Richtige Entscheidungen treffen

Der CIO als Unternehmer

24.03.2015 von Peter Ratzer und Viktor Veith
Immer kürzere Innovationszyklen stellen Unternehmen vor neue Herausforderungen. CIOs können diese Chance nutzen und Wettbewerbsvorteile für ihr Unternehmen generieren. Voraussetzung hierfür ist, ein neues Selbstverständnis im Unternehmen zu schaffen.
CIOs sollten zeigen, dass sie mit bewusstem Risikoeinsatz unternehmerisch agieren und bereit sind, dabei neue Wege einzuschlagen.
Foto: Rudie - Fotolia.com

Wichtige Aspekte wie Zuverlässigkeit und Sicherheit des Systembetriebs dürfen nicht mehr alleine im Vordergrund stehen. Für CIOs gilt es "den Sprung ins kalte Wasser" zu wagen und über den eigenen Tellerrand hinaus zu schauen. Wer einen glaubhaften Imagewandel vollziehen will, muss konsequent vorgehen. Dies fängt bei der eigenen Person und Entscheidungsfindung an, setzt sich im Auftreten fort und sollte auch in Steuerungsmethoden verankert werden. Daneben ist es entscheidend, aktiv am Markt außerhalb des eigenen Unternehmens zu agieren. Die folgenden Handlungsempfehlungen zeigen, wie sich CIOs hier positionieren können.

1. Zeigen Sie mehr Risikobereitschaft bei eigenen Entscheidungen

Mit Blick auf IT-Services im Unternehmen wird von CIOs erwartet, Risiken soweit möglich zu minimieren. Diese Einstellung macht es schwierig, neue Akzente zu setzen beziehungsweise Wachstumspotenziale zu erschließen. Lösen Sie sich vom gewohnten Denkmuster, wenn Sie innovative Technologien und Methoden bewerten. Gehen Sie mehr Risiken ein und treffen Sie Entscheidungen auch mit einer größeren Unsicherheit. Handeln Sie nicht als "Bewahrer" der IT, sondern als Unternehmer im Unternehmen.

Laut der Deloitte CIO Survey 2014 sehen sich CIOs im Selbstbild mehrheitlich als risikoaffin - ihr Verhalten spiegelt das aber oft nicht wider. Nur wenn Sie ihre eigene Persönlichkeit realistisch einschätzen, können Sie sich bewusst auf den Weg machen.

2. Schaffen Sie sich die notwendigen Freiräume

Im zweiten Schritt ist es notwendig, das neue Selbstverständnis auch im Unternehmen zu kommunizieren und zu etablieren. Vielfach fehlt für ein unternehmerisches Agieren der IT der notwendige Bewegungsspielraum (s. Abbildung 1).

Abb. 1: Als größtes Hindernis wird die Risikoaversion gegenüber der IT in der Unternehmensleitung angesehen.
Foto: Deloitte Consulting GmbH

Um die erforderlichen Freiräume zu schaffen, brauchen Sie ein enges Vertrauensverhältnis zur Unternehmensführung - idealerweise zum Vorstandsvorsitzenden. Hier hinkt Deutschland im internationalen Vergleich hinterher: Nur 16 Prozent der CIOs schätzen ihr Verhältnis zum CEO als sehr gut ein - international mehr als 40%. Investieren Sie mehr Zeit in die Beziehungspflege. Kommunizieren und vermarkten Sie aktiv Ihr Vorhaben, neue Wachstumschancen am Markt zu erschließen.

Mit einer Verknüpfung des Erfolgs dieser Initiativen mit Ihren eigenen Zielen beziehungsweise Ihrer variablen Vergütung signalisieren Sie, dass Sie voll hinter diesen stehen. Sollte es keinen Vertrauensvorsprung geben, schaffen Sie Tatsachen. Agieren Sie einfach selbst. Sobald Sie erste kleine Erfolge vorweisen können, nutzen Sie diese, um sich sukzessive mehr Handlungsspielraum zu erarbeiten.

3. Steuern Sie Ihr Portfolio nach Wert, Risiko und Amortisation

Mehr Risiko bedeutet im Umkehrschluss, dass Initiativen auch scheitern dürfen - dies ist erlaubt und auch gewollt. Mehr Risiko darf aber nicht zu Kontrollverlust oder unverantwortlichem Handeln führen. Versetzen Sie sich in die Lage eines Investors. Steuern Sie Ihr Portfolio unter Berücksichtigung von Wert, Risiko und Amortisation. Ziel ist, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen wertbeständigen, risikoarmen Aktivitäten mit gegebenenfalls geringerem Wachstumspotenzial und Initiativen mit hoher Amortisation im Erfolgsfall, welche meist mit höheren Risiken behaftet sind.

Nur etwa die Hälfte der CIOs gibt an, eine dementsprechend methodische Portfoliosteuerung zu betreiben. Ebenso viele CIOs reservieren nichts oder weniger als 10 Prozent ihres Budgets explizit für innovative Themen.

4. Setzen Sie auf externe Partnerschaften mit innovativen Start-Ups

Neue Quellen für Innovation und Wachstum sind vor allem außerhalb des eigenen Unternehmens zu suchen. Partnerschaften mit innovativen Start-Ups können zu einem signifikanten Wettbewerbsvorteil führen. Viele Unternehmen haben dies erkannt. Die Deutsche Telekom stellt beispielweise eine halbe Milliarde Euro explizit für solche Beteiligungen zur Verfügung. CIOs sollten dieses wichtige Thema aktiv mit vorantreiben. Im Vergleich zu anderen Schlüsselthemen ist der Reifegrad hier in der IT bislang sehr gering (s. Abbildung 2).

Abb. 2: Nur einer von fünf CIOs gibt an, heute bereits operativ solche Kooperationen zu betreiben.
Foto: Deloitte Consulting GmbH

Bilden Sie als CIO die Brücke zu den Technologie Start-Ups. Gehen Sie aktiv auf die Suche, welche davon für eine Zusammenarbeit geeignet sind. Knüpfen Sie Kontakte und werden Sie Experte für diese Fragestellungen in ihrem Unternehmen. Voraussetzung ist neben einer agilen und serviceorientierten IT die entsprechende Mentalität ihrer Mannschaft. Profitieren Sie von der Geschwindigkeit, mit denen Gründer oftmals unterwegs sind und tragen Sie diesen Schwung durch gemeinsame Projekte hinein in ihre Organisation.

Fazit

Lassen Sie das Image vom Hüter der angestaubten Konzern-IT hinter sich. Nutzen Sie die Chance, sich als Wachstumstreiber durch technologische Innovation in ihrem Unternehmen neu zu positionieren. Zeigen Sie hierbei konsequent, dass Sie mit bewusstem Risikoeinsatz unternehmerisch agieren und bereit sind, dabei neue Wege einzuschlagen. So wird es Ihnen gelingen, frischen Wind in die Rolle des CIO zu bringen und ihren Einfluss auf die Geschäftsentwicklung weiter zu steigern.