IT-Manager wetten

CIOs müssen Chief Collaboration Officer werden

12.09.2011 von Stefan Schloter
Stefan Schloter, CIO der T-Systems, wettet, dass im Jahr 2021 ... Wetten Sie mit!
Stefan Schloter ist CIO der T-Systems.
Foto: T-Systems

"Ich wette, dass CIOs sich bis 2021 zu Chief Collaboration Officers weiterentwickeln müssen. Denn die Herausforderungen an den CIO-Beruf wandeln sich auf dem Weg zu Enterprise 2.0 fundamental."

Dieses Jahrzehnt läutet in Unternehmen weltweit eine neue Kommunikations-Ära ein: Haben E-Mail, Internet und Mobilfunk schon seit Anfang der 2000er-Jahre für einen Umbruch gesorgt, spülen Facebook, Twitter, Wikis und Blogs althergebrachtes Kommunikationsverhalten einfach weg. Gleichzeitig eröffnen sogenannte Seamless Communication Tools wie Messaging, Videotelefonie und Telepresence zusätzliche Wege für eine ortsunabhängige Zusammenarbeit. So werden laut Gartner schon 2015 über 200 Millionen Mitarbeiter weltweit Videokonferenzsysteme direkt an ihrem Arbeitsplatz nutzen.

Diese nicht mehr aufzuhaltende Social-Media-Welle wird die Rolle des Chief Information Officers (CIO) massiv verändern. Er verantwortet zwar nach wie vor die Informations- und Kommunikationstechnologien eines Unternehmens. Doch wandeln sich die Herausforderungen auf dem Weg zu Enterprise 2.0 fundamental. Der CIO muss sich in den nächsten Jahren zusätzlich zum Chief Collaboration Officer (CCO) weiterentwickeln. Nur so kann er die Instrumente bereitstellen, die ein Unternehmen in ein übergreifendes und sicheres Wissens- und Arbeitsnetzwerk ohne Grenzen verwandelt.

Dies schmerzt einen CIO klassischer Prägung natürlich. Denn nutzen Mitarbeiter die im privaten Umfeld des Web 2.0 gängigen Instrumente, verabschiedet er sich von Restriktionen, für die er viele Jahre - oftmals gegen Windmühlen - gekämpft hat. Und jetzt soll im Zuge von Collaboration unabhängig von der Art des Endgerätes, des Ortes oder des Übertragungsweges jeder mit jedem elektronisch in Verbindung treten können? Und nicht nur unternehmensintern, sondern sogar grenzüberschreitend mit Kunden, projektbezogen mit Partnern und sogar Wettbewerbern? Die Grenzen zwischen Mitarbeitern, Kunden und Zulieferern verlaufen schon jetzt oftmals fließend.

Doch können sich die CIOs kaum dagegen wehren. Der Druck von außen steigt, denn Web 2.0 und Social Media sind mehr als ein bloßer Hype. Laut dem Marktforschungsunternehmen Nielsen verbringen Internetbesucher bereits 22 Prozent der gesamten Online-Zeit in Social Media - in Blogs, Foren, Twitter oder Facebook. Weltweit umfasst die Facebook-Gemeinde über 600 Millionen Menschen, und rund 150 Millionen greifen über ein mobiles Endgerät zu. Gleichzeitig werden 2012 mehr als eine Milliarde Menschen von zu Hause aus oder unterwegs arbeiten - unabhängig vom Endgerät. Die neue Generation der Mitarbeiter wächst mit Smartphone, App, mobilem Internet und Social Media auf. Sie wollen diese Werkzeuge, mit denen sie ihr privates Leben steuern, auch im Job nutzen.

Die Zukunft gehört Unternehmensallianzen und virtuellen Unternehmensnetzwerken

Auch aus unternehmerischer Sicht gibt es triftige Gründe, sich dem Ziel der Collaboration nicht zu verweigern. Die Zukunft gehört Unternehmensallianzen und virtuellen Unternehmensnetzwerken. Schon heute ist laut McKinsey statistisch erwiesen, dass Collaboration-Tools die Marktanteile von Unternehmen erhöhen - durch schnelleren Wissenszuwachs und geringere Kosten.

Druck kommt auch von den Fachkräften. Viele von ihnen entscheiden sich schon heute bewusst für einen Arbeitgeber, der ihnen die Nutzung von Tablet-PCs und Smartphone erlaubt, ihnen Wikis mit Kollegen und externen Projektmitarbeitern ermöglicht oder bei denen die Führungskräfte über Blogs offen kommunizieren. Dies steigert die Effizienz der Zusammenarbeit deutlich, denn Wissen und Experten stehen in Projekten unabhängig von Standorten ad hoc zur Verfügung.

In Open-Innovation-Projekten tauschen sich Entwickler mit Kunden, Zulieferern und Wissenschaftlern virtuell über Social-Media-Plattformen aus, beschleunigen so das Time-to-market und schneiden die Produkte von vornherein auf die Wünsche der Käufer zu. Im Consumer-Bereich ist dies schon gang und gäbe - angefangen bei neuen Geschmacksrichtungen für Chips bis zum gemeinsam ausgestatteten Auto. Web-2.0-Tools sammeln zudem das in vielen Köpfen und E-Mail-Anhängen meist verborgene Wissen der Mitarbeiter und machen es für alle Beteiligten sichtbar. Hier sind klassische Wissensmanagementsysteme nicht mehr zeitgemäß.

Doch nicht nur die Art und Weise der Kommunikation verändert sich weg vom direkten Gespräch zu übergreifenden Informations- und Zusammenarbeitsnetzwerken. Die Qualität der Kommunikation steigt mit dem Verschmelzen von Sprach-, Daten- und Bildkanälen über ein Medium. Waren bis dato Telefonkonferenzen Standard, werden sich in den nächsten Jahren Videotelefonie und Videokonferenzen in der Fläche durchsetzen.So nutzen monatlich durchschnittlich 145 Millionen Menschen die Dienste eines der größten Web-Videotelefonie-Anbieters im privaten Bereich. Forrester-Analysten gehen davon aus, dass bis 2020 Live-Videokonferenzen in High-Definition-Qualität fester Bestandteil der alltäglichen Unternehmens-Kommunikation sind. Und auch IDC prophezeit, dass sich Videokonferenzen zur neuen Norm in der Geschäftskommunikation entwickeln werden.

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Foto: IDG Business Media GmbH

Videokonferenzen verkürzen Abstimmungszeiten und sparen Zeit sowie Reisekosten. Im Jahr 2009 waren Mitarbeiter deutscher Unternehmen rund 145 Millionen Mal auf Geschäftsreise, hat der Verband Deutsches Reisemanagement berechnet. Zusammengenommen kosteten diese Dienstreisen mehr als 41 Milliarden Euro. Laut IDC-Analysten ließe sich durch Videokonferenzen jede zehnte Reise vermeiden, was vor zwei Jahren zu einer Ersparnis von 4,1 Milliarden Euro allein in deutschen Unternehmen geführt hätte.

Investitionen in Desktop und Web Conferencing

Es ist daher nicht verwunderlich, das laut der Forrester-Studie "The State of Collaboration Software Implementations 2011" ein Drittel der Unternehmen in Desktop Conferencing und 31 Prozent in Web Conferencing investieren. Darüber hinaus kommt der Verzicht auf Geschäftsreisen der Umwelt zugute. Binnen fünf Jahren lassen sich mit Telepresence 2,3 Millionen Tonnen an CO2-Emissionen einsparen, so die internationale Klimaschutzorganisation Carbon Disclosure Project (CDP).

Auch für die klassische interne Kommunikation lohnen sich Unified-Communications- und Collaboration-Lösungen (UCC). Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass Mitarbeiter im Durchschnitt bis zu 15 Minuten damit verbringen, einen Gesprächsteilnehmer zu kontaktieren. Sie können heute nicht sehen, ob und wie ein Kollege erreichbar ist. Es gilt hier immer noch die Trial-and-Error-Devise, was sich allerdings mit den neuen UCC-Tools verändert.

Aufgrund der Verschmelzung von IT und TK werden laut IDC gerade Telekommunikationsunternehmen eine Schlüsselrolle als Integratoren einnehmen. Und dies führt uns wieder zur künftigenRolle des CIOs als CCO: Wer Collaboration zu einem Standardinstrument seines Unternehmens machen will, muss unterschiedlichste Plattformen, Systeme und Endgeräte zusammenführen. Und als wäre dies nicht schon komplex genug, muss der CIO der Zukunft gleichzeitig neue Sicherheitskonzepte entwickeln, und dies möglichst, ohne die Nutzbarkeit der Collaboration- und Social-Media-Systeme sowie die Produktivität der Mitarbeiter, Teams, Partner, Zulieferer und Kunden einzuschränken. Keine leichte Aufgabe.

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