IT-Chef wird Personalmanager

7 Trends zur Arbeitswelt von morgen

14.11.2011 von Werner Kurzlechner
Mitarbeiter werden innovativer und anspruchsvoller, IT immer individueller: Der CIO rückt deshalb laut Dell-Studie stärker in die Rolle eines HR-Experten.
Selbstbewusst, fordernd, IT-affin und innovativ: Damit junge Mitarbeiter ihr Potenzial ausschöpfen können, muss die IT einige Hürden aus dem Weg räumen.
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Crowdsourcing, Zusammenarbeit über Generationsgrenzen hinweg und ein völlig verändertes Anforderungsprofil für IT-Manager – das sind drei von sieben Trends, die nach Einschätzung von Dell das Arbeitsleben der Zukunft prägen werden. Möglicherweise: Denn den bevorstehenden Veränderungen will der Computerhersteller offenbar besonders intensiv auf den Grund gehen. Mehrere Zusammenkünfte von Experten aller Couleur sollen letztlich in eine ganze Serie von Studien münden. Der erste Teil ist mittlerweile erschienen. Darin fasst Dell zusammen, wie die erste Analyserunde die sieben Trendhypothesen einschätzt.

1. Crowdsourcing und Crowdsource Services: Das internationale Experten-Panel schreibt Crowdsourcing und den damit verbundenen Dienstleistungsangeboten einerseits enormes Potenzial zu. Denn für Unternehmen ist die Aussicht, in aller Welt flexibel und auf temporärer Vertragsbasis den genau erwünschten Umfang an Arbeitsleistung einzukaufen, selbstredend verheißungsvoll. „Wenn das gut durchgeführt wird, können Qualitäts- und Kostenvorteil realisiert werden“, heißt es in der Studie.

Dort werden andererseits aber auch eine Reihe absehbarer Probleme angesprochen. „Aber wegen des Potenzials zur Rationalisierung der fest angestellten Belegschaft sind Bedenken und Unruhe auf Arbeitnehmerseite unausweichlich“, halten die Experten fest. Weil feste Stellen durch Crowdsourcing zur befristeten Vertragstätigkeit mutieren, droht weithin der Verlust von stabilen Arbeitsverhältnissen ebenso wie eine breiter werdende Kluft bei der Entlohnung einzelner Mitarbeitergruppen. Das werde zwangsläufig die Arbeitsmoral untergraben und zu Widerständen führen.

Außerdem sei die kritische Masse in diesem Bereich der Arbeitsorganisation noch längst nicht erreicht, wenngleich etwa in Japan bereits 30 Prozent der arbeitenden Bevölkerung auf Vertrags- oder Kurzarbeitsbasis tätig seien. Damit sich Crowdsourcing weltweit durchsetzen kann, seien großflächige Standardisierung und Kompatibilität der IT-Infrastruktur, aber auch in rechtlichen und sicherheitsrelevanten Fragen unerlässlich. Laut Studie wird Crowdsourcing als Treiber eines Leasings von IT-Ressourcen und von On-Demand-Vertrieb wirken.

2. Produktivitätsmessung nach Output statt Stunden: Zur Wissensgesellschaft passt die Entlohnung nach gelieferten Ergebnissen anstatt nach geleisteten Arbeitsstunden. Wiederum liegt die Attraktivität des Konzepts für Arbeitgeber und leistungsstarke Arbeitnehmer auf der Hand. Gleichwohl gibt es eine Reihe offensichtlicher Schwierigkeiten. Wiederum droht ein Riss im Lager der Mitarbeiter, zumal Messprobleme unausweichlich scheinen. Zum Beispiel: Wie quantifiziert man eingebrachte Kreativität und Innovation? Die Studie geht davon aus, dass sich dieser Ansatz zunächst nur in fortgeschrittenen Ökonomien durchsetzen kann. Aber auch da seien in Ländern mit starren Strukturen wie etwa Frankreich keine großen Sprünge zu erwarten.

„Technologie kann dabei helfen, Unterschiede der Aufgaben und damit verbundener Anstrengungen der einzelnen Mitarbeiter zu erkennen und sichtbar zu machen“, heißt es in der Studie. „Um ein Echtzeit-Tracking mehrerer Mitarbeiter für Vergleichszwecke und Wertberechnung zu ermöglichen, wären virtuelle Netzwerke und andere IT-Anwendungen nötig.“

CIO muss Wohlfühlen implementieren

3. Wandel im Geräteeinsatz: Einigkeit herrscht in der Expertenrunde, dass der Arbeitsplatz der Zukunft mehr noch als von den verwendeten Geräten selbst von ihrer Kompatibilität bestimmt sein wird. Zum Teil wird die Ansicht vertreten, dass Kompatibilität schon in der nächsten Hardware- und Software-Generation eine inhärente Selbstverständlichkeit sein wird. Vor diesem Hintergrund und dem Aufkommen von Cloud Computing wird den IT-Funktionen eine wachsende Bedeutung zugeschrieben.

Eine neue Entwicklung sei, dass auch kleine Firmen und Behörden mittlerweile ehedem Konzernen vorbehaltene Technologien wie etwa Blackberrys einsetzen können. In der Studie wird davon ausgegangen, dass die Mitarbeiter ihre eigenen technologischen Ansprüche auch am Arbeitsplatz durchsetzen können. „Das wird zu einer Demokratisierung der Werktätigen in aller Welt führen, deren Unterschiede hinsichtlich IT-Skill und –Expertise geringer werden“, lautet das Fazit zu diesem Punkt.

4. Umarmung und Ringen zwischen den Generationen: Die Unterscheidung zwischen „Digital Natives“ und „Generation X“ will die Studie als Chiffre für Unterschiede in der technologischen Versiertheit verstanden wissen. Unabhängig vom Alter gebe es jedenfalls in den Unternehmen eine Kluft zwischen den Mitarbeitern beim Umgang mit der IT; zugleich verspreche ebenfalls die IT durch immer bessere und intuitivere Lösungen die Überbrückung des Grabens – sprich die funktionierende Zusammenarbeit über Generationsgrenzen hinweg. Der Schlüssel zum Erfolg ist dabei, dass für verschiedene Mitarbeitertypen die jeweils adäquaten technologischen Lösungen bereitstehen. Das ist laut Studie die Hauptaufgabe von IT-Verantwortlichen in diesem Zusammenhang: Stets die richtigen Antworten auf die individuellen Bedürfnisse zu finden.

5. Values versus Rules:Die IT von heute ermöglicht Firmen eine immer bessere Überwachung dessen, was ihre Mitarbeiter so alles tun. Das mag von Unternehmensseite geschätzt werden als Instrument, Regeln durchzusetzen und zu kontrollieren. Gleichzeitig kann das Misstrauen der Mitarbeiter schüren – gegenüber den Chefs und gegenüber der Unternehmens-IT. Vor diesem Hintergrund schält sich als alternatives Governance-Modell die Schaffung einer gemeinsamen Werte- und Vertrauensbasis heraus. Laut Dell-Studie muss daraus kein unüberwindlicher Gegensatz der Führungsphilosophien entstehen. Die Mitarbeiter könnten in aller Regel mit maß- und sinnvollen IT-Kontrollen gut leben – vorausgesetzt, die Chefetage kommuniziert offen und transparent, wo und was überwacht wird.

6. Immer mehr Hüte für IT-Manager:Mitarbeiter legen immer mehr Wert darauf, sich am Arbeitsplatz wohlzufühlen und von ihren Aufgaben ausgefüllt zu sein. Laut Studie zwingt das IT-Chefs, diesen Trend zu beobachten und auf Gesundheit, Wohlbefinden und berufliche Weiterentwicklung ihrer Mitarbeiter zu achten. „Letzten Endes wird dieRolle des IT-Managers der eines Personalleitersimmer ähnlicher, weil IT in den Unternehmen eine entscheidende Rolle spielt“, urteilen die Experten. IT-Manager haben hier also einen wichtigen Part für das ganze Unternehmen inne.

Konfliktpotenzial liegt in den Konsumerisierungsbedürfnissen vieler Mitarbeiter, denen eine restriktiv agierende IT oft im Wege steht. Aus der Wahrnehmung der Betroffenen heraus wird der IT dann der Schwarze Peter zugeschoben, wenn mitgebrachte Geräte nicht eingesetzt werden dürfen oder Websites gesperrt sind. „Vielleicht ist hier ein flexiblerer Ansatz gefordert“, heißt es in der Studie. In Großbritannien wird die veränderte Rolle von IT-Verantwortlichen auch schon mit jener von Projektmanagern verglichen.

Mitarbeitern erkämpfen Freiräume

7. Innovationsführer Mitarbeiter: Die Top-Down-Zeiten sind dank Social Media und Mobile IT vorbei. Interoperabilität und Benutzerfreundlichkeit werden als Qualitätskriterien für IT-Lösungen immer wichtiger, bei deren Entwicklung die Meinung der Anwender deshalb eine entscheidende Rolle spielt. „Mitarbeiter werden erwarten, jede ausgewählte Hardware und Software nutzen zu können und bei ihren eigenen Innovationen nicht gebremst zu werden“, heißt es in der Studie. „Arbeitgeber erkennen den Wert des Wissens ihrer Mitarbeiter allmählich und beginnen mit der Hebung dieses Potenzials beim kollaborativen Lernen und bei der Entwicklung von Systemen und Tools.“

Die Schlussfolgerung der von Dell zu Rate gezogenen Experten hierzu: Die Mitarbeiter sollten bei der Entwicklung ihrer Ideen ausreichend mit Zeit, Ressourcen und Support ausgestattet werden. Man sollte ihnen nicht das Gefühl geben, dass ihre Beiträge nicht anerkannt werden.

Die Studie „The Evolving Workforce Report #1” ist bei Dell erhältlich.