Business Services

Auf dem Weg zum Process Ownership

02.10.2015 von Tom Bangemann
Die Gründe, warum Unternehmen Ressourcen in Shared Service Centers vorhalten, verändern sich. Welche Ziele sie damit verfolgen, zeigt dieser Beitrag.

Weltweit existieren derzeit rund 6.000 Shared Service Center (SSC), in denen etwa 4,5 Millionen Beschäftigte arbeiten. Immer noch werden die SSC überwiegend für transaktionale Prozesse genutzt und sie sind weitgehend funktional ausgerichtet. Vor allem im Bereich Finance bündeln diese Dienstleistungszentren für die Unternehmen transaktionale, standardisierte Aufgaben. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Kostenreduktion.

Der Process Owner - das kann eine einzelne Person, oder eine Abteilung sein - überwacht und koordiniert die einzelnen funktionalen Schritte zum angestrebten Ziel.
Foto: higyou-shutterstock.com

Die Situation verändert sich aber stetig: Bis 2020, das ergaben Studien der Hackett Group, werden die Bereiche HR und Procurement mit Finance in den SSC annähernd gleich gezogen haben. Dieser Prozess vollzieht sich aber fließend: Schon heute geben die Bereiche Personal, Beschaffung und IT Teile ihrer Aufgaben und Organisation in die SSC-Strukturen ab.

So verändern sich die traditionell funktional ausgerichteten SSC schrittweise zu prozess- und service-orientierten Organisationen, bis sie schließlich zu Wertschöpfungs-zentrierten Global Business Services (GBS) werden, in denen end-to-end-Prozesse die unternehmerischen Wertschöpfungsketten abbilden und strategisch unterstützen.

Unterschiedliche Reifegrade

Unsere GBS-Studien haben ergeben, dass sich etwa die Hälfte der Unternehmen, die weltweit SSC vorhalten, noch funktional fokussiert in Stufe 1 befinden und sich auf die Kostenreduktion konzentrieren. Etwa 41 Prozent haben schon den nächsten Schritt gewagt: Neben der Kostenreduktion steht bei ihnen der multifunktionale Service Value für das Unternehmen im Mittelpunkt. Und rund 9 Prozent haben bereits den Reifegrad des Enterprise Value Enablement erreicht: Die Unternehmen fokussieren sich nun auf Kostenreduktion, den Service Value und die Wertschöpfung - die GBS haben nun die Aufgabe, durch strategisch ausgerichtete End-To-End-Prozesse die Wertschöpfungsketten der Unternehmen nicht nur zu unterstützen, sondern auch zu ermöglichen und zu optimieren (sh. Abbildung).

Die drei Stufen der globalen Business-Services- Entwicklung
Foto: The Hackett Group

Dabei gibt es aber Hindernisse: Je mehr die SSC auf dem Weg zu GBS multifunktional ausgerichtet sind, also neben dem Bereich Finance auch immer stärker Personal, Procurement und - wenn auch noch sehr zögerlich - IT einbinden, umso stärker entstehen Friktionen und Reibungen zwischen den Unternehmensabteilungen: Führungsansprüche, Streit und Zank um nötigen Verzicht auf tradierte Erbhöfe belasten die Organisation.

Ausweg aus diesem Dilemma schafft die Process Ownership in einer Art prozessorientierter Matrix. In dieser Matrix existieren zwar die Funktionen und organisatorischen Gegebenheiten wie Business Units, Divisions und unternehmerische Geographien weiter. Vereinfacht dargestellt wacht aber der Process Owner über die einzelnen funktionalen Schritte und sorgt dafür, dass alle Prozesse so ablaufen, dass das angestrebte Ziel der Enterprise value Enablement gewährleistet ist.

Dieser Process Owner, der für alle unterstützenden Funktionen im GBS zuständig ist und an den die GBS-Organisation berichtet, ist quasi der CXO im GBS, wobei das "X" eben für alle diese unterstützenden Funktionen stehen kann. Genauso gut könnte man den Process Owner Chief Administration Officer, Chief Support Function Officer oder ähnlich nennen. Eine solche Vostandsposition existiert bereits rudimentär in den geschilderten Stufen 2 und 3 und gewinnt künftig immer stärker an Bedeutung.

Problembereiche: IT und Personal

Der Bereich IT ist bislang noch relativ wenig in SSC/GBS integriert, wie unsere Studien ergeben haben. 2015 haben lediglich erst rund 41 Prozent der existierenden SSC die Informationstechnologie voll integriert. IT ist entweder sehr stark outgesourct oder eine eigenständige Division mit entsprechender Helpline-Funktion für das Unternehmen. Dabei ist eine in die SSC/GBS-Organisationsstruktur integrierte IT Voraussetzung für größte Transparenz und die Verfügbarkeit aller relevanter Daten und KPIs. Überspitzt formuliert: Ohne IT und ohne Automatisierung werden auch die Funktionen Finance, HR und Procurement nicht auf World Class Niveau kommen.

Business Intelligence - Die Trend Top-Ten 2015
Business Intelligence 2015: Die Top-Trends
Getrieben von der fortschreitenden Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft - beziehungsweise deren Datenhunger - boomt der Markt für Business-Intelligence-(BI) und Big Data-Software. Durch die ständige Verfügbarkeit von Geschäftsdaten können Unternehmen potenzielle Chancen und Risiken frühzeitig erkennen und Geschäftsprozesse optimieren. Die BI- und Datenvisualisierungs-Experten von Tableau haben die Top Ten der Business-Intelligence-Trends für das Jahr 2015 zusammengefasst.
1. Transformation der Unternehmensführung
Ähnlich wie sich die BI-Landschaft zu einem "Daten-Selbstbedienungsladen" gewandelt hat, muss sich auch die Führung eines Unternehmens transformieren. "Konzepte" wie das Wegsperren sämtlicher Geschäftsdaten funktionieren nicht mehr - ebensowenig wie die ganzheitliche Vermeidung jeglichen Prozessmanagements. Unternehmen und Organisationen werden 2015 herausfinden, was Unternehmensführung in einer Welt der "SB-Analytics" heißt.
2. Social Intelligence
Im Jahr 2014 haben die ersten Unternehmen damit begonnen, ihre in sozialen Netzwerken generierten Daten ernsthaft zu analysieren. Die positiven Auswirkungen ihres Tuns dürften sie bereits 2015 spüren. Denn Unterhaltungen in sozialen Netzwerken zu analysieren, verschafft Unternehmen sowohl einen Überblick über aufkeimende Trends, als auch darüber was ihre Kundschaft gerade beschäftigt. Damit öffnet die Nutzung von Social Intelligence die Tür für eine responsive Produktoptimierung.
3. Analytics für Alle
Heutzutage kann ein Datenanalyst Manager, Führungskraft oder auch Sales Manager sein. Neue Technologien ermöglichen eine einfach und schnelle Einsicht in Daten jeglicher Art. Gleichzeitig geben heutige, browser-basierte BI-Lösungen schnelle Antworten auf wichtige Geschäftsfragen. Unternehmen die sich diesen strategischen Vorteil zu Nutze machen, werden ihre "Alltags-Analysten" mit Tools und Trainings weiterbilden.
4. Community Management
Die Consumerization der IT ist längst keine Theorie mehr, sondern alltägliche Praxis. Menschen nutzen Produkte die Ihnen gefallen - das gilt auch für Analytics-Software. Unternehmen deren Produkte Menschen inspirieren, werden mit florierenden Communities belohnt. Dies wirkt sich wiederum positiv auf zukünftige potenzielle Kunden aus, denn gerade auf überfüllten Marktplätzen und App Stores kann eine gesunde Community zukünftigen Kunden Anhaltspunkte über Produkt-Qualität und Kundenzufriedenheit liefern.
5. Integration
Über die letzten zehn Jahre hat sich im Bereich Daten ein massiver Innovationsschub vollzogen, der für einen Plattform-Mix quer durch alle Bereiche gesorgt hat - egal ob es nun um Storage, Analytics oder Business Applikationen geht. Das Zeitalter der Server-Monolithen ist dennoch endgültig vorbei. In vielen Unternehmen verliert man allerdings langsam aber sicher die Geduld bei der Masse an Logins, die für das Datenmanagement inzwischen benötigt werden. Schnelle Integrationslösungen mit einfachen Benutzeroberflächen werden 2015 zum neuen Standard.
6. Cloud Analytics
Im Jahr 2015 wird das Thema Cloud Analytics den Sprung in den Mainstream schaffen. Bisher wurden Cloud Analytics in erster Linie für Daten von Cloud-Applikationen benutzt. Nun werden sich Unternehmen für die Cloud enstcheiden, wenn es Sinn für ihr Geschäft macht - nicht nur, weil die Daten eben da sind.
7. Data Conversations
Heutzutage sind Daten interaktiv genug, um zur Gesprächsgrundlage zu werden. Echzeit-Analyse-Tools ermöglichen nicht nur die Schnellanalyse von Daten, sondern auch die Kombination mit anderen Datensätzen. Das ist wiederum unabdingbar, um neue Geschäfts-Perspektiven aufzuzeigen. Data Conversations werden 2015 dafür sorgen, dass Unternehmen mehr Nutzen aus ihren Daten ziehen.
8. Datengetriebener Journalismus
Daten nehmen innerhalb der journalistischen Berichterstattung eine immer bedeutendere Rolle ein. Unternehmen werden deshalb nicht umhin kommen, Data Analytics in ihre Presse-Datenbanken zu integrieren. Dieser Trend wird von der öffentlichen Sphäre in die unternehmerische "herüberschwappen" und dafür sorgen, dass Firmen mit Nachholbedarf beim Thema Analytics endlich aufholen.
9. Mobile Devices
Auch wenn Angestellte immer weniger Zeit am Schreibtisch verbringen: das bedeutet nicht, dass sie mit weniger Daten versorgt werden sollten. Im Gegenteil: der Datenhunger ist größer denn je. Mobile Lösungen gibt es bereits seit Jahren, doch erst jetzt erreichen diese einen Reifegrad, der effizientes, mobiles Arbeiten mit Daten ermöglicht. Der Mobile-Boom hat zudem dafür gesorgt, dass die Software-Lösungen in punkto Usability deutlich intuitiver geworden sind.
10. Smart Analytics / Predictive Analytics
Die Fortschritte bei der Usability von Data-Analytics-Software befähigen Business-Nutzer zu einer vorausschauenden Geschäftsanalyse - ohne einen Experten zu Rate ziehen zu müssen. Das bedeutet: Predictive Analytics wird 2015 dank deutlich geringerer Zugangsbeschränkungen zum Thema für viele Unternehmen.

Der Personalbereich ist ebenso ein Risikofaktor - er wird sogar als besonders problematisch angesehen, wie unsere Annual Global Business Services (GBS) Performance Study 2015, ergeben hat. Es wird immer schwieriger, geeignetes Personal für die in den Reifegraden 2 und 3 komplexer werdenden Aufgaben zu finden. Während es leicht ist, etwa für Finance in der Entwicklungsstufe 1 Buchhalter zu finden, werden nun Kompetenz, Sachverstand und Führungsqualitäten für Controlling, Planung, Forecasting benötigt.

So haben die Hackett-Studien zum Thema Talent Management ergeben, dass bei jüngeren Mitarbeitern oft ganz banale Management Skills fehlen. Sie haben zwar exzellente Fähigkeiten in irgendeinem Fachgebiet, sind aber unfähig, eine Gruppe von 10 Leuten zu führen und zu motivieren. Genauso fehlt ihnen oft Business Intelligence, also die Fähigkeit, valide Daten zu generieren, Daten intelligent zu nutzen, zu verknüpfen und strategisch zu verwerten. Das aber sind Voraussetzungen für Budgetplanungen, valides Forecasting oder Szenarioplanungen.

Process Ownership als Erfolgsgarant

Welche Vorteile die konsequent verfolgte Process Ownership zeitigt, belegt der aktuelle Hackett World Class GBS Report. World Class Unternehmen, die das Process Ownership Modell bereits weitgehend realisiert haben, konnten gegenüber den durchschnittlichen Mitbewerbern