Kienbaum: Personalabbau in der Krise

Als erstes leidet die Motivation

09.07.2009 von Nicolas Zeitler
Weniger Motivation und steigende Fluktuation von Leistungsträgern könnten die Folge von Maßnahmen zum Krisen-Management in Unternehmen sein. Das fürchten Personaler laut einer Befragung von Kienbaum.

Drei von vier Firmen aus dem deutschsprachigen Raum stellen zur Bewältigung der Wirtschaftskrise weniger oder keine neuen Mitarbeiter ein. Mehr als die Hälfte fährt den Einsatz von Zeitarbeitern zurück, und 46 Prozent bauen eigenes Personal ab. Das bleibt nicht ohne Folgen, wie das Beratungsunternehmen Kienbaum in einer Befragung unter HR-Managern ermittelt hat: 74 Prozent von ihnen fürchten, dass Motivation und Einsatzbereitschaft zurückgehen. Außerdem könnten vor allem Leistungsträger sich nach anderen Arbeitgebern umschauen, meinen 64 Prozent.

Dass diese Angst umgeht, sehen die Autoren der Studie gestützt durch die Tatsache, dass nur wenige Firmen mit einer Senkung der Festgehälter auf die Krise reagieren. Denn das würde viele der Besten zum Gehen bewegen, meinen sie.

Dabei sind es nicht nur kurzfristige Panikreaktionen, die derzeit die Arbeit in den Personalabteilungen bestimmen. Laut der Studie steht eine Mischung aus kurzfristigen Maßnahmen und längerfristiger Personalplanung an der Spitze der HR-Prioritäten. Wichtigstes Thema ist die Besetzung von Schlüsselpositionen. Danach platziert sich das Change Management, mit dem die Personaler laut Kienbaum kurzfristig auf die Krise reagieren. An dritter Stelle steht das langfristiger angelegte Talent-Management. Den vierten Platz nimmt die Senkung der Personalkosten ein, vor Maßnahmen zur Steigerung der Attraktivität als Arbeitgeber.

Die meisten dieser derzeit vorrangig behandelten Themen sehen die befragten Personalverantwortlichen auch als größte Herausforderungen für die nächsten Jahre. Zum Wunsch-Arbeitgeber von Bewerbern zu werden, wird dann auf den vierten Platz vorrücken, während der Personalabbau an Bedeutung verliert.

Mehr Geld für Talent-Management

Am meisten investieren müssen Firmen im Personalwesen in die Professionalisierung des Talent-Managements. Für die Kienbaum-Berater ist auch das ein Hinweis darauf, dass die Personalchefs trotz Krise nach vorn denken. Denn Sparmaßnahmen wie der Aufbau von Shared-Service-Strukturen oder der Zukauf von Beratungsdienstleistungen stehen bei ihnen deutlich hinten an.

Eine gute Kommunikation von Personalthemen sieht der überwiegende Teil der Befragten als Schlüssel, um die Motivation der Mitarbeiter hoch zu halten. Wichtigster Kommunikationskanal ist die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.

Personalverantwortung seltener auf Vorstandsebene

Zurückhaltender als noch vor einem Jahr beurteilen die Personalverantwortlichen den Stand ihrer Abteilung im Unternehmen. Zwar sehen sechs von zehn eine steigende Bedeutung, 2008 sagten das allerdings noch 68 Prozent. Die Neigung, die HR-Verantwortung in der Hierarchie nach oben zu verlagern, ist in weniger Firmen spürbar als 2008. Auf Geschäftsführungs- oder Vorstandsebene ist die Verantwortung in 47 Prozent der Firmen angesiedelt. Vor einem Jahr waren es 56 Prozent. Bei der Hälfte der Firmen ist die Personalverantwortung auf einer Ebene darunter angesiedelt.

Kienbaum Consultants hat für seine HR-Trendstudie 2009 im deutschsprachigen Raum 127 Personalverantwortliche aus Firmen unterschiedlicher Größen und Branchen befragt. Am stärksten vertreten waren Personaler von Banken (elf Prozent). In IT-Firmen arbeiten sechs Prozent der Befragten.