Design Thinking wichtig

CIO soll sich als CEO der Zukunft fühlen

21.11.2016 von Christiane Pütter
Nicht nur mit dem Marketing-Chef, auch mit den Endkunden des Unternehmens müssen sich CIOs zusammensetzen. Die Analysten von Forrester haben vier Ratschläge für IT-Chefs.
  • Forrester grenzt "digitale Raubtiere" (Predators), Transformer und Dinosaurier voneinander ab
  • Customer Experience und User Experience sind künftig wichter als Strategisches Denken
  • Der für Forrester ideale CIO will CEO werden
Geht es nach Forrester, sollten sich CIOs unter die Endkunden des Unternehmens mischen.
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Forrester entwirft in dem Papier "Tech leadership in the digital predator era" das Profil eines zukünftigen CIOs. Dabei teilen die US-Analysten Unternehmen in drei Kategorien ein: digitale Raubtiere (Predators), bei denen 80 Prozent des Vertriebs auf digitale Services zurückzuführen sind, digitale Transformer und digitale Dinosaurier.

Dass sich diese Einteilung an Vertriebszahlen orientiert, illustriert bereits den Tenor des Papiers. Forrester will CIOs für ihren Beitrag zur Umsatzsteigerung in die Pflicht nehmen.

Die Analysten haben sich angesehen, welche Rolle der CEO beziehungsweise die Geschäftsführung der "Predator"-Firmen ihren CIOs zuschreiben. Sie haben dafür mit 75 Entscheidern Gespräche geführt. Forrester will die Studie als qualitative Analyse verstanden sehen, nicht als quantitative Befragung.

Unternehmen schauen auf Führungsqualitäten und Kundenorientierung

Demnach legen die Predatoren vor allem auf Führungsqualitäten und Kundenorientierung ihrer CIOs wert. Strategisches Denken ist ihnen im Vergleich dazu weniger wichtig. Darin unterscheiden sie sich deutlich von den anderen beiden Kategorien. Salopp ausgedrückt: Predatoren suchen CIOs, die sich als CEO der Zukunft fühlen.

Der Begriff der Kundenorientierung gilt hier in zweierlei Sinn. Zum einen bezieht er sich auf die "Kunden" des IT-Teams, also sämtliche Anwender im Unternehmen. Zum anderen meint er die Endkunden.

5 Ratschläge für CIOs

Forrester leitet daraus diese Empfehlungen für CIOs ab:

1. Sich an Design Thinking orientieren: Die Analysten beobachten, dass IBM, Infosys, SAP und andere Technologiefirmen in Design Thinking investieren. Der Ansatz soll CIOs ermöglichen, die Sicht des Nutzers einzunehmen.

Das Hasso-Plattner-Institut schreibt dazu: "Die Strahlkraft von Design Thinking besteht darin, neue und überraschende Formen der kreativen Zusammenarbeit zu ermöglichen. Wir-Intelligenz ist das neue Schlagwort, Kollaboration wird die Grundlage für ein neues Arbeitsbewusstsein."

Hasso Plattner Institut-Studie "Parts without a whole?"
Studie des Hasso Plattner Instituts
Das Hasso Plattner Institut legt die Studie „Parts without a whole – The Current State of Design Thinking Practice in Organizations“ vor. Das Institut an der Universität Potsdam nimmt für sich in Anspruch, die erste umfassende Analyse von Design Thinking im Unternehmensalltag erstellt zu haben. Basis sind Angaben von 235 Entscheidern, davon 112 aus Deutschland.
Begrifflichkeiten
Rund um den Begriff Design Thinking haben die Studienteilnehmer 37 Synonyme angegeben.
Wenig Erfahrung
Die große Mehrheit der Befragten hat noch nicht viel Erfahrung mit Design Thinking gesammelt.
Effekte
Die Studienautoren selbst bezeichnen den Versuch einer Erfolgsmessung von Design Thinking als "Krux". Nichtsdestoweniger gibt rund jeder Fünfte an, Kostensenkungen erreicht zu haben.
Anwender
Als direkte Anwender von Design Thinking gilt meist die Forschungsabteilung.
Bildungsträger
Viele Befragte haben Design Thinking bei externen Bildungsträgern erlernt. Dazu zählen beispielsweise das Center of Design Research Stanford in den USA, das Fraunhofer IASA in Kaiserslautern und die University of Applied Science Munich.

2. Eng mit dem Marketing-Chef kooperieren: Für Forrester reicht es nicht aus, dass der CIO dem Chief Marketing Officer (CMO) genau die Technologie liefert, die dieser braucht. Er muss auch "die Marketing-Sprache" beherrschen und beispielsweise jeden Punkt der Customer Journey verstehen.

3. Die Endverbraucher kennenlernen: CIOs sollten Endkunden des Unternehmens kennenlernen und sich mit ihnen unterhalten. Ziel ist nicht nur, ihre Mentalität zu verstehen, sondern auch, zu erfahren, welche digitalen Services und Produkte anderer Unternehmen sie nutzen.

4. Einen Sitz im Board bekommen: Die besten CIOs hätten immer ins Board gewollt, so eine Forrester-These. IT-Chefs erreichen das am ehesten, indem sie einflussreiche Peers im Unternehmen finden und deren Ziele unterstützen.

Auf der anderen Seite sehen die Analysten Unternehmen gefordert, ihre IT-Manager nach solchen Kriterien auszuwählen. Zwar sei das CIO-Büro bisher meist kein geeigneter Ort gewesen, an dem man CEOs fände. Mit der wachsenden cross-funktionellen Bedeutung und Verantwortung von CIOs ändere sich das.