Application Performance Management

Anwender halten nichts von Performance-Tools

16.11.2009 von Thomas Pelkmann
Nicht mal die Hälfte der Teilnehmer einer aktuelle Studie setzt Performance- Management-Tools ein. Viele halten die derzeit am Markt befindlichen Werkzeuge für ineffektiv. Dabei wird das Durchleuchten von Anwendungen in Zeiten von Virtualisierung und Cloud Computing immer schwieriger - aber auch wichtiger.

Angesichts immer komplexerer Software-Architekturen und immer kürzerer Release-Zeiten neuer Anwendungen ist der kontinuierliche Einsatz von Tools für das Application Performance Management (APM) unabdingbar. Das meinen jedenfalls die Autoren der Gemeinschaftsstudie "Application Performance Management 2009" von CIO, Computerwoche, TecChannel und Dynatrace. Nur automatisiertes Performance-Management über den gesamten Application-Lifecycle könne den Anforderungen der IT-Abteilungen, von der Entwicklung über Tests bis hin zur Produktion" gerecht werden.

APM kann ein Werkzeug sein, das bei der Beobachtung der Endnutzer-Erfahrungen hilft, um Probleme im Application-Lifecycle frühzeitig zu beheben.

Die Praxis spricht allerdings eine ganz andere Sprache: Mehr als Hälfte aller Befragten (58 Prozent) hat überhaupt noch gar kein APM-Tool im Einsatz. Und auch nur bescheidene 22 Prozent sind der Meinung, dass effektives APM einen messbaren Return on Invest (ROI) bringt. Fast jeder Fünfte dagegen (19,3 Prozent) ist der Ansicht, dass ihr APM-Tool im Einsatz "ineffektiv" sei und "keinen Wert für das Unternehmen" habe. Für die Studie hat IDG Business Research von Juli bis August 2009 insgesamt 261 IT-Entscheider und -Professionals aus Deutschland befragt.

Auch wenn es für APM keine verbindliche Definition gibt: Einig sind sich die Experten aber darüber, dass es die gesamte Anwendungslandschaft durchleuchten und jede Endnutzer-Transaktion einer Applikation zuordnen können soll. APM soll zudem aufzeigen, wie es sich auf den Umsatz (oder andere Kennzahlen) auswirkt, wenn Kunden Aktionen online abwickeln wollen und das nicht klappt. Schließlich soll APM ein Werkzeug sein, das die Endnutzer-Erfahrungen beobachtet und sie mit Produktions-Tools kombinieren hilft. Das Ziel ist, Kundenwünsche genauer zu segmentieren und entsprechend handeln zu können.

Zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor für APM-Tools, schlussfolgern die Autoren der Studie, gehöre die proaktive Vermeidung von Problemen. Durch neue Software-Architektur-Ansätze in Zeiten von Virtualisierung und Cloud Computing sowie von heterogenen Umgebungen und SOA, werde die Identifizierung von Application-Performance-Problemen immer schwieriger. Die aktive Bewältigung und damit die Vermeidung von Problemen sind aber nur für ein Drittel der Befragten Realität. Weitere 46,7 Prozent meinen, das Fehlen wirksamer Root-Cause-Analyse-Tools zur Lokalisierung und Diagnose von Problemen habe große oder gar sehr große Auswirkungen auf ihr Unternehmen.

Die größten Schwierigkeiten beim Erkennen von Performance-Problemen sehen die befragten IT-Manager bei den Themen Virtualisierung (44,7 Prozent) und heterogenen Entwicklungsumgebungen (37,4 Prozent), gefolgt von Cloud Computing mit 28,6 Prozent Nennungen. Vergleichsweise unkompliziert sind danach SOA- (18,9 Prozent) und SaaS-Environments (11,7 Prozent).

Der Druck auf die IT wächst

Der Druck, den das Management auf die IT-Abteilungen ausübt, nimmt zu, konstatiert die IDG-Studie. "Immerhin 58,1 Prozent der Befragten bemängeln unrealistische Projektlieferzeiten für die Fertigstellung neuer Software-Releases. Fast genau so viel Befragte sind der Meinung, dass der Druck, der vom Management ausgeübt wird, die Qualität der Software negativ beeinflusst. Trotz dieses wachsenden Zeitdrucks erhalten die IT-Abteilungen "nicht immer" die nötige Unterstützung vom Management. Immerhin jeder Fünfte (21,6 Prozent) ist der Meinung, dass ihr CIO oder der zuständige IT-Manager die Bedeutung eines effektiven APMs noch gar nicht erkannt hat.

Aber auch diejenigen, die das schon wissen, sind in der Mehrzahl unzufrieden mit den Tools. Die Unzufriedenheit basiere darauf, heißt es in der Studie, dass traditionelle APMs nicht effektiv seien, "weil sie dafür konzipiert wurden, um Aussagen zu treffen, in welchem Zustand sich eine Applikation befindet". Neuere Lösungen dagegen fokussierten auf Antwortzeiten, um die Reaktionszeiten vom Webserver über den Middle-Tier-Server bis auf die Datenbank und zurück aufzuzeichnen. Allerdings seien auch diese Lösungen nicht dafür ausgelegt zu analysieren, was mit den einzelnen Transaktionen innerhalb der Anwendungen passiert. Hier sei das Transaction Trace Performance Management das Mittel der Wahl. "Das Tracing sämtlicher Transaktionen, die eine Applikation ausführt, ermöglicht eine punktgenaue Problemanalyse und damit das Verstehen davon, wo und weshalb ein Stabilitäts- und Performance-Problem aufgetreten ist." Wichtig ist auch die Einsatzfähigkeit der APM-Tools über den gesamten Application-Lifecycle. So kommen alle IT-Abteilungen an genau die Informationen, die sie benötigen. So trage die APM-Lösung dazu bei, die Kommunikation unter den Abteilungen zu verbessern; immerhin 65 Prozent der Befragten äußerten sich kritisch über die Qualität der Prozesse und die mangelnde Kommunikation zwischen den Abteilungen als Grund für schlechte Software-Qualität.

Das führe auch dazu, dass die Problemanalyse und die Problemlösung im Application-Lifecycle zu spät erfolgten. Nicht mal ein Drittel (31,9 Prozent) aller Fehler würden bereits bei den Tests entdeckt; mehr als die Hälfte (51,5 Prozent) fallen dagegen erst in der Live-Phase einer Anwendung auf. Dann aber ist die Fehlerbehebung am aufwändigsten und Zeit für andere Dinge, zum Beispiel Neuentwicklungen, geht verloren.

Für die APM-Studie 2009 hat die IDG Business Media GmbH (u.a. COMPUTERWOCHE, Tecchannel, CIO, CFOworld) im Zeitraum Juli bis August insgesamt rund 260 IT-Entscheider befragt. Alle Teilnehmer waren Besucher der Online-Portale von Computerwoche, CIO und TecChannel.