Herausforderung Endkunde

Das Internet der Dinge auf dem Prüfstand

24.07.2015 von Dr. Andreas Gentner und Ralf Esser
Das Internet of Things (IoT) entwickelt sich zum Megatrend, vor allem in der Technologie-, Medien- und Telekommunikationsindustrie (TMT-Industrie). Allerdings befindet sich die Branche noch im Experimentiermodus.

Aus der Vernetzung von Objekten ergeben sich scheinbar grenzenlose Möglichkeiten: Unternehmen verknüpfen Produktions- und Logistikprozesse, zusätzlich erhobene Daten erlauben neue Analyse- und Steuerungsoptionen. Auch Konsumenten greifen schon zu Wearables oder vernetzen ihre Haushalte. So können immer mehr "intelligente Objekte" über das Netz miteinander kommunizieren und interagieren. Im laufenden Jahr soll weltweit mehr als eine Milliarde solcher vernetzter Gegenstände abgesetzt werden. Das bedeutet im Vergleich zum Vorjahr eine Zunahme von zehn bis 20 Prozent. Noch ausgeprägter dürfte das Wachstum bei IoT-bezogenen Diensten ausfallen; hier ist ein Umsatzanstieg um 40 bis 50 Prozent zu erwarten.

Gerade in der Technologie-, Medien- und Telekommunikationsindustrie (TMT-Industrie) entwickelt sich das Internet of Things (IoT) zum Megatrend. Allerdings steckt die Branche noch im Experimentiermodus. Während die Business-Anwender bereits auf den Zug aufspringen, zögern die Endkunden.
Foto: aslysun - shutterstock.com

Wie bei vielen Hypes der vergangenen Jahre muss sich nach der Euphorie über das tech-nisch Machbare nun die Erkenntnis des praktisch Sinnvollen durchsetzen. Dabei zeigen sich im Consumer- und Enterprise-Segment jeweils unterschiedliche Entwicklungen. Eine Bestandsaufnahme des Internets of Things erfordert daher eine differenzierte Betrachtung beider Bereiche.

Rund 60 Prozent der Hardware für das IoT wird derzeit von Unternehmen gekauft und genutzt. Diese Popularität erklärt sich aus dem unmittelbaren Mehrwert, den IoT-Lösungen im B2B-Bereich bereits bieten. Deutlich wird dies am Beispiel des intelligenten Stromzählers. Dessen Nutzen beschränkt sich nicht allein auf das automatische Ablesen von Zählerständen. Die "Smart Meters" erlauben den Energieversorgern auch eine Fehlerdiagnose in Echtzeit sowie die Lokalisierung von Stromausfällen. Mindestens ebenso attraktiv sind zusätzliche Möglichkeiten im Analytics-Bereich: Durch das Monitoring des Stromverbrauchs können die Anbieter das Nutzungsverhalten ihrer Kunden sowie etwaige Lastspitzen genauer vorhersagen, was gerade im Zusammenhang mit der Energiewende von erheblichem Wert ist.

Ähnliche Fallbeispiele haben sich auch für andere Branchen entwickelt. Nicht zuletzt der Manufacturing-Bereich profitiert von einer intelligenten Vernetzung der Produktionstechnik mit anderen Systemen. Im Fertigungsprozess und der Logistik ergeben sich daraus deutliche Optimierungspotenziale.

Internet of Things 2015
Cisco wittert einen Billionenmarkt
Cisco rechnet damit, dass 2020 rund 50 Milliarden Geräte mit dem Internet verbunden sein werden. Das Internet of Everything (Gartner-Terminus) soll zwei Jahre später dann ein weltweites Marktpotenzial von über 14,4 Billionen Dollar erreichen.
Cisco-Vize Oliver Tuszik
„Gerade in Deutschland bestehen mit die besten Voraussetzungen, um vom ‚next big thing‘, dem Internet der Dinge zu profitieren – vor allem in Kombination mit Industrie 4.0.“
Gelebte Industrie 4.0 bei BMW
Im amerikanischen BMW-Werk in Spartanburg arbeiten Mensch und Maschine dank M2M schon Seite an Seite und nicht mehr durch strenge Gitter voneinander getrennt. Das ist gelebte Industrie 4.0, wie die Deutschen es gerne nennen.
Farming 4.0
Nicht nur wegen der erhöhten Produktivität, sondern auch wegen strenger Dokumentationspflichten sehen sich Landwirtschaftsbetriebe gezwungen, technisch hochzurüsten. Farming 4.0 ist daher längst Realität in vielen Betrieben und ein guter Nährboden für neue Geschäftsideen. 365FarmNet ist eine auf Claas zurückgehende Initiative zur Entwicklung entsprechender Software-Lösungen.
Mehr IoT als in einem Auto
In modernen Landmaschinen wie denen von Claas ist heute oft weit mehr IT und IoT drin als in einem modernen Auto.
RWE Smart Home mit Samsung-Smartcam
Im Bereich Smart Home bilden sich viele neue Allianzen und Partnerschaften, so hier eine zwischen RWE und Samsung als Lieferant für eine SmartCam zur Fernüberwachung der eigenen vier Wände.
Samsung Crystal Blue WW9000
Ein anderes Smart-Home-Beispiel: Ob man die passende Smartphone-App dazu wirklich braucht, steht auf einem anderen Blatt. Der Bedienkomfort der ursprünglich fast 2.000 Euro teuren Waschmaschine Crystal Blue WW9000 von Samsung wird hochgelobt, das Design auch.
Miele sieht sich weit vorn bei Smart Home
Mieles Interesse an Smart Home reicht weit zurück. Sicherheit, Erleichterungen im Alltag und intelligente Stromnutzung (Smart Grid) sind dabei wichtige Themen für den deutschen Hersteller. Derzeit wirkt er an einer vom Bundesforschungsministerium geförderten Initiative der Universität Bielefeld mit, die sich KogniHome nennt und gerade auch für Senioren einen mitdenkenden Wohnbereich schaffen will.
Smart Grid – das intelligente Stromnetz
So sieht das Bundeswirtschaftsministerium das intelligente Stromnetz der Zukunft unter Einbeziehung von Elektroautos als fahrende Zwischenspeicher.
M2M-Anwendung Smart Metering
Voraussetzung für die Einbindung aller in den Haushalten vernetzten Geräte in ein Smart Grid sind sogenannte Smart Meters, intelligente Stromzähler, welche die alten schwarzen Blechkästen mehr und mehr ersetzen sollen.
Smart City und Manage Parking mit Streetline
In weniger als vier Jahren hat das kalifornische Unternehmen Streetline von 2010 bis 2014 weltweit bereits über 300 Millionen Suchenden zu einem Parkplatz verholfen. Cisco als Technologiegeber sieht darin 20 bis 22 Prozent mehr Umsatzpotenzial für die sogenannten Smart Cities.
Signalwechsel
M2M-Module mit integriertem 3G/4G-Empfänger erlauben es, ganz schnell den Signalwechsel auf der Autobahn herbeizuführen. Plänen für die Privatisierung maroder Autobahnteile in Deutschland könnten auf Betreiberseite auch solchen für M2M-gesteuerte Werbetafeln folgen.
E-Tanken mit PlugSurfing
PlugSurfing ist als Berliner Startup angetreten, das Auffinden, Tanken und Bezahlen an den wenigen E-Zapfsäulen zu erleichtern. Hier im Bild ein weißer Tesla an einer RWE-Ladestation.
Der Schlüssel zum E-Tanken
Dieser RFID-Schlüsselanhänger von PlugSurfing soll die RFID-Karten der Anbieter zum Bezahlen des Stroms über die Ladestationen für Elektro- und entsprechende Hybridfahrzeuge ersetzen.

Paradigmenwechsel: Weg vom Kostenaspekt

Im Mittelpunkt der bisherigen IoT-Aktivitäten von Unternehmen überwog der Wunsch nach einer spürbaren Kostenreduzierung und/oder einem besseren Risiko-Management. In den vergangenen Monaten zeichnete sich jedoch ein Paradigmenwechsel ab: Immer mehr Unternehmen begreifen das Internet der Dinge als Chance, zusätzliche Umsätze zu generieren oder gar völlig neue Produkte und Dienste zu entwickeln.

Sichtbar wird dies am Beispiel von Wearable Devices. Sie bieten Innovationspotenzial, das über reine Hardwareangebote deutlich hinausgeht. So können Unternehmen mit smarten Brillen im technischen Außendienst selbst komplexe Reparatur- und Wartungsarbeiten ohne Spezialisten vor Ort leisten: Der Mitarbeiter erhält genaue Instruktionen über die Brille. Und er kann mittels der integrierten Kamera einen Experten per Ferndiagnose zurate ziehen. Für technische Dienstleister ergeben sich daraus neue Umsatzquellen. Die Außendienstmitarbeiter werden flexibler und effizienter.

Der technischen Faszination erlegen

Während also die Unternehmen bereits heute vom Internet der Dinge profitieren, lassen sich die Konsumenten von den bisherigen Angeboten noch nicht so recht überzeugen. Die intelligente Haushaltsautomatisierung nimmt erst langsam Fahrt auf. Und jüngste Produktneuheiten befremden die Endverbraucher vielfach: Vernetzte Blumenvasen oder Gabeln bieten für sich genommen nur einen geringen Mehrwert.

Darin liegt wohl das größte Problem vieler Consumer-Angebote: Die Vorteile sind entweder nicht klar erkennbar oder zu spezifisch. Anbieter und Entwickler lassen sich zu oft vom technischen Potenzial des IoT inspirieren, verlieren über dieser Faszination aber den Nutzen für die Konsumenten aus den Augen.

Die Fokussierung auf sinnvolle Anwendungsbeispiele ist daher einer der wesentlichen Erfolgsfaktoren für Consumer-IoT-Lösungen. Dazu gehören neben durchdachten Use Cases auch ein attraktives Gerätedesign sowie intelligente Bündelangebote aus Hardware, Installation und Diensten.

Die Bedeutung offener Plattformen ist auch nicht zu unterschätzen. Sie ermöglichen uneingeschränkte Kommunikation über Geräte- und Systemgrenzen hinweg. So entsteht zusätzlicher Nutzen: Einzellösungen mit individuell beschränktem Mehrwert können Teil eines Applikationsverbunds sein, der übergreifend Daten auswertet und unmittelbare Folgeaktionen auslöst. Beispielsweise kann eine zentrale Smart-Home-Steuerung unterschiedliche Anwendungskomponenten - von der Jalousiebedienung bis zur vernetzten Unterhaltungselektronik - zu einem integrierten Management von Gebäudefunktionen zusammenführen. Generell verzeichnen vor allem solche Consumer-Lösungen Markterfolge, die die vier Erfolgsfaktoren unmittelbar berücksichtigen.

Internet of Things: 10 interessante Start-ups
AdhereTech
Der intelligente Tablettenbehälter stellt sich, dass Patienten ihre Medikamente nehmen.
Chui
Die Gesichtserkennung mit fortgeschrittener Computertechnologie hilft, Gesichtern einen universellen Schlüssel zuzuteilen. Chui bezeichnet diese Lösung als 'weltweit intelligenteste Türklingel'.
Enlighted
Enlighted entwickelte einen cleveren Sensor, der auf Echtzeit-Daten der Umgebung innerhalb des Gebäudes zurückgreift. Hierbei nutzt das System einen anderen Ansatz als seine Konkurrenten: Der „Enlighted Sensor“ wird an neue oder bereits existierende LED-, CFL- oder HID-Lampen und -Anbauten angebracht und kontrolliert nicht alleine die Lichtabgabe, sondern steuert die Lichtstärke, -temperatur und den Stromverbrauch.
Heapsylon
Die intelligenten Socken sind von textilen Drucksensoren mit dazugehöriger Elektronik durchzogen. Die Sensoren verfolgen dabei nicht nur die Schritte, Geschwindigkeit, Kalorien, Höhenlage, Umgebungstemperatur und Entfernung, sondern auch den Schrittrhythmus, die Abrollbewegung des Fußes, das Zentrum der Balance und die Gewichtsverteilung des Fußes während des Laufens und Rennens.
Humavox
Humavox möchte eine gemeinsame Plattform bieten, die Kabel unnötig macht und Batterien mit der Übertragungsstärke eines USB-Kabels aufladen kann. Der clevere Auflademechanismus initiiert den Ladeprozess mit Hilfe von Radiowellen mit einem sogenannten „Handschlag“ sobald das Gerät in die Aufladestation gestellt wird. Hierbei werden der Batteriestatus und die Aufladekurve verfolgt. Das Aufladen wird sofort beendet, sobald das Gerät vollständig geladen ist.
Neura
Neuras Plattform bietet die Möglichkeit, dass individuelle Geräte miteinander kommunizieren und den Kontext (wo, wann, wer) als auch die Bedeutung und das dazugehörige Verhalten verstehen. Durch Kombination der verschiedenen Datenströme könnten Geräte vorausschauende Tätigkeiten ausführen um individuell zu reagieren. <br /><br /> Ein Beispiel: Nachdem ein Nutzer Zeit in der Küche verbracht hat und das Zuhause verlässt, wird Neura sich vergewissern, dass der Herd/Ofen ausgeschaltet ist. Neura kann ebenso einen Staubsaugerroboter anfordern, nachdem mehrere Personen das Zuhause besucht haben.
PubNub
PubNub setzt auf ein globales Echtzeit-Netzwerk mit 14 Datenzentren. Kunden verbinden ihr Gerät mit PubNub durch einen einzeiligen Code und können daraufhin Daten senden und empfangen – mit einer 0.25-sekündigen Latenzzeit. PubNub ermöglicht zudem Echtzeit-Updates, indem es den Gerätestatus (online/offline, etc.) stets aktualisiert.
Revolv
Revolv vereinheitlicht vernetzte Geräte durch eine einzige, einfache App, die ein Zusammenspiel der intelligenten Heimprodukte ermöglicht. Zudem können im Hinblick auf die tägliche Routine des Nutzers die Geräte mit Hilfe der Zeit, des Ortes und Sensoren automatisiert werden. So zum Beispiel mit der GeoSense-Technologie: Revolv kann automatisch Geräte aktivieren (oder ausschalten), wenn der Nutzer einen vorher definierten Radius im oder um das eigene Zuhause erreicht hat.
TempoIQ
TempoIQ setzt auf einen privaten Cloud-Service, der es dem Nutzer vereinfachen soll, die Analytische Sensorik für die eigenen Produkte oder einen Service einzusetzen. Ein Echtzeit-Monitoring von Sensorendaten sowie Analysegeräte werden zur Verfügung gestellt um die Performance und die Sicherheit zu gewährleisten.
Theatro
Theatro hat ein tragbares WLAN-basiertes System entwickelt, welches zur internen Kommunikation der Mitarbeiter dient und gleichzeitig Zugriff auf Firmeninformationen ermöglicht. Die Mitarbeiter erhalten den Zugriff auf das System durch eine Vielzahl von einfachen Sprachbefehlen, welche ihnen ermöglichen auch während der Kommunikation die Hände frei zu haben – etwa beim Bedienen von Kunden. Zum Beispiel: Während ein Verkäufer den Inventarbestand eines Produktes prüft, sagt er "check inventory SKU23567" und das Theatro-System verbindet ihn direkt mit dem Inventarsystem um ihm den Überblick über den Produktstatus zu verschaffen.

Weitere Herausforderungen

Die starke Präsenz des IoT in der öffentlichen Diskussion täuscht darüber hinweg, dass sich dessen Entwicklung noch in einem frühen Stadium befindet. Nach wie vor experimentieren Unternehmen mit innovativen Konzepten und Geschäftsmodellen. Neue Teilnehmer bringen Bewegung in den Markt, gleichzeitig brechen etablierte Strukturen entlang der Wertschöpfungskette auf. Auch Datenschutz und Datensicherheit müssen sich mitentwickeln.

Komplexes IoT-Ökosystem

An der Beantwortung der vielen offenen Fragen arbeiten derzeit Akteure aus den unterschiedlichsten Bereichen. Dazu zählen Gerätehersteller, Softwareanbieter, Gesetzgeber sowie Regulierer, Verbände und Gremien, Netzbetreiber und Cloud-Service-Provider. Es existiert quasi ein in sich vernetztes IoT-Ökosystem. Nicht zuletzt die Vielzahl heterogener Stakeholder sorgt für hohe Komplexität, beispielsweise bei der Entwicklung spezifischer Geschäftsmodelle für das Internet der Dinge.

Die Technologie-Geschäftsmodelle verändern sich derzeit elementar: Stand in der Vergangenheit die Hardware im Mittelpunkt der Vermarktungsstrategien, so kommt mittlerweile ein steigender Stellenwert den begleitenden Dienstleistungen zu. Inzwischen verknüpfen die komplexeren IoT-Fälle gleich vier relevante Dimensionen miteinander: Hardware, Access, Service und Analytics.

Etablierte Marktteilnehmer sehen sich mit großen Herausforderungen konfrontiert. Der Übergang von transaktionsbasierenden Geschäftsmodellen zu dauerhaften Kundenbeziehungen erfordert völlig neue Kompetenzen, beispielsweise wo es um Abrechnungslösungen für Serviceabonnements geht.

Mit der Evolution der Geschäftsmodelle wird auch die Bedeutung von Kooperationen zunehmen. Dabei sind unterschiedliche Partnerschaften denkbar: Gerätehersteller können mit Netzbetreibern vorkonfigurierte Connectivity-Services vermarkten. Im Smart-Home-Bereich sind gemeinsame Angebote mit Installationsdienstleistern oder Sicherheitsdiensten denkbar. Das Einbeziehen von Analytics-Anbietern erlaubt die Entwicklung sinnvoller Anwendungen aus den anfallenden IoT-Daten.

Attraktive Use Cases erfordern also die Zusammenarbeit spezialisierter Anbieter. Damit wiederum steigt die Bedeutung offener Plattformen, denn möglichst unbeschränkte Kooperationsmöglichkeiten beschleunigen die Entwicklung der IoT-Angebote erheblich.

Datenschutz und -sicherheit

Neben sinnvollen Fallbeispielen sind Sicherheitsaspekte derzeit die kritischsten Faktoren für den Erfolg des IoT. Konsumenten und Unternehmen erwarten Schutz und Sicherheit ihrer Daten auf maximal möglichem Niveau. Darüber hinaus wünschen sie sich ein hohes Maß an Transparenz über die Verwendung der Daten. Die zunehmende Sensibilität der Verbraucher für dieses Thema zeigt sich am Beispiel der Smart Glasses: Entgegen allen Voraussagen haben sich die intelligenten Brillen bislang nicht richtig durchgesetzt. Einer der Gründe liegt darin, dass die Konsumenten ihre Privatsphäre gefährdet sehen.

Aus der Vernetzung von Objekten ergeben sich unterschiedlichste Bedrohungsszenarien: Angriffe auf das unzureichend geschützte Smart Home können Alarmsysteme deaktivieren oder sogar Einbrechern die Rollos öffnen. Denkbar ist auch der Missbrauch von Daten aus Enterprise-IoT-Lösungen zur Wirtschaftsspionage. Die größten Bedrohungsszenarien liegen gegenwärtig jedoch in Hacker-Angriffen auf die Steuerung kritischer Infrastrukturen wie Energie- oder Wassernetze.

Business-Ideen im Internet of Things
AdhereTech: Tabletten schon eingenommen?
Als zwei von zehn interessanten IoT-Startups hat Computerwoche die folgenden beiden Beispiele vorgestellt. AdhereTech ist eine smarte Pillendose, die den Patienten darauf hinweist, seine Tabletten einzunehmen.
Chui als sicherer Türöffner
Chui soll über Gesichtserkennung die „weltweit intelligenteste Türklingel“ sein.
Nicht verwandt: Chui Motorcycle Trackers
Aus einer Serie von Motorrad-Diebstählen in Kenia ist die Idee entstanden, einen GPS-Service für verloren gegangene Maschinen und Flottenmanagement aufzubauen. Das Chui in Chui Motorcycle Trackers ist nicht Chinesisch, sondern Swahili und bedeutet Leopard, zugleich Wappentier der Firma.
Wo ist Lilly?
Unter dem Namen „Wo ist Lilly?“ entwickelt und vertreibt ein junges Berliner Unternehmen GPS-Tracker für Kinder, Katzen und Hunde. Ähnliche Produkte werden auf der Alm auch für frei weidende Kühe eingesetzt.
Au Back, die Klingen gehen aus!
Ob „Mann“ morgens vor dem Spiegel tatsächlich die Sorge hat, dass er sich anderntags nicht mehr nassrasieren kann, sei dahingestellt. Aber mit dieser Box hat Gilette eine M2M-Lösung entwickelt, welche die Nachbestellung auf Knopfdruck ermöglicht.
Yoints statt der alten Rabattmarken
Das Hamburger Startup Yoints ermöglicht es Geschäften, dass die Kunden über die eigenen yBeacons am Ladeneingang schon mit Bonuspunkten belohnt werden, ebenso auch an der Kasse. Kommen genügend Treuepunkte zusammen, können die fleißigen Käufer dann mit Prämien belohnt werden. Praktisch ist das eine Art Rabattmarken 4.0.
Toshiba-Idee für Public Displays
Von der personalisierten Kundenansprache träumen heute viele Handelshäuser und ihre IT-Partner. Nicht zuletzt deshalb hat Facebook gerade die Nutzungsbedingungen geändert hat, heißt es. Hersteller von Public Displays arbeiten seit langem an entsprechenden Digital-Signage-Lösungen für Einkaufszentren, Bahnhöfe und Flughäfen etwa. Noch in der Findungsphase findet sich diese von Toshiba mit Sonys TransferJet für den Informations- und Datenaustausch auf kurze Entfernungen.
Seidensticker-Hemden aus dem Automaten
Selbst eine Traditionsmarke wie Seidensticker geht mit der Zeit und bietet die Herrenhemden über Automaten an, die über M2M zentral den Füllstand anzeigen. Mehr und mehr Automatenaufsteller setzen auf diese Technologie, weil das Abfahren und Aufschließen jeder einzelnen Verkaufsbox weit teurer ist.
Datenbrillen zum Wohle der Patienten
Medizintechnik und Gesundheit sind das absatz- und umsatzstärkste Segment für Wearables. In der Radio-Onkologie des Universitätsspitals Zürich setzt man für die Atem-Selbstkontrolle der Patienten im CT auf die Moverio BT-100 genannte Datenbrille von Epson.
Entwicklerplattform Apple Watch
Smartwatches wie Apple Watch bieten Entwicklern viele Möglichkeiten für eigene Geschäftsideen, nicht nur im viel zitierten Bereich Fitness.
Samsung verspricht massive Fördermittel
Samsung-CEO BK Yoon hat auf der CES 2015 Anfang Januar 100 Millionen Dollar an Fördermitteln für Entwickler in Aussicht gestellt. „Denn nur zusammen können wir die Zukunft des Internets der Dinge gestalten“, so Yoon. Besonders gefördert werden sollen Technologie-Startups, wie sie die Deutsche Telekom übrigens über fünf Jahre mit 500 Millionen Euro den Steigbügel halten will.
Intel Make it Wearable
Rund um die eigene Edison-Plattform hat Intel 2014 einen mit 500.000 Dollar dotierten Wettbewerb für interessante Wearable-Ideen ausgeschrieben. In den zehn Finalistenteams waren auch mehrere Deutsche.
Die Drohne Nixie hat bei Intel gewonnen
Die 500.000 Dollar aus dem Intel-Wettbewerb „Make it Wearable“ hat das US-Team Nixie mit dieser handlichen Drohne als erste tragbare Kamera gewonnen, die fliegen kann. Dabei gab es auch andere gute Ideen. Einen smarten Handschuh mit integrierten Sensoren, Scanner und Display hatte zum Beispiel das Team ProGlove aus München ins Rennen geschickt.

Schon bei der Entwicklung berücksichtigen

Diese Beispiele zeigen: Das Internet der Dinge erfordert spezifische Sicherheitsvorkehrungen. Insbesondere bei umfangreicheren Vernetzungslösungen müssen die Anbieter ihre Cybersecurity-Strategie anpassen und entsprechende Richtlinien implementieren. Im Idealfall sollte das Thema Sicherheit bereits bei der Entwicklung von IoT-Angeboten berücksichtigt werden. Doch wie die innovativen IoT-Geschäftsmodelle selbst stecken die Security-Maßnahmen häufig noch im Entwicklungsstadium.

Unterschiedliche Reifegrade

Bei aller Euphorie um das Internet der Dinge sind derzeit noch viele Fragen unbeantwortet. Entwicklungen befinden sich häufig allenfalls im Anfangsstadium, neue Geschäftsmodelle müssen erst entwickelt werden. Auch hinsichtlich Datenschutz und Datensicherheit gibt es viele Fragezeichen. Dabei zeigen Enterprise- und Consumer-Segment unterschiedliche Reifegerade: Konsumenten sind derzeit von den neuen Diensten weit weniger überzeugt als Unternehmen.