Accenture: Skills ermitteln

5 Ratschläge für bessere Weiterbildung

30.07.2012 von Andrea König
Rausgeschmissenes Geld: Nur jeder fünfte Arbeitnehmer in den USA hat in den vergangenen fünf Jahren über Weiterbildungsprogramme etwas dazugelernt.

Jedes Jahr investieren Unternehmen Milliarden in Weiterbildungsprogramme für ihre Mitarbeiter. Nach Angaben des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln sollen die Arbeitgeber in Deutschland im Jahr 2010 rund 28,6 Milliarden Euro in Weiterbildungsmaßnahmen investiert haben, in den USA waren es laut American Society for Training & Development 171 Milliarden US-Dollar. Waren diese Investitionen ihr Geld wert? Dieser Frage gehen Diego S. De León, Terry Nulty und Geirean Marcroft vom Beratungsunternehmen Accenture in einem Beitrag für das Accenture-Journal Outlook nach.

Häufig wird noch in Präsenzkursen gelernt.
Foto: SMART Technologies

Sie verweisen auf eine Accenture-Studie, die nur wenig Weiterbildungserfolge vorweist. Denn, so die Ergebnisse der Skills Gap Study, nur jeder fünfte Arbeitnehmer in den USA hat in den vergangenen fünf Jahren über Weiterbildungsprogramme seines Arbeitgebers etwas dazugelernt. Obwohl 55 Prozent der Arbeitnehmer den Druck spüren, neue Fähigkeiten zu erlernen, wird nur ein Viertel dabei vom Arbeitgeber unterstützt.

Auch den Unternehmen sollte etwas daran liegen, dass ihre Mitarbeiter sich weiterbilden. Immer wieder stünden sie vor der Herausforderung, für sich verändernde Märkte, Kunden und Technologien Mitarbeiter mit einem passenden Profil zu finden, so die Accenture-Autoren. Firmen müssen Wege finden, Mitarbeiter aus dem Unternehmen für solche Stellen zu qualifizieren, fordern die Berater. Dabei stellen sie sich weniger vor, einzelne Mitarbeiter isoliert zu Weiterbildungen zu schicken, sondern vielmehr das gesamte Unternehmen in ein Lernteam zu verwandeln. Social Media und Collaboration-Technologien schaffen besonders gute Voraussetzungen für das Lernen im Unternehmen.

Job Shadowing

Drei Viertel der von Accenture Befragten gaben an, dass sie in ihrem Job auch durch das sogenannte Job Shadowing dazulernen, also durch das Beobachten von Kollegen und das Sammeln eigener Erfahrungen. Und sie lernen dazu, wenn Sie von einem Supervisor bei einer neuen Aufgabe angeleitet werden oder auf Anleitungen und Best Practices zugreifen können. Unternehmen stehen hier vor der Herausforderung, diese Art des Lernens stärker zu strukturieren und zu etablieren, so die Einschätzung von Accenture. Gerade hier können Social Media-Tools sehr hilfreich sein, wenn sie klug eingesetzt und gemanagt werden.

Als gelungenes Beispiel nennen die Accenture-Autoren die Academy Mobile-Plattform von Microsoft, auf der Mitarbeiter Audio- und Videodateien hochladen können. Das können zum Beispiel Videokonferenzen sein, die so auch für andere Mitarbeiter zugänglich gemacht werden. Das Material wird von den Mitarbeitern bewertet. Durch dieses Ranking können Angestellte einschätzen, wie lohnenswert es ist, sich einzelne Beiträge anzusehen. Neben dem Ranking ist bei einer solchen Plattform auch eine gute Suchfunktion von großer Bedeutung, damit Inhalte für die Mitarbeiter schnell und leicht zugänglich sind. Unternehmen müssen nicht zwingend viel Geld für eine Plattform ausgeben. Stattdessen lohnt es sich oft auch darüber nachzudenken, wie man bei den Nutzern bereits beliebte Plattformen wie zum Beispiel Youtube in den Lernprozess integrieren könnte.

5 Tipps zum Lernen im Unternehmen

Social Learning bedeutet nicht zwangsläufig, dass Arbeitgeber im Bereich Social Media aktiv sein müssen. Der Begriff kann auch dafür stehen, dass Mentorenprogramme und Coachings angeboten werden. Den Autoren des Accenture-Beitrags ist es wichtig, dass Unternehmen mit der Einführung von Social Media-Tools zum Lernen nicht alle Lernmaßnahmen über den Haufen werfen, die sie seit Jahren anwenden. Vielmehr sollte man auf einen Mix aus neuen Technologien und erprobten Maßnahmen setzen, der darauf achtet, dass die jeweiligen Tools am besten zur Situation und zum Mitarbeiter passen. Trotz all der technologischen Möglichkeiten werden 70 Prozent der betrieblichen Weiterbildungen nach wie vor im Seminarraum als Unterricht angeboten. Accenture wertet dies nicht ab, im Gegenteil: Bei vielen Themen wären die traditionellen Kanäle nach wie vor der beste Weg zur Wissensvermittlung. Ergänzende Social Media- und Collaboration-Angebote könnten ergänzend verhindern, dass man die Inhalte nach einem Kurs schnell wieder vergisst.

Damit das Lernen im Unternehmen gelingt, rät Accenture zu den folgenden Maßnahmen:

1. Fähigkeiten der Mitarbeiter dokumentieren. Nur 53 Prozent der Arbeitgeber dokumentieren, über welche Fähigkeiten ihre Mitarbeiter verfügen. Doch für den Unternehmenserfolg sollten Firmen dies tun und ausgehend von ihrer Unternehmensstrategie ableiten, welche Fähigkeiten benötigt werden. Dabei könnte man zum Beispiel ergänzen, wie bedeutend bestimmtes Know-how für die Umsatzsteigerung ist. Diese Liste nutzt man dann, um sie mit den Fähigkeiten der Mitarbeiter zu vergleichen, Lücken zu erkennen und Lernbedarf abzuleiten.

2. Expertise zeitnah vermitteln. Bei der erfolgreichen Wissensvermittlung spielt auch das Timing eine große Rolle. Unternehmen müssen wertvolle Inhalte nicht nur identifizieren, sondern auch den richtigen Kanal finden, um sie zügig denjenigen zu vermitteln, die von diesen Inhalten profitieren. Accenture berichtet, dass einige führende Unternehmen schon jetzt beobachten, wie ihre Top-Performer ihre Aufgaben erfolgreich erledigen und daraus Lerneinheiten ableiten.

3. Lernketten etablieren. Accenture empfiehlt, bei der Wissensvermittlung im Unternehmen nicht auf einen einzigen Kanal wie den Präsenzkurs oder das Online-Tool zu setzen, sondern eine Mischung anzubieten. So lassen sich Präsenzkurse, Online-Lerneinheiten oder Coachings miteinander verknüpfen, was den Lerneffekt steigert.

4. Mitarbeitern die Notwendigkeit von aktivem Lernen bewusst machen. Arbeitgeber sollten ihren Mitarbeitern bewusst machen, dass Lernen nicht nur bedeutet, dass sie passiv an Trainings teilnehmen, die ihr Unternehmen für sie organisiert. Vielen ist das bewusst: Laut Accenture-Studie geben zwei Drittel der Befragten an, dass die Verantwortung für den Erwerb neuer Fähigkeiten ihrer Meinung nach in erster Linie bei ihnen selbst liegt. Arbeitgeber sollten ihre Angestellten dabei unterstützen, geeignete Lernpläne für sie zu entwickeln und ihnen Zugang zu Know-how verschaffen, zum Beispiel über Social Media-Tools.

5. Beim Thema Lernen immer an die Bedürfnisse des Unternehmens denken. Unternehmen sollten bei der Wissensvermittlung kontinuierlich prüfen, ob das Lernangebot nach wie vor zu den Zielen und Bedürfnissen des Unternehmens passt. Das ist besonders dann wichtig, wenn die Angebote zum Wissenserwerb zunehmen.

Fazit: Auf eine Mischung setzen

Das Fazit der Accenture-Autoren lautet: Social Learning erlaubt den schnellen Austausch von für das Unternehmen relevantem Wissen und kann Menschen im Unternehmen ganz unabhängig von ihrem Standort zusammenbringen. Doch der Schlüssel zu allem ist es nicht. Bei Accenture hält man eine auf die Situation abgestimmte Mischung aus verschiedenen Lern-Kanälen für den besten Weg, damit Mitarbeiter neue Fähigkeiten erlernen.

Der gesamte Beitrag von Diego S. De León, Terry Nulty und Geirean Marcroft vom Beratungsunternehmen Accenture ist unter dem Titel "The learning enterprise" im Accenture-Journal Outlook erschienen.