Trotz virtueller Arbeitsräume

Berater sind nicht 24 Stunden erreichbar

23.10.2014 von Hans Königes
IT-Berater sind berufsbedingt so nah an Unternehmen wie wenige andere. Um die unternehmensspezifischen Anforderungen zu verstehen und umzusetzen, muss der Berater zuhören, die richtigen Fragen stellen und sich mit verschiedenen Ansprechpartnern austauschen. Neue Technologien verändern das Berufsbild.

"Virtuelle Arbeitsräume bündeln eine Vielzahl von Tools unter einem Dach, die früher alle separat administriert und verwaltet werden mussten. Sie erleichtern die Kommunikation zwischen Kunde und Berater, da sie sich auf beliebigen mobilen Endgeräten nutzen lassen", erklärt Fritz Greitsch, Leiter MS Competence Group bei der DV-RATIO SMC GmbH.

Mehr Transparenz für Unternehmen

Unternehmen profitieren dabei von der Transparenz. Virtuelle Arbeitsräume laden erstens dazu ein, Informationen strukturiert abzulegen, was die Recherche enorm vereinfacht. Zweitens ist jederzeit ein Einblick in den Projektfortschritt möglich, da relevante Informationen zentral abgelegt sind. Drittens sorgen Kommunikationsmittel von Chat über Forum bis Videokonferenz dafür, dass offene Fragen zeitnah thematisiert und dokumentiert werden. Viertens erlaubt die Zuweisung von Aufgaben ein übersichtliches Projektcontrolling. "Der Aufwand, Daten in ein Portal einzupflegen und aktuell zu halten, lohnt sich", so Kai Begelinger, Leiter Competence Center Managementberatung bei DV-RATIO.

Weniger reisen für Berater?

In virtuellen Arbeitsräumen können Berater an Projekten mitarbeiten, ohne Tag für Tag beim Kunden zu sein. Für Beratungen spielt sicher auch die Ersparnis von Spesen eine Rolle. Viel wichtiger ist es für Consultants, dass sie sich dadurch einige Reisetage ersparen können - wenn der Kunde zustimmt. Dass dieser mit virtuellen Beratern oft auch nicht einverstanden ist, ist ein Vertrauensproblem: Bislang waren in Rechnung gestellte Tagessätze für Consultants mit der Anwesenheit der Berater im Unternehmen gleichzusetzen und daher einfach überprüfbar. Schwieriger gestaltet sich die Lage, wenn die Berater nicht vor Ort arbeiten. "Kunden, die selbst auf flexible Arbeitsmodelle und Vertrauensarbeitszeit setzen, tun sich hier leichter", kommentiert Greitsch.

Im Gegenzug fordern Arbeitsformen wie Home Office vom Berater aber auch ein gewisses Maß an Selbstorganisation. Allerdings können trotz aller technischen Möglichkeiten virtuelle Arbeitsräume den persönlichen Kontakt nicht vollständig ersetzen. In der Praxis haben sich daher Modelle mit fixen Präsenzphasen an ausgewählten Wochentagen bewährt.

Akzeptanz des Anwenders

Der Erfolg von Kommunikations- und Kollaborationsplattformen steht und fällt mit der Akzeptanz durch die Anwender. "Jüngere Ansprechpartner auf Kundenseite sind vielfach mit Facebook & Co. aufgewachsen. Sie fördern und fordern die Einführung solcher Plattformen auch im Business-Umfeld. Dagegen beobachten wir bei älteren Anwendern zuweilen eine gewisse Zurückhaltung", räumt Greitsch ein.

Das Aufgabenfeld des IT-Beraters erweitert sich entsprechend. Er sollte dem Kunden verdeutlichen, dass die neuen Kommunikationskanäle notwendig sind. Bauen Anwender eine parallele Infrastruktur auf und versenden Dokumente weiter über Mail an ausgewählte Empfänger, anstatt sie zentral auf der Plattform abzulegen, ist Fingerspitzengefühl gefragt. Dazu Greitsch: "Eine gemeinsame Vertrauensbasis ist unabdingbar." Um eine solche zu schaffen, empfiehlt Greitsch eine Kick-Off-Veranstaltung, in der das Portal vorgestellt wird und die wichtigsten Funktionen geschult werden.

Fritz Greitsch, Leiter MS Competence Group bei der DV-Ratio SMC GmbH: "Jüngere Ansprechpartener fördern und fordern die Einführung von Kommunikationsplattformen im Business-Umfeld."
Foto: DV Ratio

Simone Leyser, HR-Managerin bei DV Ratio, nennt noch ein weiteres Argument, warum Unternehmen von virtuellen Arbeitsräumen profitieren könnten: "Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf spielt heute im Recruitment eine viel größere Rolle als vor Jahren. Home Office-Tage oder flexible Arbeitszeitmodelle werden als variable Bestandteile in Verhandlungen neben klassischen Extras wie Firmenwagen oder Fortbildungen zunehmend thematisiert. Unternehmen, die die neuen Formen der Kommunikation und Kollaboration aktiv leben, sind für Fach- und Führungskräfte attraktiv."

Klare Regeln für Erreichbarkeit

Damit Work-Life-Balance und Familienfreundlichkeit auch in der Praxis funktionieren, ist ein klares Regelwerk erforderlich. Die ständige Verfügbarkeit von Informationen auf Plattformen wie SharePoint weckt auf Kundenseite oft die Erwartung, dass auch die Berater stets verfügbar sind. Da es insbesondere im Home Office keine klare räumliche Trennung zwischen Arbeit und Privatleben gibt, sind Absprachen über Arbeitszeiten und Erreichbarkeit unabdingbar. Der Projektleiter muss hier die erforderlichen Soft Skills in Kunden- und Mitarbeiterführung mitbringen, um zwischen allen Beteiligten zu vermitteln.

Das verdienen IT-Berater -
Berufseinsteiger ...
... verdienen als IT-Berater durchschnittlich 46.540 Euro. Die Daten stammen von Personalmarkt.
Nach drei bis sechs Jahren ...
... steigt das Gehalt auf 54.960 Euro.
Mit mehr als neun Jahren Berufserfahrung ...
... verdienen IT-Berater 73.760 Euro.
Mit 30 Jahren ...
... verdienen IT-Berater ohne Personalverantwortung durchschnittlich 54.950 Euro.
Mit 40 Jahren ...
... liegt das Jahresgehalt im Schnitt bei 70.670 Euro.
Mit 50 Jahren ...
... klettert es auf 79.850 Euro.
Auch die Unternehmensgröße ...
... beeinflusst das Gehalt von IT-Beratern ohne Personalverantwortung. In Unternehmen mit bis zu 100 Mitarbeitern liegt es bei 54.910 Euro.
In mittelgroßen Unternehmen ...
... mit bis zu 1.000 Mitarbeitern liegt es bei 60.240 Euro.
In Konzernen ...
... liegt das Durchschnittgehalt eines IT-Beraters bei 71.780 Euro.
Die Luftfahrt ...
... führt das Ranking nach Branchen an. IT-Berater ohne Personalverantwortung verdienen hier im Schnitt 71.510 Euro jährlich.
Versicherungen ...
... stehen mit einem Jahresverdienst von 71.350 Euro auf Platz 2.
Banken ...
... zahlen IT-Beratern im Durchschnitt 70.990 Euro.
In der Automobilindustrie ...
... liegt das durchschnittliche Gehalt eines IT-Beraters bei 70.980 Euro.
IT-Systemhäuser ...
... zahlen IT-Beratern im Schnitt 66.680 Euro.
In der Telekommunikationsbranche ...
... liegt das durchschnittliche Jahresgehalt von IT-Beratern bei 67.830 Euro.
In der Logistik ...
... liegt es bei 61.720 Euro.
In der Beratung ...
... verdienen IT-Berater im Durchschnitt 61.330 Euro.
Softwareunternehmen ...
... zahlen durchschnittlich 59.050 Euro.
Medien und Presse ...
... zahlen IT-Beratern durchschnittlich 56.610 Euro und bilden damit das Branchen-Schlusslicht.
Im Länderranking ...
.. .gibt es bei IT-Beratern je nach Bundesland Gehaltsunterschiede von mehr als 20.000 Euro.
In Bayern ...
... verdienen IT-Berater ohne Personalverantwortung durchschnittlich 69.840 Euro. Damit steht Bayern im Länderranking auf Platz eins.
In Hamburg ...
... sind es durchschnittlich 68.030 Euro.
In Nordrhein-Westfalen ...
... verdienen IT-Berater durchschnittlich 67.650 Euro.
In Schleswig-Holstein ...
... sind es im Durchschnitt 63.010 Euro.
In Niedersachsen ...
... verdienen IT-Berater durchschnittlich 62.950 Euro.
In Thüringen ...
... bekommen Sie ein durchschnittliches Jahresgehalt von 52.590 Euro.
In Sachsen ...
... sind es 50.980 Euro.
In Mecklenburg-Vorpommern ...
... verdienen IT-Berater im Durchschnitt 49.630 Euro.
Ohne Personalverantwortung ...
... verdient ein IT-Berater im Schnitt 64.360 Euro.
Mit Personalverantwortung ...
... steigt das Durchschnittsgehalt auf 99.960 Euro.
IT-Berater mit ein bis drei Mitarbeitern ...
... verdienen durchschnittlich 80.360 Euro.
Mit 16 bis 30 Mitarbeitern ...
... steigt das Gehalt auf einen sechsstelligen Betrag (107.920 Euro).
Mit mehr als 101 Mitarbeitern ...
... erzielen IT-Berater den Spitzenverdienst im Ranking: 175.850 Euro.