Wer ein BI-System einführt, braucht einen langen Atem

Business Intelligence: Die Kostenfalle

26.04.2007 von Christine Ulrich
Business Intelligence (BI) ist inzwischen Standard - und steckt doch immer noch in der Kostenfalle: Obwohl die fachlich-technische Entwicklung in den vergangenen zwei Jahren weit vorangeschritten ist, beklagt jeder fünfte IT-Manager ein ungünstiges Kosten-Nutzen-Verhältnis bei BI. Denn den hohen Investitionen steht nicht sofort ein adäquater Nutzen gegenüber. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie der Beratungsfirma Steria Mummert Consulting.

Der Untersuchung zufolge hat sich der Reifegrad der BI-Lösungen - komplexen Verfahren zur Geschäftsdaten-Analyse - seit 2004 erheblich erhöht. Damals verfügten zwei Drittel der Unternehmen in Deutschland nur über ein fachbereichsbezogenes Informationssystem (zweiter Reifegrad), und die Organisation steckte oft noch in den Kinderschuhen. Mittlerweile hat mehr als die Hälfte der Unternehmen ein unternehmensweites Informationssystem implementiert (dritter Reifegrad): Hier zeige sich, dass die Unternehmen die organisatorischen Probleme konsequent angegangen seien, so die Berater.

Allerdings sind die Herausforderungen an das IT-Management gerade in dieser dritten Stufe sehr hoch: In der anspruchsvollen Konsolidierungsphase von einem fachbereichsbezogenen zu einem unternehmensweiten Informationssystem steigen die Kosten sprunghaft an. Die Lösungen sind komplex, weil fachliche, technische und organisatorische Ressourcen aus einzelnen Unternehmensbereichen zusammengeführt werden müssen.

Früchte werden erst in der vierten Phase geerntet

Im dritten Reifegrad schießen die Kosten von BI nach oben. Erst in der vierten Phase überholt schwungvoll der Nutzen.

Dies macht hohe Investitionen nötig, während der Nutzen noch auf sich warten lässt - ein Problem für IT-Manager. Hinzu kommen Projektschwierigkeiten, die alles noch teurer machen: 60 Prozent der Unternehmen berichten von Problemen mit der Datenqualität, fast genauso viele bemängeln die Daten-Performance. Zudem kostet es viel Zeit, die Informationshoheit der Fachbereiche zu überwinden.

Viele Unternehmen versäumen es in dieser BI-Phase, Kosten und Nutzen gegeneinander abzuwägen: Jedes dritte Unternehmen findet die Datenzusammenführung aus verschiedenen Systemen zu komplex. Die BI-Früchte werden tatsächlich erst im vierten Reifegrad geerntet - dann, wenn die Datenzusammenführung durch analytische Methoden bei den Geschäftsprozessen intensiv genutzt wird.

Der BI-Reifegrad in verschiedenen Untersuchungsperspektiven: Die Organisation ist noch am schwächsten.

Als Konsequenz versuchen viele Unternehmen, in kleinen Schritten der Kostenfalle zu entkommen - indem sie neue Software-Komponenten auswählen oder Einzelprobleme beim Daten-Management lösen. Allerdings, so die Studie, brauche es statt einer Projekt- vielmehr eine Programmperspektive: Einen Ausweg aus der Kostenfalle stellt eine formale BI-Strategie dar, die in einer mittelfristigen Perspektive den Return-on-Investment (ROI) der Einführung transparent macht.

Return-on-Investment transparent machen

Unternehmen müssten intelligent mit dem zur Verfügung stehenden Wissen umgehen, so die Berater. Ein ROI auf die Entwicklung einer BI-Strategie stehe darum in starker Wechselwirkung mit den Zielen und notwendigen Maßnahmen. Ein erster strategischer Ansatzpunkt sei die Fragestellung, was gute Informationen wert sind und was schlechte Daten kosten.

Für die Business-Intelligence-Studie 2006 "Bima" befragte Steria Mummert Consulting 117 Unternehmen. Ziel der Studie war, einen aktuellen Überblick zum Entwicklungsstand der in den Firmen installierten BI-Systeme zu gewinnen.