Fast könnte es so scheinen, als würde die Käufermacht mit dem Internet immer größer. Schließlich bietet das Web eine fast unendliche Palette an Informations- und Vergleichsmodalitäten, die den potenziellen Kunden bisher eher selten oder gar nicht zur Verfügung stand. Auch das Einkaufen über Internet-Angebote gestaltet sich bequemer, schneller und oft auch billiger.
Für Deutschland hat der Bitkom (Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien) in einer repräsentativen Befragung von 1.000 Bundesbürgern ab 14 Jahren festgestellt, dass bei wichtigen Kaufentscheidungen heute in der Regel das Internet konsultiert werde. Vor einem Kauf würden sich 55 Prozent der Bundesbürger im Internet über Preise oder Produkteigenschaften informieren.
Die wichtigste Informationsquelle bei Kaufentscheidungen seien die Webseiten der Hersteller und Händler, die jeder dritte Befragte nutze. Je 29 Prozent verfolgen Preisvergleichsportale und Testberichte in Online-Medien. Ältere Internet-Nutzer sind besonders eifrig im Recherchieren und Vergleichen, vielleicht auch deshalb, weil sie mehr Zeit haben.
Bitkom-Präsident August-Wilhelm Scheer interpretiert die Umfrage als Indiz für eine fundamentale Verhaltensänderung: "Das Internet hat das Konsumverhalten der Menschen grundlegend verändert. Bei Kaufentscheidungen ist das Web Informationsquelle Nummer eins."
Informieren in Blogs und Foren
Als weitere Online-Entscheidungshilfen dienen Verbraucherportale, die von 12 Prozent der Befragten genutzt werden sowie Foren und Blogs (7 Prozent). Vor der Kaufentscheidung liest man auch gerne, wie andere Personen das jeweilige Produkt beurteilen: 48 Prozent der Internutzer sind in dieser Richtung aktiv, und 31 Prozent geben an, dass sie sich durch Meinung anderer Verbraucher beeinflussen lassen. Etwa ein Fünftel der Internet-Nutzer veröffentlicht selbst Meinungen und Bewertungen, in denen man sich Produkteigenschaften und Dienstleistungen auseinander setzt.
Gefragt wurde auch danach, ob man die aus dem Web bezogenen Informationen für einen klassischen Ladeneinkauf benützt. 17 Prozent antworteten "häufig", 39 Prozent "gelegentlich" und ebenfalls 39 Prozent "nie". Bei der umgekehrten Frage, ob man sich erst im Laden informiert und dann später im Internet einkauft, sehen die Antworten wie folgt aus: 7 Prozent "häufig", 41 Prozent "gelegentlich" und 48 Prozent "nie".
Dem Internet kommt also eine größere Bedeutung für die Informationsbeschaffung zu, auch wenn dann in einem Laden eingekauft wird, während sich die Informationen "vor Ort" nicht so weitgehend auf einen Web-Einkauf auswirken.
Bitkom-Präsident Scheer meint: "Das Internet schafft mehr Transparenz für Verbraucher. Die Konsumenten können sich im Web ein umfangreiches Bild über Produkte, Preise und Erfahrungen anderer Kunden machen." Ob das jetzt die Macht der Käufer vergrößert, wurde bisher noch nicht untersucht.