PUE messen, virtualisieren

6 Energiespar-Tipps fürs Rechenzentrum

28.10.2011 von Megan Santosus und Kolja Kröger
Statt 21 Grad Celsius tun es auch 26 - und die Aufteilung in Zonen spart zusätzlich Strom. Experten verraten diese und weitere Tricks für ein grüneres Rechenzentrum.

Innerhalb von nur fünf Jahren ist der Energiebedarf von Rechenzentren in den USA um ein gutes Drittel gestiegen: um 36 Prozent in der Zeit von 2005 bis 2010, wie diesen Sommer eine Studie der Stanford-Universität zeigte. Mehr Strom, das heißt auch eine höhere Stromrechnung. Deswegen gibt unsere amerikanische Kollegin Megan Santosus von CIO.com sechs Tipps, wie sich der Energiebedarf in Rechenzentren reduzieren lässt, auch diesseits des Atlantiks. Das ist bares Geld wert.

Einfach mal die Stromrechnung lesen

1. Den eigenen Verbrauch beziffern: Wie viel Energie verbraucht das eigene Rechenzentrum, und vor allem: wo und wofür? Solch eine Analyse sollten CIOs als erstes durchführen lassen, wenn sie Energie einsparen wollen, rät John Tucillo von der gemeinnützigen Organisation The Green Grid. "Es ist überhaupt nicht kompliziert, den grundlegenden Energieverbrauch zu quantifizieren", so Tucillo. Einfach den gesamten Verbrauch am Firmensitz durch den Verbrauch des Rechenzentrums teilen - so ergebe sich der PUE-Wert (Power Usage Effectiveness), die Grundlage für jeden Verbesserungsansatz.

2. Die Stromrechnung lesen: Eine leichte Übung, doch wird sie von IT-Abteilungen zu selten praktiziert. Am besten sollten sich CIO und CFO zusammensetzen, rät John Tucillo von The Green Grid, um Bereiche zu entdecken, in denen eine Senkung der Energiekosten lohnenswert wäre. Zwar sagt die Höhe der monatlichen Rechnung noch nicht unbedingt etwas darüber aus, wie effizient die gekaufte Energie verwendet wird. Doch liefern die nackten Zahlen der Rechnung zumindest Informationonen darüber, wohin viel Strom fließt - und wo man diesen Fluss eindämmen könnte.

3. Server virtualisieren: Danach ist es an der Zeit, Stellen im RZ auszuwählen und energietechnisch auf Vordermann zu bringen. Eine beliebte Strategie ist Server-Virtualisierung - weil so mehrere schlecht ausgelastete Server durch eine einzige Kiste ersetzt werden. Das schmälert den Energieverbrauch und tut dem Geldbeutel gut. Aber man beachte: "Wenn Virtualisierung vorgenommen wird", so Tucillo, "erhöht sich die Last einzelner Server. Also müssen Stromzufuhr und Kühlung für diejenigen Racks angepasst werden, die diese Server beherbergen." Gleiches gilt für die dank Virtualisierung entschlackten Racks.

High-Density-Zonen für das Rechenzentrum

Abschalten lassen sich ganze Bereiche im Rechenzentrum, wenn an anderer Stelle kompakte High Density Zonen aufgebaut werden.
Foto: T-Systems

4. Lücken füllen: Sind die Racks ausgeräumt, gibt es ein Problem: Ungehindert strömt nun die warme Luft, aufgeheizt von den übrigen Servern, durch Lücken. Das kann das Klima im Rechenzentrum ganz schön durcheinanderwirbeln - und neue Probleme für Kühlung und Energieeffizienz schaffen, sagt Don Beaty, Chef des RZ-Anlagenbauers DLB Associates aus New Jersey. Sein Tipp: Lücken stopfen, seien es leere Slots in den Racks oder Kabel-Öffnungen, zum Beispiel mit Platten oder Tüchern.

5. Das RZ in Zonen aufteilen: Das hilft, den Strom im Rechenzentrum zielgenau zu steuern. Im Zuge verstärkter Virtualisierung fallen einige Racks weg, während an anderer Stelle weniger, aber dichter bepackte Racks aufgestellt werden. Dies erleichtert die Aufteilung des RZ in Zonen. "Man kann eine stark beanspruchte Zone einrichten, durch die es möglich wird, andere Bereiche des Rechenzentrums praktisch auszuschalten", erklärt John Tucillo von The Green Grid. Im Gegenzug lassen sich eine entsprechend hohe Stromzufuhr und Kühlung dorthin legen, wo sie gebraucht werden. Auch eine Aufteilung in Zonen für geschäftskritische Anwendungen und weniger relevante Back-Office-Programme kann helfen. Sie würden dann entsprechend ihrer Wichtigkeit mit mehr oder weniger Strom und Kühlung versorgt.

6. Die Luft zum Atmen: RZ-Bauer Beaty betont, dass viele Anlagen sogar zu stark gekühlt werden. Es müssen nicht immer 21 Grad sein (70 Grad Fahrenheit) - gute 26 Grad seien meist kühl genug (80 Grad Fahrenheit), und die Performance der IT-Komponenten leide darunter nicht. Besonders in unseren gemäßigten Breiten erhöhe das die Chancen, häufiger auch die Luft von draußen zur Kühlung heranzuziehen - im Economizer Modus, den viele Rechenzentren heute nutzen können. Immer dann, wenn die Luft draußen kühler ist als drinnen. "Wenn man den Economizer einschaltet, kann man den Energieverbrauch jeder Stunde um etwa die Hälfte senken", sagt Beaty. Und mit jeder dieser Stunden wird das RZ ein bisschen grüner.