Technikpannen

8 unfassbare Technik-Katastrophen

22.07.2011 von Ruwen Schwerin und JR Raphael
Brennende Laptops, explodierende iPhones und Viren auf fabrikneuen Computern. Lesen Sie von Katastrophen, die Ihr Vertrauen in die Technik ernsthaft erschüttern werden.

Sind wir einmal ehrlich: Manchmal scheint Technik wie dafür gemacht zu sein, den Geist aufzugeben. Kurzschlüsse, plötzlich streikende Netzteile, Wackelkontakte und LCDs, die dunkel bleiben. Das alles ist Teil eines unübersichtlichen und komplexen Elektronik-Ökosystems.

Anfällig: Der CPU-Lüfter.
Foto: Nomad_Soul - Fotolia.com

Am schlimmsten ist es, wenn Geräte scheinbar nur darauf warten irgendwann nicht mehr zu funktionieren und dann auf die denkbar ungünstigste Weise das Zeitliche segnen. Etwa durch eine Explosion, abfallende Teile, durch das Auslaufen von Säure oder durch andere von den Herstellern liebenswürdigerweise in manch unglückseliges Stück Technik eingebaute Bugs.

Das klingt jetzt weit hergeholt? Nicht ganz, denn in den letzten Jahren durfte man da so einige verrückte Sachen erleben. Manches ist vielleicht nur ärgerlich, anderes dagegen geradezu haarsträubend. Aber alles ist extrem und letztendlich die harte Wahrheit.

Fangen wir mit spontanen Selbstentzündungen an.

Brennbare Computer

Ein brennendes Notebook.
Foto: mg1708 - Fotolia.com

Nichts könnte spektakulärer und gefährlicher sein als ein brennendes Notebook. Wegen der unüberschaubaren Komplexität der modernen Technik kann schon ein kleiner Herstellungsfehler theoretisch das gesammte System in Flammen aufgehen lassen. Und damit sind jetzt nicht die Fehlfunktionen gemeint, die manch Unwissender durch falsche Ratschläge oder Unachtsamkeit selbst zu verantworten hat.

Das extremste Beispiel dieser Art dürfte der massive Batterie-Rückruf von Sony 2006 gewesen sein. Damals gelangten während der Produktion winzige Mengen von Nickel in Batterien, welches zur Überhitzung vieler Systeme bis hin zu Bränden führen konnte. Die Rückrufaktion betraf Notebooks von Dell, Hitachi, IBM, Lenovo, Toshiba und sogar Apple.

Zum Schluss mussten atemberaubende 9,6 Millionen Laptop-Besitzer Angst vor den Flammen haben. Sony hat 430 Millionen Dollar ausgegeben, um alle fehlerhaften Batterien auszutauschen. Auch letztes Jahr ging der Rückruf weiter.

Wer jetzt denkt, dass das nun reine Stimmungsmache ist, der sollte sich vor Augen halten, dass die Möglichkeit einer Entzündung mehr als nur reine Theorie ist. Schauen Sie sich in diesem Experiment an, wie sich die Überhitzung eines Akkus auf das ganze Notebook auswirken kann. Die Temperatur stiegt auf über 1000 Grad an. Ein Notebook mit einer Batterie von Sony fing 2007 am Flughafen von Los Angeles Feuer, ein Reisender schaffte es, das Ganze mit seiner Kamera aufzunehmen. Seien Sie gewarnt, Sie werden einige englische Kraftausdrücke zu hören bekommen. Aber bei einem Ereignis wie diesem werden das viele verstehen können.

Mögliche Brandgefahr führte auch in der letzten Zeit zum Rückruf vieler anderer Batterien. Techniker arbeiten momentan daran, neue Materialien zu entwicklen, die vor solchen Gefahren schützen oder sie sogar verhindern können.

Explodierende iPhones

Explodierende iPhones
Foto: Apple

Apple ist bekannt für den Glanz und das Spektakel bei seinen Produkteinführungen. Wie auch immer, das Unternehmen machte aber auch schon Schlagzeilen der ganz anderen Art. Ende Juli 2010 tauchten Berichte darüber auf, dass zahlreiche iPods und iPhones in Flammen aufgegangen waren und dabei teilweise sogar die Besitzer verletzten.

Kurz danach wurde bekannt, dass die EU eine Untersuchung der explodierenden iPods in Auftrag gegeben hat. Apple hat dann angeblich behauptet, dass allein die unsachgemäße Behandlung der Grund für die Explosionen war, die Unfälle wurden als „vereinzelte Vorfälle“ abgetan. Eine vollständige Untersuchung steht noch immer aus.

Diese Vorfälle sind nicht die ersten, die Apples iPods und iPhones im negativen Sinne in die Schlagzeilen brachten. Im März strengte eine Mutter aus Ohio eine Klage gegen Apple an, weil der iPod Touch ihres Sohnes in seiner Hose explodiert sein soll. Sogar die Displays der Geräte von Apple können platzen.

Guitar-Hero-Kontroller

Guitar-Hero-Kontroller
Foto: Kristian Peetz - Fotolia.com

Das Bild von Kurt Cobain bringt das Spiel Guitar Hero momentan in die Schlagzeilen, vor einem Jahr waren es noch kontroversere Gründe die den Blick auf dieses Produkt lenkten. Bei einer Serie von mit dem Spiel verkauften Kontrollern in Form einer Gitarre traten Fehlfunktionen in der Elektronik auf, die dazu führen konnten, dass Säure aus dem Gerät austrat.

Wenn Ihnen nicht klar sein sollte, was für ein ernstes Problem das sein kann, dann malen Sie sich das Folgende aus: Über welchem Körperteil halten die meisten Menschen Gitarren? Sicher nicht der beste Ort für eine Verätzung … Zumindest einer Person ist das dann auch passiert, wie man aus den von der amerikanischen Verbraucherschutzkommission veröffentlichten Berichten entnehmen konnte.

Das wäre sicher eine Katastrophe, die selbst der große Jimi Hendrix nicht gerne riskiert hätte, obwohl er immerhin auch für seine feurigen Gitarrensolos bekannt war.

Der rote Ring des Todes und schmelzende Multimediageräte

Wenn es einen Preis für den am meisten Furcht einflößend klingenden technischen Fehler geben würde, dann würde der rote Ring des Todes (Red Ring of Death) gewinnen. Microsofts Xbox 360 wurde 2007 dafür bekannt, dass den Nutzer wegen weit verbreiteter Hardwarefehlfunktionen plötzlich drei rote Lichter rund um den Powerknopf anblinken - wie Discolichter, nur eben aus unerfreulichen Gründen.

Denn diese Lichter waren mehr als nur ein kleines Ärgernis: Oft waren sie das Anzeichen für eine komplette Hardwarefehlfunktion, die die ganze Konsole unbrauchbar machte. Dieser Fehler brachte der Xbox den Spitznamen „unverlässlichste Spielekonsole in der neueren Zeit“ ein.

Microsoft gab schließlich 1 Milliarde Dollar aus, um die Garantie der Geräte auszuweiten, da diese Fehlfunktionen ungewöhnlich häufig auftraten. Das Unternehmen erklärte sich sogar damit einverstanden, Käufer rückwirkend zu entschädigen, wenn eine Reparatur bereits auf eigene Kosten in Auftrag gegeben wurde.

Aktuell ist erneut ein mit dem roten Ring des Todes vergleichbarer Fehler auf einigen Xbox-Systemen bekannt geworden. Die Benutzer bekommen eine Fehlermeldung mit dem Code „E74“ zu Gesicht. Die roten Lichter selbst leuchten in diesem Fall zwar nicht mehr, aber die Konsole ist auch hier plötzlich unbrauchbar. Im April bestätigte Microsoft, dass man bezüglich dieser neuerlichen Fehlerserien nochmals so kulant verfahren würde, wie man es bereits bei der vorherigen getan hatte.

Schmelzende Multimediageräte

Fast jeder wünscht sich Home-Theater-Systeme, die einem das Gefühl geben, als würde man direkt im Film sitzen. Aber wenn ein DVD-Player dazu führt, dass ein Feuer aus dem Film direkt auf das eigene Haus überschlägt, geht es sicher allen zu weit.

DVD-Player
Foto: Durabrand

Wal-Mart hat 4,2 Millionen Durabrand-DVD-Player zurückgerufen, nachdem herauskam, dass diese Geräte überhitzen können und dabei im schlimmsten Fall ein Brand entsteht. Es wurden mehr als zwölf Fälle bekannt, in denen die Player wirklich überhitzten, zumindest in sieben Fällen wurde dabei das Eigentum der Besitzer in irgendeiner Form in Mitleidenschaft gezogen.

Auch andere Multimediageräte wurden mit vergleichbaren Problemen zurückgerufen: DVD-Player von Toshiba, Digitalkameras von Hewlett-Packard und Lautsprechersysteme von Philips Magnavox.

Viren aus dem Geschäft

Gekaufte Viren
Foto: Message Labs

Würden Sie gerne für einen Virus bezahlen? In einer Zeit, in der man ein Experte sein muss, um im Bereich der IT-Sicherheit immer auf dem Laufenden zu sein, ist es ein richtiger Schlag in die Magengegend, wenn ein Virus mit einem brandneuen Gerät gleich mitgeliefert wird. Aber das ist absolut nicht undenkbar.

In einigen Fällen kann tatsächlich das neue Computersystem der Schuldige sein. Zum Beispiel hat Asus in einem aktuellen Fall bekannt gegeben, dass eine ganze Serie von Eee Box PCs mit einem vorinstallierten Virus ausgeliefert wurde. Eine schädliche Datei, die nicht nur lokale Dateien infiziert, sondern sich sogar auf andere Laufwerke überträgt und angeschlossene Festplatten befallen kann.

Viren wurden schon auf neuen digitalen Bilderrahmen, USB-Sticks, fabrikneuen Festplatten und sogar auf einigen iPods gefunden. Solche Geräte machen den Käufern dann sicher nicht mehr die erhoffte Freude.

Verschwundene Daten

Defekte Festplatten

Es muss nicht einmal ein vom Hersteller ausgeliefertes Virus sein, um den Käufer mit einem direkt aus der Fabrik kommenden Daten-Desaster zu überraschen. Es reicht schon ein Festplatten-Crash, der eine sehr beliebte Katastrophe in der IT-Welt ist.

Viele Menschen durften diese Erfahrung machen, als Seagate Anfang des Jahres bestätigte, dass die Festplatten Barracuda 7200.11 mit einem Bug in der Firmware ausliefert wurden, der zu weitreichenden Fehlfunktionen führen konnte. Einige Anwender berichteten, dass die genannten Festplatten unvermittelt beim Booten aufhörten zu funktionieren. Eine Möglichkeit wieder auf die gespeicherten Daten zugreifen zu können, hatte man danach nicht mehr.

Sobald Seagate den Fehler erkannt hatte, wurde den Betroffenen sogar die kostenlose Datenrettung angeboten, um den fatalen Fehler wiedergutzumachen. Das Vertrauen der Kunden wird man wohl nicht so einfach zurückgewinnen können.

Gefährliche Fahrten

Der Segway Personentransporter der neuesten Generation fiel nicht durch Pannen auf.
Foto: Urban Mobility Germany

Als wenn die sogenannten Segway Personal Transporter (Personentransporter) nicht schon albern genug aussehen, wurden einige Fahrer vor ein paar Jahren mit gefährlichen Pannen überrascht.

Der Ärger ging 2003 los, als Segway über 600 seiner Geräte zurückrufen musste. Der Hersteller bemerkte, dass der Fahrer während des Betriebs plötzlich abgeworfen werden konnte, wenn die Batterie fast entladen war. 2006 kam es dann zu einem zweiten Rückruf, der 23.500 der Personentransporter betraf, bei denen sich unerwartet die Laufrichtung ändern konnte. Man kann sich vorstellen, zu was das bei voller Fahrt führen kann: Der Bürgersteig lässt grüßen! Zum Glück gehören diese Probleme der Segway Transporter mittlerweile der Vergangenheit an und sogar die deutsche Polizei liebäugelt mit den merkwürdigen Gefährten. In immer mehr Bundesländern gab es in den letzten Jahren die nötigen Zulassungen.

Dieser Text basiert auf einem Artikel von unserer Schwesterpublikation PC-World