31. Oktober 2017 bundesweiter Feiertag

Das kostet die Wirtschaft der Extra-Feiertag 2017

23.10.2017
Aus Sicht der Arbeitgeber hat Deutschland viele Feiertage. 2017 kommt wegen des Luther-Jahres ein weiterer hinzu: der 31. Oktober 2017 ist in ganz Deutschland ein Feiertag. Was bedeutet das für die Konjunktur?
Bei Beschäftigten sind sie beliebt, in der Wirtschaft stoßen Feiertage dagegen auf wenig Begeisterung. Unternehmen fürchten zusätzliche Belastungen.
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Im Jahr 2017 gibt es einen arbeitsfreien Tag mehr. Der Reformationstag am 31. Oktober 2017 ist zum 500. Jubiläum ein bundesweit gesetzlicher Feiertag. Nicht unbedingt zur Freude der Wirtschaft. "Deutschland hat ohnehin viele Feiertage", argumentiert der Arbeitgeberverband BDA.

Weniger Arbeitstage machen sich Ökonomen zufolge beim Wirtschaftswachstum bemerkbar. So sagen die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute in ihrem Herbstgutachten für das kommende Jahr ein Wachstum von 1,4 Prozent in Deutschland voraus. In diesem Jahr sollen es noch kräftige 1,9 Prozent sein. Ein Grund für das geringere Tempo: Mehr Feiertage fallen 2017 auf einen Wochentag als in diesem Jahr, zum Beispiel der erste Weihnachtsfeiertag und der 1. Mai. Bereinigt um den Kalendereffekt erwarten die Ökonomen einen Anstieg des Bruttoinlandsproduktes um 1,6 Prozent.

Die verbliebenen Feiertage 2017 im Überblick:


Reformationstag: Dienstag, 31. Oktober 2017 (nur 2017 bundesweiter Feiertag)
Allerheiligen: Mittwoch, 1. November 2017 (nur in Baden-Württemberg, Bayern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und im Saarland)
Buß- und Bettag: Mittwoch, 22. November 2017 (nur in Sachsen)
1. Weihnachtstag: Montag, 25. Dezember 2017 (bundesweiter Feiertag)
2. Weihnachtstag: Dienstag, 26. Dezember 2017 (bundesweiter Feiertag)

Über 10 Milliarden Euro Wertschöpfung an einem Arbeitstag

Wirtschaftsforscher Christoph Schröder vom Institut der Deutschen Wirtschaft (iw) in Köln rechnete jüngst vor: Mehr als zehn Milliarden Euro beträgt die Wertschöpfung an einem Arbeitstag. Selbst wenn ein großer Teil davon später nachgeholt wird, komme da schnell 0,1 Prozent der Jahres-Wirtschaftsleistung zusammen.

Die Bundesbank kommt in einer Untersuchung zu dem Ergebnis, dass 1 Prozent mehr Arbeitstage im Schnitt zu einem Anstieg der gesamtwirtschaftlichen Leistung um 0,3 Prozent führen. Zum Jahresende sei die Wirkung allerdings geringer, unter anderem weil viele Unternehmen um Weihnachten herum ohnehin die Produktion herunterfahren würden.

Wie stark arbeitsfreie Tage durchschlagen, hängt auch von der Branche ab. Bei Eis und Schnee hat ein Arbeitstag weniger am Bau geringere Folgen als in den Sommermonaten. "In den Monaten November bis März..wird der Output primär von den Witterungsverhältnissen bestimmt", erläutert die Bundesbank.

Für den Einzelhandel ist hingegen die Anzahl der verkaufsoffenen Tage entscheidend. Fällt ein Feiertag auf einen Samstag, trifft das die Branche härter als andere Wirtschaftsbereiche, in denen von Montag bis Freitag gearbeitet wird.

Wie Sie dem Feiertagsstress aus dem Weg gehen
Planen Sie vor
Schreiben Sie sich To-Do-Listen und prüfen Sie sie danach lieber doppelt. Gute Planung kann den Unterschied machen, wenn es in den Feiertagsstress hineingeht. Gibt es Aufgaben, die sich auch schon früher erledigen lassen? Was lässt sich bis in den Januar hinein aufschieben? Zu einer guten Planung gehört auch Kommunikation mit den Kollegen - wer ist wann für wie lange nicht da? Wer hat Bereitschaftsdienst? Klären Sie diese Dinge frühzeitig, um böse Überraschungen zu vermeiden.
Achten Sie auf's Geld
Finanzieller Druck ist gerade zur Weihnachtszeit bei vielen Menschen nicht unüblich - seien es Mehrausgaben für Geschenke, Partys oder Spenden. Das erhöht den Stresslevel - manche Unternehmen bieten ihren Mitarbeitern deshalb spezielle Finanzplanungskurse an.
Seien Sie gut zu sich selbst
30 Minuten täglich sollte sich jeder für sich selbst Zeit nehmen. Schlafen, Sport machen, Energie tanken, richtig essen. Gerade letzteres ist über die Weihnachtstage quasi unmöglich, weil immer zuviel aufgetischt ist, aber zumindest an die üblichen Mahlzeiten sollte man sich halten und nicht statt beispielsweise sonst 3mal am Tag nun 5- oder 6mal am Tag essen. Wer Wert auf gesunde Ernährung legt, sollte diesen Vorsatz auch die Süßigkeiten- und Kuchen-lastige Weihnachtszeit über versuchen durchzuhalten - zumindest grob. Die eine oder andere Nascherei muss erlaubt sein. Aber denken Sie daran: Im Januar geht sonst das beschwerliche Extratraining wieder los - also lieber vorbeugen, das senkt auch den Stresslevel.
Bitten Sie um Hilfe
Fürchten Sie sich nicht davor, um Hilfe zu bitten. Die Weihnachtszeit ist eine anstrengende Zeit für alle, reden Sie daher regelmäßig und offen mit Vorgesetzten, Untergebenen und Kollegen. Nur so ist sichergestellt, dass alle auf dem gleichen Stand sind, was wichtige Projekte, Termine und Fristen angeht. Achten Sie auf den Stresslevel der anderen und sorgen Sie dafür, dass Sie denjenigen, die diesen für sich selbst nicht einschätzen können, helfen - dann wird auch Ihnen geholfen.

Reformationstag

Und welche Folgen hat der Reformationstag 2017? "Er spielt als ein einmaliger Effekt nur eine geringe Rolle", sagt Ökonom Peter Hohlfeld von der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. "Auf lange Sicht kompensieren sich die Schwankungen beim Bruttoinlandsprodukt, die auf der jährlich unterschiedlichen Zahl der Arbeitstage beruhen."

Der Tag zum Gedenken an den Theologen Martin Luther, der am 31. Oktober 1517 der Überlieferung zufolge 95 Thesen gegen den Ablasshandel an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg angeschlagen und damit die Reformation eingeleitet hatte, wird ohnehin nicht mit einem vollen Tag berücksichtigt.

In "normalen" Jahren wird er in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung nur mit 0,9 Arbeitstagen angesetzt. Denn in Ostdeutschland - ohne Berlin - ist der Reformationstag immer ein gesetzlicher Feiertag. Die Folgen des Ausnahmejahres 2017 ließen sich nicht genau quantifizieren, heißt es beim Statistischen Bundesamtes.

In den anderen Bundesländern ist der Reformationstag normalerweise ein gesetzlich anerkannter kirchlicher Feiertag, an dem Beschäftigte von ihrer Arbeitspflicht befreit werden könnten, wenn das die betrieblichen Erfordernisse zuließen, erläutert ein BDA-Sprecher: "Diese Regelung hat sich bewährt und bleibt sinnvoll."

Mehr Feiertage für Alle

Weniger Feiertage führen allerdings nicht automatisch zu einer stärkeren Wirtschaftskraft. Das zeigt ein Vergleich der Bundesländer: Bayern führt die wirtschaftliche Hitliste an, obwohl es im Freistaat drei Feiertage mehr gibt als beispielsweise in Niedersachsen. "Ein Tag mehr oder weniger wird durch Überstunden wieder herausgearbeitet", sagt Hohlfeld. Andere Aspekte spielten eine größere Rolle, zum Beispiel, ob eine Region im Strukturwandel stecke wie das Ruhrgebiet oder Ostdeutschland.

Die Kirchen haben eine andere Sicht auf das Thema: Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm schlug nun vor, dass der Reformationstag und der Buß- und Bettag bundesweit gesetzliche Feiertage werden sollen - damit das Land "zur Besinnung" kommen könne, wie er der Funke-Mediengruppe sagte: "Es wäre ein tolles Zeichen, wenn die Politik einmal nicht allein für die Ökonomie, sondern für das Miteinander der Menschen neuen Freiraum schaffen könnte." (dpa/rs)

LAB & Company-Umfrage über Arbeitsstress an Feiertagen
Lesen und Bearbeiten von Mails
Gut acht von zehn Befragten (83 Prozent) haben an den zurückliegenden Feiertagen berufliche E-Mails mindestens gelesen. Bei Managern mit einem Jahresgehalt von mehr als 200.000 Euro liegt der Anteil höher.
Erwartungen an Erreichbarkeit
Viele Führungskräfte beobachten, dass die Erwartungen an die Erreichbarkeit steigen. Nur jeder Zehnte sagt das Gegenteil.
Arbeit an den Feiertagen
Was Weihnachten und Silvester 2014 betrifft, haben 14 Prozent beziehungsweise elf Prozent zumindest einige Stunden gearbeitet.
Klaus Aden, Geschäftsführer LAB & Company
Klaus Aden, Geschäftsführer von LAB & Company, fasst die Ergebnisse so zusammen: "Die Arbeitsverdichtung ist mittlerweile so hoch, dass selbst ein kurzes Abschalten vielfach keine Option ist. Der Druck hat sogar noch zugenommen und ein Ende des Trends ist nicht erkennbar."