7 Tipps fürs Selbstmarketing

Angeben 2.0 für Fortgeschrittene

07.10.2022 von Christoph Lixenfeld
Prahlen ist peinlich? Wir sagen: kommt darauf an, wie man es macht. Wir geben praktische Tipps für intelligentes Aufschneiden. Nicht nur für Angeber. Aber auch.
  • Angeben geht heute anders als damals auf dem Schulhof.
  • Plattes Eigenlob durchschaut jeder.
  • Entscheidend ist eine dezente Imagepflege.

Wenn irgendwer wissen muss, wie man Schwung in Karrieren bringt, dann ist es der Online-Personalvermittler Monster.de. Auf dessen Webseite gibt es nicht nur Jobs, sondern diverse Ratgebertexte zur Selbstverkaufe.

Einer davon trägt die Überschrift: "Karriere mit Selbstmarketing - nicht nur für Angeber." Weiter unten im Text heißt es dann: "Letztlich geht es darum, die eigenen Fähigkeiten und Leistungen für andere sichtbar zu machen. … Ansonsten werden Sie hinter Ihren beruflichen Möglichkeiten zurück bleiben. Wollen Sie im Ernst anderen, die weniger auf dem Kasten haben, den Vorrang lassen, nur weil sie sich besser vermarkten?"

Wir sagen: Nein, das wollen wir auf keinen Fall. Und auch unseren Lesern können wir keine grenzenlose Zurückhaltung anempfehlen.

Stattdessen wollen wir im Sinne der alten Weisheit "Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr" praktische Tipps geben für intelligentes Aufschneiden. Nicht nur für Angeber. Aber auch.

1. Immer bei der Wahrheit bleiben

Einer der begnadetsten Angeber der Geschichte war der Schriftsteller Karl May. Es vergingen Jahrzehnte, bis ihm jemand drauf kam, dass er keine einzige seiner Abenteuergeschichten selbst erlebt hatte. Statt sich überflüssigen Gefahren auszusetzen, ließ May seiner Phantasie im heimischen Sachsen freien Lauf.

Mit großem Erfolg. Doch Angeben geht heute anders als vor 150 Jahren. In Zeiten der Totalvernetzung und der sozialen Netzwerke bleibt nichts mehr geheim.

Heldentaten oder irgendwelche biografischen Details schlicht zu erfinden, ist brandgefährlich

Und grenzenlos peinlich, falls es rauskommt. Dann nämlich ist ihr Image dauerhaft ruiniert. Und nichts ist wichtiger als dieses Image - wie wir noch sehen werden.

Angeben 2.0
Niemals Humblebragging
Bescheidenheitsprotzen, in den USA auch "Humblebragging" genannt, ist mittlerweile weit verbreitet. Gemeint ist damit, eine Stärke als vermeindliche Schwäche zu verkaufen. ("Ich schaffe es einfach nicht, aufzugeben.") Durchschaut jeder. Und findet jeder peinlich.
Posen reicht nicht
Vordergründiges Sichaufblasen kommt heute nirgendwo mehr gut an. Vor allem das Erfinden von was auch immer fliegt fast immer auf. Deshalb gilt: Immer bei der Wahrheit bleiben.
Offensiv bleiben
Seien Sie derjenige, der Diskussionen zusammenfasst und Vorschläge macht. Das wirkt sortiert und ist gut fürs Image.
Leicht overdressed
Allzu sehr zu übertreiben ist an dieser Stelle zwar schlecht, aber wer nach oben will, sollte das auch beim Dresscode betonen.
Das Wir betonen
Selbt wer die eigene Leistung herausstellen will, kommt besser an, wenn er statt "Ich" das "Wir" betont. Etwa: "Wir haben an dieser Stelle heute erheblich bessere Zahlen als vor einem Jahr."
Nicht tratschen, posten
Niemand sollte zu viel von seinem Privatleben preisgeben. Aber man kann einen guten Eindruck machen, ohne viel zu enthüllen. Zum Beispiel indem man ein gelungenes Gericht postet inklusive Rezept. Einfach so.
Fakten statt "Es ist mir gelungen"
Noch eine Methode, um die eigene Leistung zu betonen ohne als Ego-Shooter dazustehen, ist die Beschränkung auf Fakten. Beispiel: "Die Reklamationsquote (beim Produkt xy) ist zuletzt bis auf 3 Prozent zurückgegangen."

2. Nicht "Ich, ich, ich", sondern "Wir"

Bei kleinen Jungs finden wir Sätze wie: "Ich kann viel schneller laufen als die anderen aus der Klasse" noch süß, aber bei Menschen jenseits der 14 oder 15 sind sie nur noch peinlich.

Trotzdem ist es natürlich wichtig, auf die eigenen Verdienste hinzuweisen. Was gut ankommt, ist dabei ein geschickt eingesetztes "Wir" im Gegensatz zum "Ich".

Sagen Sie beispielsweise: "Schon vor Ende des Projekt war klar, dass wir mit unserer Herangehensweise genau richtig lagen."

Wen Sie mit dem Wir genau meinen, ist bei solchen Sätzen eigentlich egal. Sie verbuchen den Erfolg immer (auch) für sich, kommen aber zugleich als Teamplayer rüber. Und wer fände Teamplayer nicht super?

Selbst wer von sich sprechen möchte, sollte am Satzanfang eher das Wort "wir" verwenden.
Foto: Pressmaster - shutterstock.com

3. Fakten ersetzen Eigenlob

Sie tragen diesen positiven Fakt vor, also wird, klar, dass Sie (zumindest) mitverantwortlich sind dafür.

Noch eine Methode, um die eigene Leistung zu betonen ohne als Ego-Shooter dazustehen, ist die Beschränkung auf Fakten. Beispiel: "Die Reklamationsquote (beim Produkt xy) ist zuletzt bis auf 10 Prozent zurückgegangen."

Eine solche Formulierung wirkt besser und nachhaltiger als jedes "Mir ist es gelungen, dass…".

4. Klamotten: leicht overdressed!

Natürlich ist die Garderobe gerade unter Männern (und erst recht in der IT-Branche) eigentlich kein Thema zum Angeben.

Eigentlich. Denn spätestens unter Führungskräften - oder unter denen, die es werden wollen - senden die Klamotten wichtige Signale aus, die in diesem Zusammenhang auch wichtig sind.

Ständig völlig overdressed zu sein empfiehlt sich zwar nicht. Aber es schadet nichts, seinen Aufstiegswillen auch an einer dazu passenden Garderobe sichtbar zu machen.

Wer nach oben will, sollte das auch an seinem Outfit deutlich machen.
Foto: Pressmaster - shutterstock.com

Botschaft: "Ich gehöre eigentlich schon auf eine andere Ebene". Dieser Eindruck prägt sich ein. Jeder, der einmal an einem Meeting mit vielen Personen saß, deren Rollen er im Detail nicht kannte, hat das schon erlebt: Ob man diesen und jenen Teilnehmer für einen Abteilungsleiter hält, hängt (auch) von dessen Kleidung ab.

5. Privatleben: Nicht tratschen, posten!

Mit Dingen aus seinem Privatleben anzugeben ist immer grenzwertig, weil es erstens schnell protzig rüberkommt und zweitens niemanden etwas angeht. Zu vieles zu erzählen empfiehlt sich nicht, weil sich dann Fakten im Sinne von ‚stille Post‘ durch Weitergabe gelegentlich abenteuerlich verändern…

Wer hier auf unverfängliche Weise einen guten Eindruck machen will, kann zum Beispiel selbst Gekochten oder Gebackenes posten. Das wirkt privat und ist trotzdem unverfänglich.

6. Bescheidenheitsprotzen ist peinlich

Auf die Frage nach persönlichen Schwächen in Vorstellungsgesprächen gibt es drei bis vier Standardantworten, die sich Personaler immer wieder anhören müssen. Im Kern laufen sie alle darauf hinaus, dass die Kandidaten ihrem Gegenüber eine Stärke unterjubeln wollen, die auf den ersten Blick als Schwäche daherkommt. Beispiel: "Meine größte Schwäche: Ich bin einfach zu perfektionistisch." Oder: "Was ich wirklich nicht kann, ist Aufgeben. Das schaffe ich einfach nicht."

Sätze wie "Ich schaffe es einfach nicht, mich mit halben Sachen zufrieden zu geben" entlarvt jeder sofort als schlecht kaschiertes Eigenlob.
Foto: Sergey Nivens - shutterstock.com

Die Harvard Business School hat das Phänomen, das im angelsächsischen Sprachraum unter dem Begriff "Humblebragging" bekannt geworden ist, jüngst auf seine Wirkung hin untersucht. Ergebnis: Derartige rhetorische Grobheiten durschaut absolut jeder, und die meisten Menschen finden Humblebragging noch deutlich peinlicher als plattes Prahlen auf Schulhofniveau.

Deshalb sollten Angeber Mitteilungen dieser Art grundsätzlich aus ihrem Repertoire streichen - auch und gerade jenseits von Vorstellungsgesprächen.

Stattdessen mal eine echte kleine Schwäche zugeben, auch das fand die Harvard Business School heraus, kommt deutlich besser an.

7. Immer offensiv bleiben

Zum erfolgreichen Angeben gehört auch, in die richtige Rolle zu schlüpfen und in dieser Rolle zu bleiben. Seien Sie derjenige, der Diskussionen zusammenfasst und Schlussfolgerungen zieht. Sagen Sie Sätze wie: "Dann schlage ich vor, dass wir…" oder "Vielleicht ist es am besten, wenn wir…" Das wirkt sortiert und tatkräftig, besondere analytische Fähigkeiten braucht man für solche Konklusionen am Ende einer Diskussion dagegen nicht.

Die meisten Menschen sind eher Entscheidungsschwach, freuen sich, wenn sie Orientierung bekommen. Die können Sie liefern.

Selbstmarketing: Ten golden rules
1. Positioniere dich
Positioniere dich: Am Anfang stehen dein Profil und dein Ziel. Wer bin ich, was kann ich, wo will ich hin? Wer nicht weiß, wo er steht, und nicht weiß, wo er hinwill, kann auch keine Route planen, schreibt die Autorin Ute Blindert in ihrem Buch "Per Netzwerk zum Job - Insider zeigen, wie du deine Träume verwirklichen kannst". Je nachdem, wofür man sich entscheidet, sollte man sich auf jeden Fall Gedanken über seine Strategie machen, zu der dann natürlich die Auswahl der Kommunikationskanäle (Website, Social-Media, Businessnetzwerke, Newsletter) und selbstverständlich auch Überlegungen zum Netzwerken im wirklichen Leben gehören.
2. Jeder hat ein Netzwerk
Jeder hat ein Netzwerk – auch du. Freunde, Kommilitonen, Arbeitskollegen, Vereinsfreunde, Fußballkumpel, Dozenten und Austauschstudenten bilden das Fundament deines Berufsnetzwerks. Ute Blindert rät: „Recherchiere, wer von diesen Kontakten bei Xing, Linkedin oder Facebook ist, und vernetze dich mit diesen.“ Wer auf Jobsuche ist, sollte das dort auch entsprechend zur Sprache bringen.
3. Zeige dich
Zeige dich – online. Wer von Recruitern und Headhuntern gefunden werden will, kommt an einem Profil bei Xing oder Linkedin i.d.R. nicht vorbei. Legt ein durchdachtes Profil an und tretet selbst in Kontakt mit potenziellen Arbeitgebern.
4. Zeige dich Teil 2
Zeige dich – im realen Leben. Auch wenn es vielleicht manchmal schwer fällt, aber der persönliche Kontakt macht das Netzwerk erst stabil und führt zu mehr Verbindlichkeit. Man kann sich auch ein bestehendes Netzwerk (Studierendenorganisation, Berufsnetzwerk, Verband, Verein) suchen, durch das sich schon viele Kontaktmöglichkeiten mit anderen Menschen ergeben.
5. Lerne Leute kennen
Lerne Leute kennen – einfach aus Spass. Die Autorin empfiehlt "systematische Mittagessen", also zufällig anmutende Begegnungen, bei denen meist ein lohnender Austausch für beide Seiten entsteht. Der Vorteil: Ein Mittagessen oder auch mal der Kaffee zwischendurch sind kurz, aber doch lang genug für den verbindlichen Austausch.
6. Baue dein Netzwerk aus
Baue dein Netzwerk aus – mit Strategie. Identifiziere dazu in deinem (Online-)Businessnetzwerk, wen du unbedingt kennenlernen willst oder wer dir eine Verbindung zu diesem Menschen herstellen kann. Vor allem solltest du wissen, wer eine relevante Person in deiner Branche oder in einem Unternehmen ist. Das kann auch auf einer Konferenz sehr hilfreich sein, da kommst du diesen auch einmal näher - und vielleicht sogar ins Gespräch.
7. Sei aktiv
Wer nie irgendwo präsent ist, wird weniger wahrgenommen, bekommt weniger Empfehlungen und Tipps, wenn der Austausch fehlt. Das gilt auch virtuell, indem du in sozialen Netzwerken präsent bist, Fragen stellst, dich mit anderen austauscht und dich mit deinem Fachwissen als Persönlichkeit zeigst.
8. Teile dein Wissen
Wer dich als kompetent für ein bestimmtes Thema oder als relevant bei einer bestimmten Gruppe wahrnimmt, wird dich vielleicht weiterempfehlen. Das kann für einen neuen Job in einem anderen Unternehmen sein, für ein spannendes Projekt oder auch für einen Vortrag oder eine Podiumsdiskussion bei einer Konferenz.
9. Verzettle dich nicht
Es ist gut, sich ab und zu die Zeit zu nehmen und zu überlegen, welches Engagement was gebracht hat. Auch die beruflichen Kontakte sollte man sich ab und zu anschauen und entscheiden, wen du gern mal wieder treffen möchtest und bei wem du gern mehr Distanz hättest.
10. Gib dir Zeit und bleibe gelassen
Netzwerken zahlt sich nicht immer sofort und auch nicht immer aus. Aber mindestens in der Freude, mit anderen zusammen zu sein und etwas zu unternehmen. Aber auch für die Jobsuche und deine Karriere. Fange daher am besten jetzt mit dem Aufbau deines Netzwerks an.
Quelle
Ute Blindert, "Per Netzwerk zum Job - Insider zeigen, wie du deine Träume verwirklichen kannst". Campus, 2015, ISBN: 978-3-593-50220-5.