Bertelsmann AG

Bei der IT zählt nur Einstimmigkeit

07.02.2006 von Thomas Zeller
Konsensfähigkeit ist der Begriff, der die IT beim größten europäischen Medienunternehmen, Bertelsmann, am besten beschreibt. "Nur, was alle sieben Mitglieder des CIO-Councils mittragen, wird auch umgesetzt", sagt Mark-Ken Erdmann, CIO des Corporate Centers. "Dabei kann es schon mal vorkommen, dass ein CIO die Zähne zusammenbeißt, und für das große Ganze kleine Nachteile in seinem Bereich akzeptiert."
Mark-Ken Erdmann ist CIO des Corporate Centers bei Bertelsmann.
Foto: Bertelsmann

Damit das nicht zu häufig passiert, ist die IT bei Bertelsmann entsprechend zur Unternehmensorganisation sehr dezentral aufgestellt. Die sechs CIOs der Unternehmensbereiche entscheiden zumeist selbst über die strategische Ausrichtung ihrer Sparte. Konzernweite Projekte sind relativ selten. Sie beschränken sich aktuell auf Themen wie den gemeinsamen Einkauf von IT-Produkten und -Services oder IT-Security-Initiativen. Ein Großprojekt sticht bei dieser Aufzählung jedoch heraus: Die Einführung des Reporting-Systems Magnitude von Cartesis.

"Am Anfang standen auch bei Bertelsmann selbst entwickelte Altsysteme", sagt Mark-Ken Erdmann. Nach teilweise mehr als 20 Jahren im Einsatz wurden sie den steigenden Informationsanforderungen nur noch mit Mühe gerecht. Das Konzernberichtswesen forderte deshalb ein neues, web-basiertes Reporting-Konzept von der IT.

Neben inhaltlichen Herausforderungen wie einer vollen IFRS-Konformität des Reportings, oder einer Beschleunigung der Berichtsprozesse waren dabei systemtechnische Nebenbedingungen von Bedeutung. So musste unter anderem für 850 Endanwender eine flexible Schnittstelle zur Anbindung heterogener Vorsysteme von mehr als 1.000 Berichtseinheiten und ein effizientes Management von großen und dezentralisierten Datenbeständen realisiert werden.

"Am Ende standen drei Anbieter in der Endauswahl. Die Entscheidung für die Cartesis-Lösung fiel dann vor allem, weil die Vorgängerversion von Magnitude bereits bei der RTL Group erfolgreich im Einsatz war", sagt Erdmann. Insbesondere bei der Reporting-Konzeption habe die Bertelsmann AG von den Lösungsansätzen und -modellen profitieren können, die bereits bei ihrer Fernsehtochter entwickelt wurden.

IT unter Zeitdruck

Besonders froh ist Erdmann hinsichtlich der zügigen Umsetzung des durch eine internationale Arbeitsgruppe getragenen 18 Millionen-Euro-Projektes. Nach nur 23 Monaten konnte im April 2005 das komplette Standard-Reporting des Bertelsmann-Konzerns umgestellt werden. Als Konsequenz kann der Konzernabschluss nach ersten Benchmarks nun um 20 Prozent schneller erstellt werden als in den Vorjahren.

Auch die künftigen Herausforderungen für die Konzern-IT sind eng mit dem Führungsinformationssystem verbunden. In einem intern "BeCure 2" genannten Projekt will die IT weitere Funktionalitäten in das System einbinden. An erster Stelle steht dabei die Umsetzung eines IAS 34 konformen Quartalsreportings, das bereits in diesem Jahr zum Einsatz gelangen soll.

Zudem sollen die Vorsysteme deutlich besser angebunden werden. "Bisher müssen in den verschiedenen lokalen Einheiten bei den Buchhaltungssystemen noch teilweise manuelle Arbeiten zur Schnittstellenüberbrückung geleistet werden. Das soll künftig stärker automatisiert ablaufen", sagt Erdmann. Außerdem plant Bertelsmann, neben dem Standard-Reporting auch verschiedene Spezial-Reportings in die bestehende Berichtskonzeption einzubinden. Dadurch sollen künftig auch das Personal-, Risiko- und IT-Reporting über eine einheitliche Applikation betrieben werden.