Neue Kommunikations-Architektur in Unternehmen

Alle sollen mit allen reden

12.06.2008 von Nicolas Zeitler
Die über die letzten 20 Jahre gewachsenen Kommunikations-Strukturen in Unternehmen werden den Anforderungen nicht mehr gerecht. Notwendig sind laut einer Untersuchung der Butler-Group integrierte Kommunikationsdienste und Werkzeuge für die Zusammenarbeit der Angestellten. Das Grundprinzip dabei: Alle sind mit allen vernetzt.
Ob Kommunikation mit Externen oder Zusammenarbeit innerhalb des Betriebs: Unternehmen halten eine Vielzahl von Kommunikationslösungen vor. Sie sollten in eine einheitliche Infrastruktur integriert werden, fordert die Butler Group.
Foto: Butler Group

An das IT-Management richten die Marktforscher die Aufforderung, integrierte Kommunikationsdienste im Betrieb allgemein verfügbar zu machen und die neuesten Tools zur Zusammenarbeit einzuführen. Das könne nicht nur die Mitarbeiter produktiver machen sondern auch Prozesse verbessern und Innovationen fördern.

Klassische hierarchische Strukturen nach dem Prinzip von Anweisung und Ausführung verlieren nach Ansicht von Butler zunehmend an Bedeutung. Starre Strukturen in den Betrieben lockern sich, es wird mehr und mehr im Team gearbeitet. Damit verändert sich auch die Verständigung: Kommunikation zwischen einzelnen wird zunehmend abgelöst durch den Informationsaustausch zwischen Gruppen von Mitarbeitern.

Rückgrat der zeitgemäßen Kommunikation im Büro ist demnach eine einheitliche IP-Infrastruktur, über die jeglicher Sprach- und Datenverkehr abgewickelt wird. Butler spricht von einer Konvergenz der Kommunikationskanäle. Darunter wollen die Analysten nicht ein Verschmelzen der Netzwerke zum Daten- und Sprachverkehr verstanden wissen. Sie propagieren vielmehr den Einsatz der bestehenden Infrastruktur - ob drahtlos oder kabelgebunden - für den Aufbau IP-basierter Dienste.

Mit einer modernen Kommunikations-Infrastruktur hat ein Unternehmen nach Ansicht der Butler-Group gleich auf mehrere Herausforderungen die passende Antwort: zum einen auf die Forderung nach mehr Flexibilität und die wachsende Mobilität der Mitarbeiter, zum anderen auf die Forderung nach der ständigen Verbesserung von Geschäftsprozessen und nach Kostensenkungen.

Tools für die Zusammenarbeit innerhalb eines Unternehmens unterscheiden sich nach der Bandbreite ihrer Einsatzmöglichkeiten und ihrer Reichweite. Welches Werkzeug zum Einsatz kommen soll, hängt von der einzelnen Aufgabe ab.
Foto: Burton Group

Die IT-Verantwortlichen müssen sich Butler zufolge darüber klar werden, dass die Kommunikationsdienste, die sie anbieten, die Geschäftsziele ihres Unternehmens besser als bisher unterstützen sollten. Vielerorts werden Fax, E-Mail, Pager, SMS, Web-Konferenzen, Videokonferenzen und klassische Telefonkonferenzen zum Austausch genutzt - dennoch ist die Zusammenarbeit häufig nur wenig effektiv.

Keine Angst vor Komplexität

Es sei gewiss nicht immer einfach, Mitarbeiter, die von unterwegs oder von Zuhause aus arbeiten, zusammenzuschalten. Doch mit einer einheitlichen Kommunikationsplattform könne es gelingen, Innovationen voranzutreiben - schließlich sei die gemeinsame Arbeit mehrerer Angestellter grundsätzlich wirksamer als die nur eines Mitarbeiters.

Die Komplexität neuer Kommunikationsstrukturen sollen die Angestellten indes nicht fürchten müssen. Ein dienstbasierter Ansatz soll den einfachen Gebrauch aller Kanäle möglich machen. Zudem empfehlen die Analysten CIOs, sich nicht von den Angeboten einzelner Hersteller abhängig zu machen. IP-basierte Einzelkomponenten seien das Mittel der Wahl, um die Skalierbarkeit am besten zu gewährleisten und die Infrastrukturkosten gering zu halten.

Intelligentes Freizeichen

Ein typisches Merkmal künftiger Kommunikationslösungen wird nach Ansicht der Butler-Group das "intelligente Freizeichen" sein. Wer den Hörer abhebt, soll keinen Piep-Ton hören sondern eine Computer-Stimme, die ihn nach seinem Wunsch fragt. Sprachaufforderungen wie "Zuhause anrufen" oder "Wo ist die nächste Bank" soll das System verstehen können. Und: Die Antwort auf Anfragen soll der Nutzer über das jeweils am besten dafür geeignete Medium erhalten.

Das größte Hindernis beim Aufbau einer fortschrittlichen Kommunikations-Infrastruktur sind der Butler-Group zufolge die hohen Kosten. Vor allem kleine und mittlere Unternehmen sind in diesem Punkt sensibel. Anbieter müssen deshalb nach Meinung der Analysten auf eine transparente Preisstruktur ihrer Lösungen achten. Es reiche jedenfalls nicht mehr aus, mögliche Kunden vor allem mit der Aussicht auf Einsparungen für die eigenen Produkte zu ködern.

Als führende Anbieter sehen die Berater Avaya, Cisco, Siemens Enterprise Communications (SEC) und Nortel. Auch Ericsson und Alcatel-Lucent bieten demnach gute technische Lösungen an; beide werden allerdings von Kunden nicht so gut bewertet wie die führenden vier. Shoretel, Interactive Intelligence und Teleware sind den Analysten zufolge zu klein, um eine ernsthafte Konkurrenz für die großen Anbieter darzustellen. Allerdings sind Shoretel und Interactive Intelligence in der letzten Zeit stark gewachsen. Zuletzt zählt die Burton-Group auch NEC zu den ersten zehn Anbietern von integrierten Kommunikationslösungen. Allerdings müsse das Unternehmen sein Produkt-Portfolio verbessern.

Der Bericht der Butler-Group trägt den Titel "Unified Communications and Collaboration. Laying the Foundations for Business Process Flexibility and Innovation". Die Analyse beruht auf auf aktuellen Beobachtungen des Marktes.