Gesundheitswesen vor dem Umbruch

Ärzte müssen umdenken

21.12.2006 von Andreas Schmitz
Noch immer verlassen sich Ärzte oft ausschließlich auf ihre handschriftlichen Aufzeichnungen und ihr Gedächtnis. Zur Entscheidungsunterstützung kann allerdings die IT ein wichtiger Baustein werden. Zudem fehlt die kompakte Information über den Patienten noch zu oft, so Erkenntnisse des IBM-Instituts für Business Value in der Studie „Healthcare 2015: Win-win or lose-lose?“. Doch nicht nur Ärzte sind gefordert.

Sofern sich die Beteiligten im Gesundheitswesen intelligent vernetzen, sind Kosteneinsparungen von mindestens 10 Prozent bis zu über 50 Prozent drin. Das meinten über 60 Prozent der befragten Fach- und Führungskräfte in einer Umfrage des IT-Dientstleisters iSoft Anfang Dezember. Durch eine integrierte Informationstechnologie gerade noch zu retten sei das Gesundheitswesen, meinten knapp die Hälfte der in Deutschland Befragten. Softwarekonzern IBM stellt jetzt in einer weltweiten Studie Forderungen an die Organisationen im Gesundheitswesen.


Treiber für eine grundlegende Transformation sind nach Ansicht des Instituts für Business Value unter anderem teure Technologien und Behandlungen, die Globalisierung und die demographische Entwicklung. Schon die Kostenträger im Gesundheitswesen sollten in Hinsicht auf das Information Management einen externen Fokus auf die Gesundheit des Patienten haben und Dienstleister darin unterstützen, zusätzliche Services anzubieten, die etwa über die Grenzen eines Krankenhauses hinaus gehen. Man denke an Gesundheitsnetze, in denen sich Krankenhäuser, Ärzte und Krankenkassen zu einem Verbund zusammen schließen und entsprechend Informationen austauschen. Die Interoperabilität zu schaffen ist, so die Studie, auch die Hauptaufgabe für die Dienstleister.

Die so genannten care delivery organisations, also Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser müssen ihrerseits dafür sorgen, dass sie standardisierbare Informationen verarbeiten und so auf „Evidenz“-basierte Erkenntnisse zurückgreifen können. Die Verfügbarkeit von Heilungsverläufen etwa dient dann nicht nur den Ärzten in einem Krankenhaus, sondern auch anderen Medizinern, die Zugriff auf wertvolle medizinische Erkenntnisse haben. IBM nennt das „gemeinsam nutzbare, interoperable, verfügbare, sichere und begleite klinische Entscheidungen an einem „Point of Care“. Der Arzt braucht sich nicht länger ausschließlich auf seine Erinnerung und seine eigenen Aufzeichnungen zu verlassen, sondern findet in dem Informationspool Hinweise auf alternative und erfolgversprechende Ansätze.

Nicht zuletzt sei es nötig, so die Studie, auch die Kunden, die Patienten, ernst zu nehmen und ihnen Aufzeichnungen über den gesamten „mnedizinischen Prozess“ mitzugeben, als CD oder online verfügbar. Zudem sei es nötig, Informationszentren im Internet oder auch vor Ort zu etablieren, in denen sich der Patient umfassend über Behandlungsmethoden und gangbare Therapien informieren kann.

Zur Studie "Healthcare 2015: Win-win or lose-lose"