Die Jury über den "CIO des Jahres"

CIOs sehen sich nicht in der Rolle des Change Agents und Innovators

26.11.2007 von Rolf Roewekamp
Am Donnertag, den 29. November, wird in München der CIO des Jahres gekürt. In lockerer Folge stellen wir jetzt schon vor, welche Trends, Entwicklungen und Schwächen den Jury-Mitgliedern bei den diesjährigen Kandidaten aufgefallen sind.
Thomas Gumsheimer Partner, Bain & Company, Inc und Jury-Mitglied bei der Wahl zum "CIO des Jahres".

Herr Gumsheimer, was ist Ihnen bei den Bewerbungen aufgefallen?

Die von den Kandidaten aufgezeigten Schlüsselprojekte wurzeln noch sehr stark im massiven Kostendruck der letzten Jahren: Die CIO-Agenda dreht sich vor allem um das Heben von Einsparpotenzialen aus den großen Konsolidierungs- und Outsourcingsprojekten im Infrastrukturbetrieb und in der Anwendungslandschaft. Konkret sieht man das an Projekten wie RZ-Konsolidierung, Integration und Aufbau von Shared Service Center Centern, z.B. bei Eon.

Nur vereinzelt sahen sich CIO’s bereits in der Rolle eines "Change Agents" oder Innovationsmotors im Unternehmen. Solche Rollen sind jedoch notwendig für den zukünftigen Unternehmenserfolg - trotz allem Kostendruck auf die IT. Diese Rollenverschiebung erwarten wir angesichts der Wachstumskonjunktur in naher Zukunft deutlich stärker.

Ein besonders herausragendes Beispiel dafür war CIO Johannes Helbig von der Deutschen Post Brief. Er hat durch Flexibilisierung der IT-Landschaft über die SOA-Architektur einen maßgeblichen Beitrag zur Vorbereitung der Deutschen Post auf den bevorstehenden Fall des Briefmonopols ermöglicht.

Was haben Sie vermisst? Was hätten Sie als herausragend bewertet, aber nicht in den Bewerbungen gefunden?

Im Wesentlichen kamen in vielen Profilen zwei Aspekte zu kurz: konkret messbare Projekterfolge und die Positionierung der IT als Wachstumstreiber.

Den Beitrag der IT zum Unternehmenserfolg transparent machen zu können ist nach wie vor ein wesentlicher Baustein einer erfolgreichen Zusammenarbeit mit der Fachseite: Und zwar auf allen Management- und operativen Ebenen. Erst eine finanzielle Bewertung nicht nur von Projektkosten, sondern auch von Projektnutzen ermöglicht konstruktive Diskussionen mit der Fachseite auf gleicher Augenhöhe.

Viele CIO’s scheinen eine solche finanzielle Evaluierung auch für Schlüsselprojekte nicht durchzuführen oder nur im Rahmen der Business-Strategie zu bewerten. Letzteres war aus den Unterlagen nicht ersichtlich. Eine Bewertung erfordert aber ein griffiges, wertbasiertes IT-Controlling.

Damit geht einher, dass die sich IT nur in seltenen Fällen als Wachstumstreiber des Gesamtunternehmens positioniert. Dafür wäre allerdings wieder die Messbarkeit des Nutzens der IT eine wesentliche Vorraussetzung.

Wer wäre Ihr persönlicher Favorit gewesen?

Auch in diesem Jahr haben sich wieder etliche Kandidaten durch beeindruckende persönliche Profile und durch Projekterfolge hervorgehoben. Dies gilt besonders für CIO Andreas Resch von der Bayer AG, CIO Wolfgang Gaertner von der Deutschen Bank und Kurt Servatius, Vorsitzender der Geschäftsführung von Allianz Shared Infrastructure GmbH (ASIC), der IT-Tochter des Allianz-Konzerns. Alle haben es geschafft, hochkomplexe Projekte zum Erfolg zu bringen und vor allem diesen Erfolg auch messbar zu machen.

Die Gewinner werden am Donnerstag, den 29. November, in München von Computerwoche und CIO bekanntgegeben und geehrt. CIO.de wird über die Sieger und die Feier berichten.