlichen Collaboration-Ansatz und legt den Fokus auf Team-Kommunikation, Aufgabenverwaltung und gemeinsames Dokumentenmanagement.
ActiveCollab
Eine weitere Alternative zu diesen All-In-One-Lösungen ist ActiveCollab. Neben den klassischen Collaboration-Tools bietet die Software auch Invoicing, Zeiterfassung und Buchhaltung.
Onepoint Projects
Onepoint Projects adressiert in erster Linie mittelständische Unternehmen, die höhere Anforderungen an die Projektplanung stellen und am Thema Portfolio-Management interessiert sind.

Wenn gemessen wird, sind zu über 70 Prozent die Einhaltung des Projektmanagementprozesses und die Zielerreichung der betreuten Projekte unter den ausgewählten Kennzahlen. Häufig gemessen werden überdies die Steuerbarkeit sowie Machbarkeit und Umsetzungsgrad des geplanten Projektportfolios.

Vorreiter Automobilindustrie

"Bedenkt man, wie wichtig der Nachweis des Erfolgs eines PMO für die Akzeptanz und die Finanzierung von PMOs ist, besteht insbesondere mit Blick auf die quantitative Erfolgsmessung noch ein erheblicher Nachholbedarf in der Praxis", urteilen die Studienautoren.

Allerdings gibt es auffällige Branchenunterschiede in dieser Frage. Wiederum die Fahrzeughersteller und die Unternehmensberatungen etwa messen im Unterschied zum Rest mehrheitlich, wenngleich nicht immer quantitativ.

Insbesondere im Dienstleistungssektor sind im Übrigen die IT-Projekte besonders dominant im Vergleich zu anderen Projektarten. Mit lediglich 12,5 Prozent ist aber nur ein kleiner Teil der PMOs nahezu ausschließlich auf IT-Projekte spezialisiert. Insgesamt nämlich ist der Spezialisierungsgrad vergleichsweise gering. Zwei Drittel der PMOs kümmern sich um mehrere Projektarten gleichzeitig.

Die größten Fehler beim Projektmanagement
Fehler und Konsequenzen
Fehler beim Projektmanagement können fatal sein. Das Vorhaben verzögert sich oder kostet deutlich mehr. Im schlimmsten Fall scheitert es ganz. Alexander Galdy hat die 14 häufigsten Fehler aufgelistet und schlägt Lösungen vor
1. Das falsche Personal
Der Fehler: Nicht die richtigen Leute für ein Projekt zu haben, kann das ganze Vorhaben sterben lassen. Alle Planungen sind nichts wert, wenn die Talente fehlen.
Die Lösung: IT- und Projektmanagement müssen einen kompletten Überblick über die Fähigkeiten und Belastungsgrenzen des Personals haben.
2. Keine erfahrenen Projektmanager
Der Fehler: Projekte können außer Kontrolle geraten, wenn ein erfahrener Projektmanager am Steuer fehlt.
Die Lösung: Es muss ein Projektmanager her, der über die richtigen Zertifizierungen und die Finesse verfügt, die Akteure zu steuern. Gute Projektmanager verstehen es, Meetings in die gewünschte Richtung zu lenken.
3. Keine Methode
Der Fehler: Keine Methode mit Standards zu haben erhöht das Risiko, dass das Projekt durch das Raster fällt. Dann kann es komplett überarbeitet werden müssen.
Die Lösung: Eine Methodik hilft, Projekte effizienter zu gestalten und informiert über alle Aktivitäten, die bei der Ausführung dazu gehören.
4. Zu viele Prozesse
Der Fehler: Zu viele Prozesse auf einmal machen das Projektteam unflexibel. Was dabei herauskommt ist Frust bei den Beteiligten.
Die Lösung: Flexibel sein und mit Auftraggebern und Projektbeteiligten kommunizieren.
5. Umfangsänderungen werden nicht berücksichtigt
Der Fehler: Das Budget für das Projekt explodiert. Zeitpläne sind nur Makulatur.
Die Lösung: Ein Dokument sollte die spezifischen Änderungen auflisten. Der Projektleiter muss dann ermitteln, wie sie sich auf das Budget und den Zeitplan auswirken. Zuletzt unterschreibt der Auftraggeber den Änderungsantrag.
6. Keine Ahnung über den Status quo
Der Fehler: Bei vielen IT-Projekten fehlen aktuelle Daten über den momentanen Status. Vor allem ist es schier unmöglich, Ressourcen zu koordinieren oder auf Veränderungen zu reagieren.
Die Lösung: Software einsetzen und sich stets über den aktuellen Stand der Dinge informieren.
7. Probleme ignorieren
Der Fehler: Probleme lösen sich leider nicht von selbst. Sie nehmen immer mehr zu, je länger man wartet. Die Folge sind steigende Kosten.
Die Lösung: Wenn mal etwas schief läuft, kommt es anschließend darauf an, wie schnell man es wieder in Ordnung bringt. Also nicht jammern, sondern handeln.
8. Umfang nicht klar definieren
Der Fehler: Wenn der Umfang eines Projekts nicht klar umrissen ist, kann es so aufgeblasen enden wie Elvis in seinen letzten Jahren.
Die Lösung: IT und Business sollten sich zunächst einmal Zeit nehmen und die Grenzen des Projekt strikt feststecken.
9. Zusammenhänge zwischen Projekt nicht sehen
Der Fehler: Projekte laufen niemals isoliert für sich allein. Sie hängen oft mit anderen zusammen. Die Folge: Auch andere Projekt können den Bach runtergehen.
Die Lösung: Zusammenhänge zwischen einzelnen Projekten sollten schon bei der Planung berücksichtigt werden. Dabei hilft es, sich mit allen zu besprechen.
10. Murphy's Law vergessen
Der Fehler: Probleme kann es immer geben. Dann folgt meist eine Zwangspause, während versucht wird, den Laden wieder auf Vordermann zu bringen.
Die Lösung: Zu einer guten Projektplanung gehört ein Risiko-Assessment. Dafür muss das ganze Team überlegen, was passieren könnte.
11. Kein Change Management
Der Fehler: All die Zeit, Geld und harte Arbeit, die man in neue Technologien steckt, bringen nichts, wenn die Anwender diese nicht annehmen.
Die Lösung: Bevor zum Beispiel neue Applikationen implementiert werden, sollte geschaut werden, wo es im Unternehmen Widerstand gibt, um die Leute anzusprechen.
12. Unvollständige Ablaufpläne
Der Fehler: Die Beteiligten wissen oft nicht, was wann zu erledigen ist.
Die Lösung: Zunächst sollten alle Schritte festgelegt werden, die für das Projekt notwendig sind. Als zweiter Schritt muss jedem Punkt eine Deadline gesetzt werden. Hilfreich dabei ist eine entsprechende Software.
13. Unrealistische Deadlines
Der Fehler: Die IT weist zu selten nicht einhaltbare Deadlines zurück, die vorgegeben werden. Dass das Projekt dann nicht just in time läuft, ist kein Wunder.
Die Lösung: Die IT muss erklären, was es kostet, bestimmte Termine einzuhalten. Dann gibt es die Wahl zwischen mehr Kosten oder mehr Zeit.
14. Fachchinesisch
Der Fehler: Die IT kommuniziert oft mit den Auftraggebern und anderen Beteiligten in einer Weise, die keiner außer ihr selbst versteht.
Die Lösung: Von Vorteil ist es, wenn man sich auf die Gegenseite einstellt. Niemand hat Lust, seitenweise Technikbegriffe lesen zu müssen.

Aufgabentechnisch sind in den PMO die Entwicklung von Methoden, Prozessen, Tools und Templates vorherrschend. "Auf Grund der häufigeren Linienansiedlung ist zu vermuten, dass PMOs in größeren Organisationen tendenziell höhere Weisungs- und Entscheidungsbefugnisse zukommen, oder, wie bereits beschrieben, stärker als Teil der wertschöpfenden (Linien-)Organisation gesehen werden", lautet ein weiteres Ergebnis der Studie. Die strategische Einbindung sei umso intensiver, je höher das PMO in der Führungsebene angesiedelt sei.

Die Studie "Das PMO in der Praxis" steht bei der GPM kostenlos zum Download bereit.