PAC: Der IT-Arbeitsplatz der Zukunft

Das Ende des Desktop

03.01.2013 von Andreas Schaffry
Mobile Device Management und Management der Arbeitsplatzinfrastruktur sind wichtig für die Mobile-Strategie. Social Media einbinden kann dagegen teuer werden.
PAC-Analyst Andreas Stiehler sieht das Ende der PC-Desktop-Ära nahen. Der IT-Arbeitsplatz der Zukunft wird durch Mobility, ByoD, Social Media und Unified Communications bestimmt
Foto: PAC

Mitarbeiter sind häufig unterwegs auf Geschäftsreise, vor Ort bei Kunden oder arbeiten vom Home Office aus. Und in der Firma sind Instandhaltungstechniker oder Lagerarbeiter viel unterwegs und arbeiten nicht durchgängig am stationären Desktop-PC.

"Die Mobilität verändert die Geschäftswelt nachhaltig und tiefgreifend und damit auch die Art im Umgang mit der IT. Die Ära des traditionellen Desktop-Arbeitsplatzes neigt sich dem Ende zu", sagt Andreas Stiehler, Principal Analyst bei der Münchner Marktanalyse- und Beratungsgesellschaft Pierre Audoin Consultants (PAC).

Mobiler Zugriff auf Anwendungen und Prozesse

Für Fachanwender wird der unkomplizierte mobile Zugriff auf zentrale Geschäftsanwendungen - ob per Smartphone, Tablet-PC oder Laptop - künftig zu einem geschäftskritischen Faktor. Sie wollen dabei vertraute Consumer-Technologien und am liebsten auch das eigene Mobilgerät nach der Devise "Bring your own Device (ByoD)" für geschäftliche Zwecke nutzen.

Mitarbeiter und Vorgesetzte sind es heute gewohnt, mit ihrem Smartphone oder Tablet-PC privat überall E-Mails abzurufen oder in sozialen Netzwerken zu kommunizieren. "Diese Flexibilität und den einfachen Zugriff auf Daten und Prozesse wollen sie auch im Berufsleben haben. Deshalb steht in Unternehmen die Modernisierung und Transformation der IT-Arbeitsplätze ganz weit oben auf der Agenda", erklärt Andreas Stiehler.

In vielen Fällen werden entsprechende Modernisierungsprojekte von den Fachabteilungen vorangetrieben. Für CIOs und IT-Verantwortliche sei es daher schwierig, mit dieser Dynamik Schritt zu halten und sie liefen Gefahr, die Hoheit über die Unternehmens-IT zu verlieren.

Das führt laut Andreas Stiehler dazu, dass ITK-Investitionen aus dem Bauch heraus getroffen werden, statt auf der Grundlage langfristiger strategischer Überlegungen. Die Folge ist ein unkontrollierbarer Wildwuchs von Business-Anwendungen sowie von mobilen Geräten und Apps.

Die Komplexität wird steigen

Im Schnitt treffen knapp zwei Drittel der Unternehmen ITK-Investitionsentscheidungen aus dem Bauch heraus statt auf Grundlage einer langfristigen Strategie. Bei kleineren Mittelständlern liegt der Anteil noch höher.
Foto: Pierre Audoin Consultants (PAC)

CIOs stehen daher vor der Aufgabe, in Zusammenarbeit mit den Fachbereichen und dem Management eine unternehmensweit einheitliche IT-Strategie zu etablieren, die die Bedürfnisse der Nutzer in den Mittelpunkt stellt. Die IT-Technologien sind nur Mittel zum Zweck. Ebenso erhöht sich mit jeder neuen Anwendung die Komplexität der IT-Landschaft, egal ob es sich um eine Lösung für Unified Communications und Collaboration (UCC) oder mobile Apps handelt.

Für Mobilgeräte ist zudem ein zentrales Mobile Device Management unerlässlich, um Sicherheitsrisiken zu minimieren. Auch bei der Einbindung sozialer Medien ist Vorsicht geboten. Dadurch steigen auch die IT-Kosten. Deshalb müssten Unternehmen nach Wegen suchen, diese zu senken. Möglich sei dies durch die Virtualisierung von Desktops und Servern oder den Aufbau unternehmenseigener App-Stores.

Arbeitsplatzinfrastruktur managen

Eine weitere Herausforderung für IT-Verantwortliche liegt laut Andreas Stiehler im Management der Arbeitsplatzinfrastruktur und der Integration unterschiedlicher IT-Prozesse. Während Industriearbeitsplätze bis in das kleinste Detail geplant und optimiert sind, wurde dies bei IT-Arbeitsplätzen lange Zeit vernachlässigt. Heute brauchen Mitarbeiter integrierte, konvergente und individuell angepasste Umgebungen, um Wissen und Informationen möglichst schnell und reibungslos austauschen und Arbeitsaufgaben effektiv erledigen zu können.

Ruft ein Kunde an, will der Disponent oder Vertriebsarbeiter auf einen Blick alle für ihn relevanten Informationen sehen, etwa welche und wie viele Waren der Kunde im letzten Halbjahr bestellt und wie oft er reklamiert hat oder die Zahlungsrückstände. Ein mühseliges Zusammensuchen der Daten aus verschiedenen Anwendungen und Datentöpfen ist nicht mehr zeitgemäß.

Auch IT-Provider sind gefordert

Da CIOs die Transformation der IT-Arbeitsplätze kaum in Eigenregie bewältigen können, sind auch die IT-Dienstleister gefordert. Diese müssen ein umfassendes Spektrum an Beratungsservices anbieten - von der Strategieentwicklung bis hin zum Change Management. Doch hier gibt es noch Nachholbedarf.

PAC hat in einer Analyse elf Anbieter von Workplace Management Services auf den Prüfstand gestellt und anhand von 60 unterschiedlichen Kriterien bewertet. Das Ergebnis fiel durchwachsen aus. Die Noten der einzelnen Anbieter schwankten auf einer Skala von eins (sehr gut) bis fünf (ungenügend) zwischen 1,8 und 3,6.