Über eine Oberfläche in die Systeme

CIO setzt auf Portallösung

08.04.2008 von Andreas Schmitz
Ärzte und Pfleger im Klinikum Neumarkt freuen sich über Reinhard Lang. Denn der CIO ermöglicht dem medizinischen Personal nun, auf einer einzigen Oberfläche zu arbeiten. Jonglieren zwischen verschiedenen Systemen wie etwa dem medizinischen Arbeitsplatz und der OP-Dokumentation: Das war gestern.
Klinik-CIO Reinhard Lang: "Der Arzt arbeitet bald nur noch auf einer Oberfläche."

Herr Lang, Sie sind CIO in einem Klinikum, das in acht Hauptabteilungen, einer Belegabteilung, einer Tagesklinik für Schmerztherapie sowie mit externen Kooperationspartnern im Jahr 18.000 stationäre und noch einmal 30.000 ambulante Patienten versorgt. Lässt sich bei einer derart heterogenen Organisation eine gemeinsame IT-Lösung einsetzen?

Wir fahren einen serviceorientierten Ansatz und nutzen zwei perfekt auf die Bedürfnisse der jeweiligen Anwender abgestimmte Lösungen als Basis. Die Verwaltung arbeitet mit SAP IS-H, der medizinische Sektor mit dem MCC von Meierhofer. Darüber hinaus haben wir funktionsspezifische Spezial-Programme, wie beispielsweise Laborsysteme, im Einsatz.

Sie arbeiten nun nicht mehr mit einem modularen System, sondern einer neuen, besser skalierbaren Lösung. Welche bisher nicht vorhandenen Informationen liefert diese konkret etwa im OP-Bereich?

Das sind beispielsweise die Planungsdaten. Sie geben Aufschluss über die Auslastung der OP-Kapazitäten, stellen die Verfügbarkeit spezifischer Ressourcen dar und helfen so, den Einsatz von Ärzten und Pflegepersonal zu optimieren. Auch Leerläufe lassen sich mit Hilfe dieser Daten reduzieren und Wechselzeiten verkürzen.

Das neue System ist also eine Portallösung. Wie wirkt sich diese aus?

In der alten Version des MCC musste ein Arzt sich an mehreren Modulen anmelden. Arbeitete er beispielsweise am medizinischen Arbeitsplatz und wollte etwas zur OP nachdokumentieren, so musste er das Modul OP-Dokumentation neu aufrufen. Er musste sich dazu nochmal anmelden, zwei Programme öffnen und mit zwei verschiedenen Fenstern jonglieren.

Mit MCC unter .NET-Technologie bewegt er sich auf nur einer einzigen Oberfläche. Auch die Daten aller angeschlossenen Systeme stehen in MCC zur Verfügung. Alle Systeme, für welche die MEIERHOFER AG keine eigene Lösung bietet, sind über Schnittstellen eingebunden und laufen damit ebenfalls unter einer Oberfläche. Das gilt etwa für interne oder externe Labors oder einfach das Intranet, und ebenfalls für Subsysteme und Partnerprodukte wie MBS-easy von Kuhlmann und das PACS-System von Medical-Communications.

Gilt das auch für SAP IS-H, das Sie in Neumarkt in der Verwaltung verwenden?

Nein. SAP IS-H arbeitet vollkommen unabhängig von der medizinischen Welt. Allerdings gibt es auch hier eine sehr tiefgehende Integration. Per bidirektionalem Datentransfer wird jede Patientenaufnahme, jede Diagnose, die in MCC erstellt wird, jede Zusatzinformation, die eingeht, sofort an SAP IS-H weitergeleitet. Umgekehrt überträgt die administrative Lösung Patientendaten in das medizinische System, selbst wenn sie verspätet gemeldet werden. Die beiden Systeme ergänzen sich so perfekt. Und das ist genau das, was wir benötigen, um unserem Anspruch, ein modernes und kundenorientiertes Gesundheitszentrum zu sein, auch gerecht zu werden.

Zurück zur Umsetzung der Migration: Mit welcher Abteilung haben Sie begonnen?

Der erste deutlich sichtbare Eingriff in die IT-Umgebung fand in der Notaufnahme statt. Dort haben wir die Patienten natürlich auch schon vorher per Computer aufgenommen, den Rest der Dokumentation haben wir jedoch handschriftlich festgehalten. Die Art der Erkrankung, der aufnehmende und der zuständige Arzt, das waren alles Punkte, die jemand dort notiert hat - und die gegebenenfalls später nochmals festgehalten werden mussten. Diese Doppelarbeit entfällt nun.

Im Klinikum Neumarkt arbeitet das medizinische Personal nun auf einer einheitlichen IT-Oberfläche.

Hat sich mit der Einführung von MCC auch die Arbeitsweise in der Notaufnahme verändert?

In gewisser Weise ja, jedoch nicht nur in der Notaufnahme. Die Kollegen von Meierhofer haben auf unsere Anregung hin To-do-Listen erstellt. Das sind Arbeits- und Checklisten für Pfleger und Ärzte, in denen etwa die Aufnahmediagnose des Patienten und daraus resultierende Behandlungsschritte abgefragt werden. Wenn noch etwas fehlt, wie zum Beispiel eine Voruntersuchung oder Daten für die Qualitätssicherung, so wird der Arzt darauf hingewiesen und kann fehlende Daten nachdokumentieren bzw. Untersuchungen ansetzen.

Das erleichtert vermutlich die Arbeit des Pflege- und Ärztepersonals.

Ja, für die Mitarbeiter ist das neue System jetzt wesentlich bequemer als zuvor. Nicht nur, dass sie weniger Arbeitszeit für Abfragen und Eingaben aufwenden müssen, sie erhalten darüber hinaus noch mehr Informationen als bisher. Die Administration hat es gleichfalls einfacher, da der Betreuungsaufwand im MCC-Umfeld äußerst gering ist. Damit ist die Lösung für ein Klinikum unserer Größe sehr wirtschaftlich. Sie ist zukunftssicher, und wir können neue Features bequem einbinden.

Wie ist der Stand der Umstellung heute?

Das Stationspersonal ist inzwischen komplett auf die neue Lösung umgestellt. Die Anwender im medizinischen Umfeld haben noch die Wahl zwischen dem alten oder dem neuen medizinischen Arbeitsplatz.

Welches System ist gefragter?

Nun, das alte System ist vertraut. Aber weil das neue mehr Informationen liefert, steigen immer mehr Ärzte sukzessive auf die moderne Alternative um. Das ganze geschieht fast fließend.