IT-Strategietage 2017

Business Transformation in der Digitalen Welt

17.02.2017 von Andrea König
Beim Roundtable von VMware und Dell EMC diskutierten die Teilnehmer über Schatten-IT, digitale Startups und die Rolle von Innovationen in ihren Unternehmen.
Mika Kotro, Senior Sales Enablement Manager bei Dell EMC Deutschland, sprach auf den Hamburger IT-Strategietagen.
Foto: Foto Vogt

"Schneller, einfacher und billiger - was haben diese drei Begriffe gemeinsam?" fragt Mika Kotro, Senior Sales Enablement Manager bei Dell EMC Deutschland, zu Beginn die Teilnehmer des Roundtables bei den Hamburger IT-Strategietagen. Typischerweise seien das die drei Bereiche, die Startups durchkämmen und in denen sie gezielt nach Ineffizienzen suchen. Als Beispiel dafür nennt er das Fintech-Startup Number26. Dort können Kunden jederzeit und ganz flexibel ihre Kreditkarte sperren - zum Beispiel, wenn sie sie im Auto liegengelassen haben.

Insgesamt 75 Prozent der CIOs sagen, dass in ihrem Unternehmen Schatten-IT betrieben wird. Diese Studienzahlen zitiert Martin Niemer, der zweite Gastgeber des Roundtables. Der Director Network & Security CEMEA bei Vmware nennt aber noch eine weitere Zahl: Die Mehrheit der CEOs befürwortet diesen Einsatz von Schatten-IT, weil ihre Unternehmen auf diese Weise schneller vorankommen.

An den fünf Roundtables im Saal haben die Teilnehmer im Anschluss Gelegenheit, die Diskussion zu vertiefen. Die folgenden Thesen haben die Gastgeber als Diskussionsanstoß auf große Plakate gedruckt und auf die Tische gelegt:

Während der Gesprächszeit entsteht an allen Tischen der Eindruck, dass die Teilnehmer noch eine weitere Stunde zu diesem Thema diskutieren könnten. Sie berichten aus ihren Unternehmen, stellen ihren Gegenübern interessierte Nachfragen und widersprechen, wenn sie anderer Meinung sind.

Unter anderem geht es in den Gesprächen darum, dass Schatten-IT kein neues Phänomen ist. Früher waren es keine Cloud Tools sondern beispielsweise Access-Datenbanken, mit denen Mitarbeiter sich Lösungen schufen, die die IT ihnen nicht oder zu langsam zur Verfügung stellte. Ihre vermeintliche Langsamkeit begründen IT-Verantwortliche in der Diskussion unter anderem mit Governance-Verpflichtungen. Sie wären gern schneller, doch das sei häufig einfach nicht zulässig.

Eine ihrer Kernaufgaben sei es, bei den Fachbereichen für Verständnis zu werben und klarzumachen, dass man kein Innovationshemmer ist. "Dafür können sie werben, aber dann müssen sie auch liefern", gibt ein Teilnehmer zu bedenken. Kommunikation und eine Kommunikationskultur sehen viele als essentiell und suchen regelmäßig Kontakt und Gespräche mit Ansprechpartnern aus Fachbereichen und Führungsebene.

"Wir müssen uns von innen selbst gefährden"

Viele Diskussionsteilnehmer bewegt auch das Thema, ob und wie ihre Arbeitgeber durch digitale Startups gefährdet sind. "Wir müssen uns selbst gefährden von innen heraus", sagt ein Teilnehmer und berichtet im Gespräch von der Öffnung und Wandlung seiner IT. Viele haben bereits Erfahrungen mit der Zusammenarbeit mit digitalen Startups gesammelt: "Sie sind sehr mutig und schnell und könnten mit unseren Regularien in keiner Weise leben", berichtet ein Teilnehmer.

Um schneller zu werden und den digitalen Startups das Feld nicht zu überlassen, beschäftigen Teilnehmer sich unter anderem damit, ob und wie sich Innovationen im Unternehmen organisieren lassen. Voraussetzung dafür, so der Tenor, sei, dass jeder mitmachen kann und Hierarchien keine Rolle spielen. So berichtet ein Teilnehmer beispielsweise von einer App, über die auch Kunden auf sehr einfache Weise ihre Ideen einsenden können. Andere erzählen von internen Konzepten und Schritten, um Ideen systematisch zu erfassen und sie zu bewerten.

Dezentrale Standorte machen lassen

Zustimmung erhält ein Teilnehmer, der davon berichtet, dass die bei ihm dezentral angesiedelten Mitarbeiter durchaus ihre Berechtigung haben. Sie kennen sich an ihren Standorten gut aus und sind schnell. Für ihn sei es vielmehr die spannende Frage, wie man diese beiden Welten zusammenbringt. In der Abschlussrunde berichtet ein anderer Diskussionsteilnehmer davon, dass bei seinem Arbeitgeber die Devise "machen lassen" gilt. Die Töchter dürfen Entwicklungen vorantreiben und tun das so erfolgreich, dass diese häufig später an allen Standorten implementiert werden.

Die große Herausforderung für viele ist die Frage, wie sich Strukturen in den Unternehmen aufbrechen lassen. Wie schwer oder einfach das geht, hängt neben der Bereitschaft häufig auch mit der Unternehmensgröße und der Branche zusammen. Und dass auch Startups mit Herausforderungen kämpfen, zeigt das eingangs erwähnte Fintech Number26: Einem Sicherheitsforscher war es kürzlich gelungen, das Schutzsystem der Online-Banking-App des Startups auszuhebeln. Die aufgedeckten Schwachstellen sind bereits geschlossen. Das Unternehmen hat ein spezielles Programm gestartet, das Hacker einlädt, Sicherheitslücken zu aufzudecken und zu melden.

Hamburger IT-Strategietage Umfrage "Drei Kernbotschaften an CIOs"
Daniel Hartert, Bayer
Daniel Hartert, CIO bei Bayer, macht es kurz: "First: IT must be seen as a catalyst for innovation – otherwise there is no seat at the table. Second: Extensive collaboration with external partners and startups becomes mandatory and third: Cloud is inevitable."
Heiko Packwitz, Lufthansa Industry Solutions
Heiko Packwitz, Chief Marketing & Communications Officer bei Lufthansa Industry Solutions, sagt: "CIOs müssen das Geschäft und die Prozesse ihres Unternehmens und ihrer Branche vollständig verstehen, um als Transformierer und Innovator gehört und ernst genommen zu werden. Sie müssen zweitens Netzwerker sein. Drittens: Bei der Digitalisierung steht trotzdem immer noch der Mensch im Mittelpunkt."
Andreas Klein, Deloitte
Der Director Technology Advisory bei Deloitte, Andreas Klein, sagt: "Seien Sie anpassungsfähig - der Erfolg von CIOs hängt weniger von persönlichen Charaktereigenschaften oder Arbeitsstil ab. Definieren Sie ,Digital‘ neu. Investieren Sie in ein schlagkräftiges Team und IT-Kompetenzen."
Burkhard Kaufmann, Bitmarck
Bitmarck-Geschäftsführer Burkhard Kaufmann erklärt: "Erstens: die digitale Transformation macht die Veränderung der Prozesse, der Denkweisen, der Geschäftsmodelle und der Governance notwendig. Zweitens: die Anforderungen an die Sicherheit für Dienstleister, Kunde und Partner werden durch die hohe Komplexität der Anwendungen und die vielen Schnittstellen enorm hoch. Drittens: die Zeiten der Abschottung und Abgrenzung der eigenen Produkte und die Produktionstiefe der eigenen Services sind vor dem Hintergrund der hybriden IT-Modelle und APIs endgültig zu Ende."
Matthias Spott, Kaskilo
Matthias Spott ist CEO von Kaskilo. Seine drei Botschaften lauten: "Der Bedarf an Konnektivität wird in der Industrie 4.0 Welt exponentiell steigen. 5G wird nicht das Allheilmittel für die Konnektivitäts-Lösungen der Zukunft sein, da viele Fragen bei dieser Technologie noch ungelöst sind. Satellitengestützte Systeme werden in Zukunft integraler Bestandteil einer globalen Internetversorgung sein."
Thomas Fischer, All for one Steeb
Der Digital Strategist und Managing Directer bei All for one Steeb, Thomas Fischer, sagt: "Es geht erstens nicht um Digitalisierung, sondern um die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit. Zweitens: Speed ist wichtig. Fangen Sie mit Einzelprojekten an. Drittens: Zeigen Sie, dass Sie über die IT hinausdenken. Denn Digitalisierung betrifft viele Handlungsfelder in Ihrem Unternehmen."
Lumir Boureanu, Eurodata
Eurodata-Geschäftsführer Lumir Boureanu nennt diese drei Punkte: "Das Wachstumsmodell von digital Value basiert auf Expertise und Fokus. Treten Sie gleich mehreren Ecosystemen bei. Definieren und setzen Sie Ihren Ecosystemen Grenzen."
Michael Hilzinger, Klöckner
Michael Hilzinger, General Manager bei Klöckner, erklärt: „Digitale Transformation ist erstens keine reine IT Disziplin, es bedarf klarer Priorisierung durch das Top Management, am besten durch den CEO. Zweitens müssen CIOs versuchen, den IT-Betrieb im Sinne von ,Keep the lights on'-Aktivitäten weitgehend zu automatisieren, um Ressourcen für Innovationsprojekte zu schaffen. Drittens: Speed in der Enterprise IT gelingt nur durch radikalen Fokus auf den Kunden-/Anwendernutzen.“
Ralf Gernhold, Miles & More
Ralf Gernhold, CIO von Miles & More, appelliert: "Gründet Innovation Center innerhalb eurer Unternehmen - und nicht in Kalifornien oder Berlin. Eure IT Abteilung ist Innovationsschmiede, nicht Cost Center. 'Alte Meister + Junge Wilde’ ist die Erfolgsformel für gelebte digitale Transformation im Unternehmen.“
Martin Wibbe, Atos
Schwungvoll ist die Botschaft von Martin Wibbe, Senior Vice President &COO bei Atos: „Erstens: Seien Sie Mutig und probieren Sie Dinge aus, suchen Sie zum jetzigen Zeitpunkt nicht nach Standards! Zweitens: Schauen Sie sich andere Branchen an und lernen Sie daraus, wie auch Sie sich innovieren können! Drittens: Befreien Sie Ihre Teams und sich selbst von ,IT Standardaufgaben', damit Sie sich auf die Zukunftsthemen konzentrieren können!“
Oliver Blüher, Dropbox
Oliver Blüher, Country Manager DACH & Nordics bei Dropbox, erklärt: "Flexible Infrastrukturen und Cloud-Services sind die Zukunft. Große IT Investments mit ungewissem ROI wird es zukünftig nicht mehr geben – wer zur Anpassung bereit ist, dem ist auch der ROI sicher. Und: Die digitale Transformation verändert auch die Arbeitswelt - in klassischen Industrie-Unternehmen sind heute schon mehr als 40 Prozent der Arbeitsplätze PC-Arbeitsplätze."
Roger Kehl, Festo
Festo-CIO Roger Kehl erklärt: „Erstens: Breite und Länge des Spielfeldes für den CIO wird neu vermessen - durch Industrie 4.0 stellen sich der IT neuen Herausforderungen in der Produktion. Zweitens: Mut zur Veränderung. Unser Umfeld ist geprägt durch ständige Paradigmenwechsel und Disruption. Drittens: Die Mitarbeiter auf die Reise mitnehmen und nicht vergessen – Arbeitskultur und -Anforderungsprofil ändern sich."
Matthias Frühauf, Veeam
Matthias Frühauf, Regional Presales Manager CEMEA bei Veeam Software, sieht seine Botschaften unter dem Motto 24/7-Verfügbarkeit von Services. Er nennt diese Punkte: "Getestete und dokumentierte Failover-Szenarien, hoher Grad an Automatisierung, Integration von Cloud Services."
Martin Niemer, VMware
Martin Niemer ist Director Advisory Services Central and Eastern Europe bei VMware: "Erstens: Die Zukunft wartet nicht, die Geschwindigkeit entscheidet über den Erfolg im Markt, Organisationen müssen in der Lage sein, das umzusetzen. Zweitens: Digitale Transformation beginnt beim Endnutzer, nur Projekte, die vom User angenommen werden, sind erfolgreich. Drittens: Hochgradige Standardisierung und Automatisierung können helfen, Abläufe zu beschleunigen und Wettbewerbsvorteile zu erzielen."