Translation-Management

Continental senkt Kosten für Sprach-Übersetzungen

20.08.2009 von Riem Sarsam
Übersetzer müssen in wenigen Stunden Mails, Präsentationen und Verträge bearbeiten. Darüber hinaus arbeiten sie auch noch mit externen Büros zusammen. Die Continental AG senkte mit einer neuen Management-Lösung Aufwand und Kosten des Übersetzungsteams um 20 Prozent.
Continental-Zentrale in Hannover: Hier sitzt auch das Übersetzerteam des Konzerns.
Foto: Continental AG

Unter dem Dach der Continental AG findet sich ein breites Know-how aus der Reifen- und Bremsentechnologie, der Fahrdynamikregelung, der Elektronik und der Sensorik. Das Unternehmen ist international aktiv, entsprechend vielfältig und umfangreich ist das Aufkommen an Dokumenten, die übersetzt werden müssen. Um größere, mehrsprachige Übersetzungsprojekte, bei denen die interne Mannschaft mit externen Übersetzungsbüros und Freelancern zusammenarbeitet, besser steuern zu können, ergänzter der Konzern sein bestehende Übersetzungsmanagement um eine Server-basierte Workflow-Lösung von SDL Trados ergänzt.

Die fortschreitende Expansion von Continental führt dazu, dass das fünfköpfige Übersetzerteam am Sitz der Zentrale in Hannover immer mehr zu tun hat. Obwohl nur ein Bruchteil dessen, was im Konzern tagtäglich lokalisiert wird, überhaupt bei ihm landet. Vieles wird gleich an den dezentralen Standorten übersetzt, wie Max Tréboute, Leiter Translations bei der Continental AG erläutert: "Wir bieten das Übersetzen als eine Dienstleistung an, die jeder im Konzern in Anspruch nehmen kann, aber nicht muss." Einzelne Unternehmensbereiche und die zentrale Unternehmenskommunikation machen von dem Angebot jedoch so rege Gebrauch, dass sich das Auftragsvolumen allein in den letzten drei Jahren um 50 Prozent erhöht hat.

Übersetzt wird so ziemlich alles, was anfällt - E-Mails, Pressemitteilungen, Geschäftsberichte, Verträge, Produktbroschüren, Spezifikationen oder technische Handbücher. Zielsprachen sind neben der Konzernsprache Englisch alle anderen europäischen Hauptsprachen sowie einige osteuropäische Sprachen, beispielsweise Rumänisch oder Tschechisch, und vereinzelt auch Chinesisch. Außerdem schreiben viele ausländische Mitarbeiter im Konzern ihre Texte zunächst auf Englisch und lassen sie dann ins Deutsche übersetzen.

Die größte Herausforderung für die Übersetzer ist der Zeitdruck, der in den letzten Jahren spürbar zugenommen hat: "Gemessen an der Zeit für das Schreiben der Texte, steht immer weniger Zeit für ihre Übersetzung zur Verfügung", so Tréboute. Kleinere und mittelgroße Projekte müssen die Übersetzer in wenigen Stunden abwickeln. Nicht nur eine sprachliche, sondern auch eine organisatorische Höchstleistung ist zudem in großen Projekten gefragt. Muss in mehrere Sprachen übersetzt werden, arbeitet Tréboutes Abteilung normalerweise mit externen Übersetzungsbüros oder freiberuflichen Kollegen zusammen. Das stellt hohe Anforderungen an das Projekt-Management. Eine Schwierigkeit bei der Fremdvergabe besteht beispielsweise darin, den externen Partnern alle erforderlichen Informationen zur Verfügung zu stellen, die sie für eine korrekte Übersetzung benötigen.

Früher wurden die Informationen an die Partner über Telefon und E-Mail kommuniziert. Der Zeitaufwand für die Aufbereitung der Daten und die Abstimmung der Projektpartner war insbesondere bei mehrsprachigen Übersetzungen erheblich, wie Tréboute erklärt: "Ohne Einsatz des neuen Systems wäre der Verwaltungsaufwand bestimmt 20 Prozent höher und wir wären nicht in der Lage, die engen Liefertermine gerade bei Projekten im Bereich der Unternehmenskommunikation einzuhalten."

Eine Erleichterung bot bis dato bereits die Software für das Übersetzungs-Management. Diese hilft unter anderem, zu suchen und zu finden, was man schon einmal übersetzt hat. "Wir nutzen aber noch mehr die Konkordanzsuche, eine Art Volltextsuche, mit der wir auch ähnliche Übersetzungen wieder auffinden, von denen wir wissen dass sie existieren, die das System aber nicht automatisch identifizieren kann", sagt Tréboute. "Die Wiederverwendung der übersetzten Passagen spart uns viel Zeit bei der Übersetzung und senkt die Kosten bei der externen Vergabe."

Serverlösung SDL TeamWorks

Um den Zeitaufwand für die Datenaufbereitung und Abwicklung größerer Übersetzungsprojekte zu reduzieren, ergänzte Continental die IT-Unterstützung um die Serverlösung "SDL TeamWorks", mit der Unternehmen ihre Lokalisierungsprozesse effizienter steuern können. Dahinter verbirgt sich die sprachliche Anpassung der übersetzten Texte an die rechtlichen und kulturellen Gegebenheiten des jeweiligen Landes. Außerdem wurde mit dem Aufbau einer Terminologie-Datenbank begonnen; diese steht den externen Partnern zur Verfügung, um Qualität und Einheitlichkeit ihrer Übersetzungen zu verbessern.

SDL TeamWorks läuft bei Continental in Hannover auf einem eigenen Server, auf dem auch die sogenannten Translation Memories liegen. Diese erleichtern die Aktualisierung von Übersetzungen etwa neuer Handbücher, da sie die Unterschiede zwischen altem und neuem Text herausfiltern können. Sowohl die internen Übersetzer, als auch die externen Übersetzungsbüros und die Freelancer sind mit den entsprechenden Clients ausgestattet. Sie greifen über eine geschützte VPN-Verbindung auf den Server zu und holen sich von dort ihre Übersetzungsaufträge und die dazu gehörigen Daten. Auf die Nutzung webbasierter Clients hat man aus Sicherheitsgründen verzichtet. Im Intranet hingegen gibt es ein Portal, über das die Mitarbeiter ihre Übersetzungsaufträge einstellen können.

Während Max Tréboute die Workflows konfigurierte und die Rollen und Rechte definierte, übernahm Softwarehersteller SDL Trados die Installation. Er migrierte die bereits angelegten Translation Memories in die neue Umgebung und schulte die Anwender im Umgang mit den Systemfunktionen. Dank einer Testphase von rund acht Monaten ging die endgültige Implementierung innerhalb einer Woche über die Bühne.

Die Investition hat sich für Continental schnell bezahlt gemacht. "Wir sind bei der ROI-Betrachtung von einer Reduzierung unserer Übersetzungskosten in der Größenordnung von 20 Prozent ausgegangen, was sich als realistisch erwiesen hat", sagt Tréboute. "Die Vorgaben des Managements in punkto Zeit- und Kosteneinsparungen konnten wir voll erreichen."

Trefferquote von 98 Prozent bei Übersetzungen

Nicht zuletzt dank der Transparenz im Prozess erreicht Continental sowohl bei den internen, als auch bei den externen Übersetzungen eine Trefferquote von 98 Prozent, was die Termineinhaltung anbelangt. Tréboute geht davon aus, dass sich auch die inhaltliche Qualität der Übersetzungen dank des Terminologie-Managements weiter verbessern wird.

Die in Hannover ansässige Continental AG ist mit weltweit rund 140.000 Mitarbeitern in 35 Ländern vertreten. Im Geschäftsjahr 2008 erreichte der Konzern einen Umsatz von rund 24,2 Milliarden Euro. Als Technologiepartner der Automobilhersteller entwickelt und produziert Continental Reifen, Bremssysteme, Systeme und Komponenten für Antrieb und Fahrwerk, Instrumentierung, Infotainment-Lösungen und Fahrzeugelektronik. Außerdem liefert das Unternehmen Elastomer-Produkte für den Maschinen-, Apparate- und Bergbau sowie die Möbel- und Druckindustrie.

Continental / Übersetzungssystem

Branche

Automobil

Zeitrahmen

Eine Woche, acht Monate Testphase

Produkte

SDL Trados Suite, SDL Team Works, SDL Multi Term Server

Dienstleister

SDL Trados

Umfang

Übersetzerteam

Internet

www.continental.de