Robert-Half-Studie

Das können IT-Profis verdienen

21.10.2014 von Christiane Pütter
Viele Informatiker machen sich falsche Vorstellungen von ihren Bezügen. Falsch heißt: zu hohe. Das ist eines der Ergebnisses des Gehaltsvergleichs, den der Personaldienstleister Robert Half durchgeführt hat.

"Von einem sektorübergreifenden Fachkräftemangel zu sprechen, ist in der Tat nicht zutreffend", sagt Sven Hennige. Er ist Managing Director Central Europe & Germany bei Robert Half und legt aktuell die Gehaltsübersicht 2015 vor. Dessen Aussage in Kurzform: IT-Experten sind auf dem deutschen Arbeitsmarkt immer noch sehr gefragt, haben teilweise aber unrealistische Vorstellungen von ihrem Gehalt.

Konkret: Robert Half hat mit rund 200 HR-Managern gesprochen. Wollen ITler den Job wechseln, dann üblicherweise wegen des Geldes. Dabei berichtete fast jeder dritte HR-Manager von überzogenen Gehaltswünschen der Bewerber. Meist war den Informatikern das Grundgehalt zu niedrig (57 Prozent) oder der Bonus (48 Prozent). Außerdem, wie Robert Half schreibt, machten Forderungen nach umfassenden Zusatzleistungen (29 Prozent) oder mehr Urlaub (26 Prozent) "weitere Verhandlungen mit den Jobkandidaten notwendig".

Robert Half: IT-Gehälter 2014 -
Die Gehälter in der IT ...
... hat die Personalberatung Robert Half für 2014 ermittelt. Basis für die Angaben sind die Gespräche der Personalberater mit den Kundenunternehmen und Auswertungen der Datenbank.
IT-Leiter mit 6 bis 9 Jahren Berufserfahrung ...
... können mit Jahresgehältern von 83.000 bis 116.000 Euro rechnen. Für 2015 erwartet Robert Half nur eine Gehaltssteigerung von 0,6 Prozent.
Entwicklungsleiter ...
... finden sich nach drei bis fünf Jahren in einem Gehaltskorridor zwischen 65.000 und 82.000 Euro wieder. Nach 10 Jahren liegt sein Verdienst zwischen 77.000 und 98.000 Euro.
Für Leiter Quality-Management ...
... taxiert Robert Half die Verdienstspannen auf 73.000 bis 97.000 Euro, wenn eine Berufserfahrung von 6 bis 9 Jahren vorliegt.
Ein Leiter Infrastruktur ...
... hat im Unterschied zu seinen Führungskollegen aus Entwicklung oder Quality-Management begrenztere Perspektiven: Nach 6 bis 9 Jahren kann er mit maximal 86.000 Euro rechnen.
Auch die Führungskräfte im Support ...
... werden schlechter vergütet als ihre Kollegen in der Entwicklung: Ein Supportleiter kommt nach 6 bis 9 Jahren auf maximal 77.000 Euro im Jahr. Mit 2 Jahren Berufserfahrung muss er sich mit 48.000 bis 55.000 Euro begnügen.
Ein Anwendungsbetreuer im Support ...
... steigt mit 33.000 Euro ein, nach 5 Jahren kann er zwischen 38.000 und 48.000 Euro verdienen. Für das nächste Jahr erwartet Robert Half ein Gehaltsplus von 1,6 %.
Am besten werden im Support ...
... Systemingenieure (bis zu 76.000 Euro bei 6 bis 9 Jahren Berufserfahrung) und Systemadministratoren (bis zu 67.500 Euro bei 6 bis 9 Jahren Berufserfahrung) bezahlt.
Frisch gebackene IT-Projektleiter ...
... steigen mit einem Jahresgehalt zwischen 55.000 und 64.000 Euro ein. Mit zunehmender Berufserfahrung kann ihr Verdienst auf 75.000 Euro (5 Jahre) bwziehungsweise 92.000 Eure ( mehr als 10 Jahre) steigen.
IT-Teamleiter mit 3 bis 5 Jahren Berufserfahrung ...
... können mit Jahresgehältern von 63.000 bis 75.000 Euro rechnen. Für 2015 erwartet Robert Half nur eine Gehaltssteigerung von 0,7 Prozent.
IT-Berater gehören zu den IT-fachkräften, die am besten bezahlt werden.
Nach 6 bis 9 Jahren im Job kommt ein Berater auf 61.000 bis 83.000 Euro. Hier erwartet Robert half ein Plus von 1,4 Prozent für 2015.
Auch Datenanalysten ...
... mit einem Jahresgehalt von bis zu 71.000 Euro nach 6 bis 9 Jahren werden gut vergütet. Business Intelligence Analysten können nach diesem Zeitraum mit bis zu 74.000 Euro rechnen, Data Warehouse-Manager mit bis zu 80.000 Euro.
Datenbankentwickler ...
... stuft Robert Half nach sechs bis neun Jahren im Job zwischen 60.000 und 74.000 Euro ein ebenso wie ihre Kollegen aus der Anwendungsentwicklung.
Mobile Application Developer ...
... und Webdesigner müssen sich nach 6 bis 9 Jahren im Job dagegen mit Gehaltsspannen von 53.000 bis 65.000 beziehungsweise 62.000 Euro bescheiden.
Abap-Entwickler ...
... steigen mit einem Jahresgehalt zwischen 37.000 und 45.000 Euro ein. Mit zunehmender Berufserfahrung kann sich ihr Verdienst auf 54.000 Euro (5 Jahre) bwziehungsweise 64.000 Eure ( mehr als 10 Jahre) erhöhen.
Auch andere Softwareentwickler ...
... finden sich nach fünf Jahren im Beruf in ähnlichen Gehaltsregionen: Java-Entwickler (zwischen 47.000 und 55.000),.Net-Entwickler (44.000 bis 51.000 Euro), C/C++-Entwickler ( 44.000 bis 51.000 Eur0).
Netzwerkadministratoren ...
... finden sich nach drei bis fünf Jahren in einem Gehaltskorridor zwischen 40.000 und 49.000 Euro wieder. Nach 10 Jahren liegt ihr Verdienst bei über 60.000 Euro.
Am besten verdienen im Bereich Netzwerk ...
... Netzwerkingenieure (bis zu 69.000 Euro bei 6 bis 9 Jahren Berufserfahrung) und Netzwerkarchitekten (bis zu 73.000) Euro bei 6 bis 9 Jahren Berufserfahrung).

Nach zehn Jahren gibt es 30.000 Euro mehr

Auch wenn es keinen "sektorübergreifenden Fachkräftemangel" gibt, müssen Unternehmen also etwas tun, um ihre Informatiker zu halten. Neben Zusatzzahlungen und Boni geht es dabei um flexible Arbeitszeitmodelle, Aus- und Fortbildungsunterstützung oder eine betriebliche Altersvorsorge.

Grundsätzlich gilt für Informatiker: Mit der Erfahrung steigt das Gehalt. So verdient ein Systemadministrator anfangs zwischen 36.000 und 45.000 Euro im Jahr. Nach mehr als zehn Jahren im Job bringt er es auf mindestens 66.500 Euro.

Ein Web-Entwickler erhält zum Berufsstart zwischen 38.000 und 45.000 Euro. Mit zehnjähriger Erfahrung dürften es nicht weniger als 59.000 Euro sein. Ein IT-Projektleiter steigt bei 55.000 bis 65.000 Euro pro Jahr ein. Zehn Jahre später bezieht er mindestens 90.000 Euro.

Arme Kölner und arme Berliner

Doch nicht nur von der Berufserfahrung hängt das Einkommen ab, auch vom Unternehmenssitz. Robert Half beobachtet dabei aber weder ein klassisches Nord-Süd- noch ein Ost-West-Gefälle. Momentan steigen die Gehälter in Stuttgart, Frankfurt, Hamburg und München - in Berlin, Köln und Düsseldorf sinken sie. Wird der Durchschnitt bei 100 Zählern gesetzt, liegt die bayerische Landeshauptstadt mit einem Wert von 104 besonders hoch. Köln erreicht nur 94 Zähler, Berlin 91.

Die nahe Zukunft sieht gut aus für Informatiker. "Die überwiegende Mehrheit der Unternehmen plant, in den kommenden zwölf Monaten zu investieren", erklärt Hennige. Insbesondere Initiativen rund um Virtualisierung (30 Prozent) und Mobile Lösungen (29 Prozent) stehen an.

Hennige rät IT-Experten, sich nicht nur bei den großen Konzernen nach einem Arbeitsplatz umzusehen. "Gerade in Unternehmen mittlerer Größe, die im nationalen Markt expandieren oder neue Märkte erschließen, sind die Jobaussichten gut", sagt er.

Gegen Personalmangel greifen Entscheider auf unterschiedliche Lösungsansätze zurück. "Während Interim Manager vor allem aufgrund ihres spezialisierten Know-hows und ihrer langjährigen, strategischen Ausrichtung eingestellt werden, eignet sich der Einsatz von qualifizierten Zeitarbeitnehmern insbesondere, um kurzfristig und flexibel auf Arbeitsspitzen zu reagieren", so der Manager.

Tipps für die Gehaltsverhandlung -
Reizthema Gehaltsverhandlung
Vielen Bewerbern und Angestellten graut es vor der Verhandlung ums Gehalt. Vier Personalexperten geben Empfehlungen für eine erfolgreiche Argumentation bei der Gehaltsverhandlung.
Jörg Bolender, Director Recruiting bei Atos Deutschland ...
... hat zum Thema Gehaltsverhandlung die folgenden Tipps:
Der Auftritt
Bolender rät zu einem selbstbewussten, aber nicht überheblichen Auftreten.
Vorzüge präsentieren
"Zeigen Sie Ihre Vorzüge (fachliches Know-how, besondere Leistungen, etc.) auf und signalisieren Sie Bereitschaft, auch künftig außerordentliches Engagement zu zeigen und Sonderthemen zu übernehmen und sich im Unternehmen weiterentwickeln zu wollen", empfiehlt Bolender.
Dienstwagen geschickt ansprechen
Bolenders Tipp, um Themen wie Boni und Dienstwagen anzusprechen: In das Thema elegant mit der Frage nach den Sozialleistungen, die das Unternehmen bietet, einsteigen.
Nicole Mamier, Personalleiterin bei Realtech ...
... gibt folgende Tipps für die Gehaltsverhandlung:
Die richtigen Argumente
Im laufenden Angestelltenverhältnis sollte man in der Gehaltsverhandlung seine persönlichen Leistungen und Potenziale aufzeigen. Keine gute Idee ist es, mit einem Angebot der Konkurrenz zu versuchen, das Einkommen hochzutreiben, rät Mamier.
Gehaltswunsch benennen
Wenn im Gespräch nach dem Wunschgehalt gefragt wird, sollte man nicht drum herum reden, sondern offen und selbstbewusst den Gehaltswunsch benennen, so Mamier.
Spanne angeben
Mamier empfiehlt, auf die Frage nach dem Wunschverdienst eine Gehaltsspanne anzugeben. In unteren Einkommensklassen sind Spannen von 5000 bis 10.000 Euro angemessen, in höheren Einkommensklassen können das auch mal bis zu 20.000 Euro sein.
Dieter Schoon, Head of Global Human Resources bei der itelligence AG ...
... hat für die Gehaltsverhandlung die folgenden Tipps:
Wunschverdienst richtig benennen
Im ersten Schritt reicht ein ungefähres Jahresgehalt. Bei der Itelligence AG wird zum Beispiel erst im zweiten Schritt über den konkreten Leistungsumfang gesprochen.
Gute Vorbereitung
Wichtig sei eine gute Vorbereitung. Um den heißen Brei zu reden oder gar nicht zu antworten, wirke erst mal unvorbereitet. Falls man aber doch eine Spanne angeben möchte, sollte sich diese nicht mehr als 2000 Euro im Jahresgehalt unterscheiden (etwa zwischen 50.000 und 52.000 Euro), rät Schoon.
Nicht mit Kollegengehalt argumentieren
Wovon Schoon abrät: Argumentationen wie, der Kollege x verdient jetzt doch auch mehr oder privat fallen so viele Kosten an, sind bei einer Gehaltsverhandlung zum Scheitern verurteilt.
Bärbel Schäfer, Vice President HR bei der Software AG ...
... gibt die folgenden Tipps für die Gehaltsverhandlung:
Initiative ergreifen
Schäfers persönlicher Tipp für eine Gehaltserhöhung: Eine direkte Ansprache des Vorgesetzten mit Schilderung der Erfolge und Performance in der letzten Periode.
Gehalt vorschlagen
Schäfer findet einen direkten Gehaltsvorschlag in diesem Gespräch sinnvoll. Durchaus mit Spielraum, falls der Vorgesetzte verhandeln will.
Wann man Benefits anspricht
Themen wie Boni oder den Dienstwagen sollte der Bewerber ansprechen, wenn diese Benefits für ihn wichtig sind, rät Schäfer.