Test des DLR

Automatisches Einparken mit Smartphone

01.03.2013 von Werner Kurzlechner
Der Reisende geht zum Zug, sein Auto parkt per Smartphone- und Sensortechnik automatisch ein. Am Bahnhof in Braunschweig erprobt das DLR dieses Szenario.
Nicht erschrecken, wenn keiner am Steuer sitzt: Mit diesem Auto - dem FASCar I - testen die Forscher.
Foto: DLR

David Hasselhoff als Michael Knight hatte es gut. Immer, wenn Not am Mann war, setzte sich sein schlaues Auto selbst in Gang und boxte den Chauffeur aus dem Gröbsten heraus – ganz von alleine. Mittlerweile wird nun dank Smartphone- und Sensorentechnologie daran gearbeitet, dass die Fiktion zumindest partiell Wirklichkeit wird. Hierzulande geschieht das nirgendwo anders als in Braunschweig, wo die Forschungsaktivitäten zur Intelligenten Mobilität konzentriert sind.

Neuestes Projekt in diesem Zusammenhang ist das so genannte Valet-Parking. Die hochautomatisierte Parkplatzsuche werde derzeit auf den Automessen weltweit als Topthema diskutiert, teilt das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) mit. Komplett erspart werden soll dem Autofahrer das nervige und zeitraubende Suchen nach einem Parkplatz. Im Rahmen der Forschung an der Anwendungsplattform Intelligente Mobilität (AIM) forscht das DLR daran in der einstigen Herzogsstadt.

Tests bisher nur in privatisierten Parkhäusern

Möglich sei diese Technologie bisher nur in privatisierten Parkhäusern, so das Forschungszentrum. Auf einem von der Deutschen Bahn zur Verfügung gestellten Parkplatz am Braunschweiger Hauptbahnhof testet das DLR ein solches Szenario derzeit für den öffentlichen Straßenverkehr.

Das DLR umreißt das angestrebt Ziel so: "Der Reisende fährt mit seinem Auto zum Hauptbahnhof, stellt es in der Nähe des Eingangs ab und geht zum Bahnsteig. Währenddessen fährt das Fahrzeug automatisch zu einem freien Stellplatz und parkt dort selbstständig ein. Der Reisende muss sich um nichts mehr kümmern und kann seine Bahnreise starten. Nach Rückkehr von der Reise ruft er sein Fahrzeug per Smartphone zum Eingang des Hauptbahnhofs und fährt los."

Das Test-Display: volle Kontrolle über das eigene Auto via Smartphone.
Foto: DLR

Auf dem von der Bahn als Forschungslabor freigegebenen Parkplatz düst deshalb jetzt ein Versuchsfahrzeug herum, das nicht KIT, sondern FASCar I heißt. Ausgestattet ist es mit Sensorik, einer besonderen Antriebstechnik sowie leistungsfähiger Rechenhardware. Es kann sich selbständig ohne Fahrer am Steuer bewegen – genau wie dereinst in der Fernsehserie.

Ende des schiefen Einparkens

Eine auf dem Parkplatz installierte HD-Kamera erfasst freie Stellplätze. „In Verknüpfung mit einem Parkraummanagementsystem kann dem Fahrzeug so per Funk ein Parkplatz zugewiesen werden, der den Bedürfnissen des Fahrers und des Fahrzeugs entspricht“, so das DLR.

Per Knopfdruck auf das Smartphone bestätigt der Reisende den Vorschlag des Systems und das Auto fährt automatisch zu dem zugewiesenen Parkplatz. Mittels Smartphone wisse der Reisende jederzeit, wo sich sein Fahrzeug befindet und kann es zur Bereitstellungsposition rufen, so das Forschungszentrum.

„Das Valet-Parking bietet viele Vorteile“, sagt Karsten Lemmer vom DLR-Institut für Verkehrssystemtechnik. „Der allgemeine Parkraum kann besser bewirtschaftet werden, indem beispielsweise eine Mehrfachbelegung von Parkplätzen durch schiefes Einparken verhindert wird."

Das Einparken nicht von Geister-, sondern von Smartphone- und Sensorhand hätte also bestechende Vorteile für alle Beteiligten: kein Stress mehr für den Fahrer, weniger Abgasbelastung, optimale Parkraumnutzung, weil Computer nicht schief einparken. Man sollte jedoch nicht erwarten, jetzt sofort ein KIT-artiges Gefährt anschaffen zu können. Es dürfte einige Zeit dauern, bis es zu einer Marktreife kommt.

In Medienberichten verweist Lemmer auf die enormen Fortschritte in den vergangenen zehn Jahren durch Fahrerassistenzsysteme wie ABS, ESP oder Einparkhilfen. Jetzt wird am Übergang von diesen teilautomatisierten Lösungen zur Vollautomatisierung ohne Überwachung durch den Fahrer getüftelt. Bereits 2010 war mit „Leonie“ ebenfalls in Braunschweig das erste Auto ohne Fahrer zu Forschungszwecken im Straßenverkehr unterwegs.

Auch Google macht mobil

AIM wird in Millionenhöhe von der EU, dem Bund und dem Land Niedersachsen gefördert. Konzentriert sind die Aktivitäten in Braunschweig, wo für die Testmöglichkeiten auch im öffentlichen Straßenverkehr gesorgt wird. Das DLR erprobt dort ähnliche Szenarien wie beispielsweise die Kommunikation zwischen Kreuzungen und Fahrzeugen, an der seit 2011 geforscht wird.

„Mit den Testfahrten auf dem Parkplatz Nord entwickeln wir eine weitere Anwendung des hochautomatisierten Fahrens im öffentlichen Bereich", so Lemmer. "Wir verbinden damit Infrastruktur und Individualverkehr mit modernen Kommunikationstechnologien wie dem Smartphone.“

Auch in den USA gibt es übrigens Forschungen auf diesem Feld, an denen ein IT-Riese seinen gewichtigen Anteil hat. Im Frühjahr vergangenen Jahres erhielt Google in Nevada für seine fahrerlosen und voll automatisierten Autos eine uneingeschränkte Zulassung für den regulären Straßenverkehr. Dazu zählt auch der dichte Stadtverkehr. Vorher hatte das Fahrzeug intensive Tests zu bestehen, inklusive einer Führerscheinprüfung. Ob KIT damals einen Lappen brauchte, scheint nicht überliefert.