Die Schlacht Apple gegen Adobe

Apple - die dunkle Macht

20.04.2010 von Tom Kaneshige
Die Maßnahmen von Apple gegen Mitbewerber und Konkurrenten nehmen an Schärfe zu. CIO.com-Kolumnist Tom Kaneshige fühlt sich stark an Star Wars erinnert.

Ist der weltweit verehrte und charismatische Apple-Chef Steve Jobs in Wahrheit der dunkle Herr der Sith in einem schwarzen Rollkragenpullover? Es geht das Gerücht, dass wir in Wahrheit alle von ihm betrogen werden, wie der gutmütige (vulgo: einfältige) Jar-Jar Binks, der am Ende seiner eigenen Versklavung zustimmt.

Apple hat in der letzten Zeit einige undurchsichtige Manöver gestartet, mit dem sie das iPhone ähnlich führen, wie das rote Schwert. Verfolgt Apple damit einen Masterplan? Ich werde versuchen, das zu analysieren.

Vor drei Jahren hat Apple die Mutter aller Smartphones auf den Markt gebracht, das iPhone. Das Gerät hat von Anfang an auf die Unterstützung des ansonsten weit verbreiteten Flash-Formats von Adobe verzichtet. Das neue iPad hält es genau so.

Zu Beginn argumentierte Apple damit, Flash sei schlecht programmiert und verschwende zudem kostbare Speicherkapazität. Die Fundamental-Kritik von Apple gipfelte im Vorwurf Jobs, die Adobe-Programmierer seien einfach zu faul, um eine anständige Anwendung zu programmieren.

Aber es gibt Gründe für die Annahme, dass an der Auseinandersetzung nicht die Qualität der Technologie Schuld ist. So favorisiert der Apple-Boss noch immer das in der Entwicklung befindliche HTML5 als Flash-Alternative. Aber es gibt viele Fragen rund um den neuen Browser-Standard. Andererseits haben mit Technologie-Experten, mit denen ich gesprochen habe, versichert, dass Flash keineswegs eine schlechte Software ist.

Wenn der Vorwurf von Jobs aber nur vorgeschoben ist: Was steckt dann dahinter? Vielleicht Apples Versuch, mobile Videoanwendungen zu kontrollieren? Kann sein. Aber Apples Unterstützung von HTML5, das ein offener Standard ist, die Zulassung der TV-Empfangsstation Slimbox auf dem iPhone und des Videostreaming-Dienstes Netfix für das iPad lassen andere Schlüsse zu.

Streit aus Neid?

Ein Eintrag im Blog Innerdaemon kommentiert, dass die Jahrhundertschlacht zwischen Apple und Adobe im Grunde genommen auf reinem Neid basiert. Im Jahr 1996 schien Apple am Ende seiner Geschichte angekommen zu sein. Ihre kreative Stammkundschaft hing komplett am Tropf von Adobe. Genau zu dieser Zeit wendete sich der Produzent von Flash, Photoshop oder Illustrator - später auch Indesign - von Apple ab und erklärte, die primäre Plattform für alle Neuentwicklungen sei nun Windows.

Nach der Rückkehr von Steve Jobs, der Apple nach internen Machtkämpfen vorübergehend verlassen musste, hat Apple Adobe die Hand hingehalten, wurde aber erneut von dem Grafikhersteller kritisiert.

Nun, gestärkt durch die Erfolge bei mobilen Endgeräte, nimmt die Geschichte augenscheinlich eine überraschende Wende. Vielen klingt diese Story vielleicht zu banal. Und sie könnten Recht haben: Im Grund genommen, geht es nämlich eigentlich nur ums Geschäft.

Nun hat Apple den Schleier gelüftet und sein neues OS 4.0 für das iPhone angekündigt, das in seinem Herzen Apples eigenes Anzeigennetzwerk iAd trägt.

Es ist der Todesstern für die Werbung auf mobilen Endgeräten, dass mitten ins Herz des Browser-basierten Suchmaschinengeschäfts-Modells von Google trifft. Werbung auf iPhone und iPad wird sich zu einem riesigen Geschäft entwickeln. Durch die Vorgabe von Apple müssen aber alle iAd-Anzeigen mit HTML5 gemacht werden, nicht mit Adobe Flash.

Apple hält Daumen auf Kundendaten

Es kommt noch schlimmer: Das Onlinemagazin AllThingsD hat sich die Entwickler von iAd betreffenden Vertragspassagen angeschaut. Dort heißt es über Benutzerdaten, die durch Apps erhoben werden: Ohne schriftliche Zustimmung von Apple dürfen diese Daten nicht an Dritte weitergegeben werden. Ausdrücklich verboten ist es zudem, Anwendungen Dritter zu verwenden, um Daten für Außenstehende zu sammeln.

Ohne solche Daten ist es für Drittanbieter aber praktisch unmöglich, gezielt Anzeigen für iPhone oder iPad zu verkaufen. Sorry, Google AdMob! Sorry, Adobe Omniture, die Webanalysen für besseres Online-Marketing verkaufen. Und es gibt keine Kompensationsmöglichkeit für Adobe, weil Flash nicht auch nur in die Nähe eines der Ad-Netzwerke von iPhone und iPad kommen wird.

Wie würde der für seine eigenwillige Grammatik bekannte Star Wars-Protagonist Yoda sagen? "Mächtig du bist geworden, Apple. Die dunkle Seite ich erahne in dir".

Tom Kaneshige ist Autor des US-amerikanischen CIO-Magazins und berichtet aus dem Silicon Valley. Die Übersetzung des Artikels stammt von Thomas Pelkmann.